Warum der Abschluss des Großprojekts „Leitungsbau“ des Zweckverbands ausgerechnet nahe der Liebfrauenbrunnkapelle gefeiert wurde, lag auf der Hand. Die Werbacher Ortsteile Gamburg und Niklashausen wurden Ende Mai als letzte Orte an die neue Wasserversorgung des Zweckverbands angeschlossen. Aktuell ist die Quellneufassung von „Stürmers Hölzlein“ eine der größten und interessantesten Baustellen des Verbands, die sich ebenfalls auf Werbacher Gemarkung befindet.
Gekommen zum Abschluss des Großprojekts waren nicht nur die Vertreter der Kommunen im WVMT, sondern auch Mitarbeiter der Bauhöfe, der Bauämter, Wassermeister, Bürgermeister aller beteiligten Kommunen, Vertreter der Baufirmen und der Ingenieurbüros, des Landratsamtes und nicht zuletzt Regierungspräsidentin Susanne Bay. Immerhin handelt es sich bei der neuen Wasserversorgung durch den Zweckverband um die größte Einzelmaßnahme des Landes, die mit Fördergeldern unterstützt wurde.
Susanne Bay: Aus der Not eine Idee, ein Plan, ein Verband
An so einem heißen Tag erinnerte Bay daran, welche organisatorische und technische Meisterleistung hinter der Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend Trinkwasser stecke. Diese scheinbare Selbstverständlichkeit haben Sie in dieser Region ganz besonders gestaltet“, erinnerte sie an die Ausgangssituation. Vier getrennte Anlagen, hohe Nitratwerte und teilweise erhebliche mikrobiotische Belastungen boten keine ideale Ausgangsposition, so die Regierungspräsidentin.
„Aber hier wurde aus der Not eine Idee, aus der Idee ein Plan und aus dem Plan ein Zweckverband.“ Letztere sei für sie Ausdruck des Zusammenhalts, der Zusammenarbeit und einer gemeinsamen Zukunftsorientierung der Kommunen. Weil im Landtag das Thema „Trink- und Abwasser im ländlichen Raum“ eine große Priorität habe, sei die Unterstützung durch umfangreiche Fördermittel möglich gewesen. „Wir haben hier jetzt eine Infrastruktur, die nachhaltig ist. Und wir haben das gute Gefühl, dass aus einer dürftigen Ausgangslage etwas wirklich Großes und Gutes entstanden ist“, sagte sie.
An die Anfänge erinnert
MdL, Professor Wolfgang Reinhart, war einer derjenigen, welche die Umsetzung des Großprojekts von Anfang an intensiv unterstützt haben. Er war es auch, der am Montagmittag an die Anfänge des Projekts erinnerte, wie an den durch den damaligen Umweltminister festgelegten Anschluss an die Bodenseewasserversorgung, den Anschluss an die Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW), an das Aufgebgehren der Bürger und das daraus folgende eigene Großprojekt.
Reinhart erinnerte auch an die Förderrichtlinien des Landes, damit das Wasser bezahlbar bleibt und an einen nötigen Vergleich, damit das größte und teuerste Projekt für die Wasserversorgung des Landes im Main-Tauber-Kreis umgesetzt werden konnte. Er sprach von vielen Besuchen in Stuttgart, die nötig waren und auch von etwas holprigen Zeiten im Verband. „Wir sind jetzt im Zieleinlauf und deshalb freuen wir uns, wenn wir in der Wanne sitzen und ein Litamin-Schaumbad bei 13 Härtegraden genießen“, sagte er zur Erheiterung der Anwesenden.
Für Landrat Christoph Schauder sei es ein besonderer Tag für den gesamten Kreis, „weil man eindrücklich unter Beweis stellt, dass wir nicht nur geografisch an der Spitze des Landes liegen, sondern in diesem Fall auch wieder eine Vorreiterrolle einnehmen.“ Das Vieles im Land durch hochengagierte Beteiligte und die Unterstützung der Landesregierung funktioniere, dafür sei dieses Großprojekt das beste Beispiel. Enorme Bedeutung habe aber vor allem die Versorgungssicherheit von 40.000 Bürgern im Mittleren Taubertal. „Mit der neuen Wasserversorgung treten wir in ein neues Zeitalter ein, was die Trinkwasserversorgung und Ausfallsicherheit betreffen.“
Eine große Wertschätzung
Die Vorsitzende des Zweckverbands, Tauberbischofsheims Bürgermeisterin Anette Schmidt, sagte nicht ohne Stolz: „Der Verband und viele unserer Amtsvorgänger haben sich auf den Weg gemacht, eine Trinkwasserversorgung für 40.000 Einwohner im mittleren Main-Tauber-Kreis zu bauen.“ Sie gliederte das Großprojekt mit dem Wasserwerk in Dittigheim, dem Leitungsbau im Verbandsgebiet und dem Ausbau der Quellen und Brunnen in drei Bereiche. Mit der offiziellen Beendigung des Leitungsbaus an diesem Tag sei der größte Teil des Projekts abgeschlossen.
„Wir haben unser Wasser hier in der Region für unsere Einwohner in der Region – das ist eine große Wertschätzung unserer Heimat und unserer Landschaft“, so Schmidt. Außerdem sei diese Art der Wasserversorgung ökologisch wertvoll und energiebewusst, denn das Wasser müsse nicht quer durch das Land gepumpt werden. Sie rechnete vor, dass jeder Liter Wasser mindestens 30 Cent teurer wäre, wenn die Fördergelder nicht geflossen wären. „Die Arbeiten am Leitungsbau für Roh- und Reinwasser des Verbands sind vollbracht. Mit dem symbolischen Knopf wollen wir das Reinwasser nun nach Niklashausen und Gamburg schicken.“
Bevor das passierte, führte WVMT-Geschäftsführer Klaus Seidenspinner alle Fakten an und erklärte technische Details. „Im Nachgang muss man sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Denn wir sind in der glücklichen Lage, dass wir Wasserrecht für 260 Liter pro Sekunde haben, für den Betreib des Wasserwerks aber nur 160 Liter pro Sekunde benötigen“, so Seidenspinner. Damit kann mit den Grundwasserreserven im Mittleren Taubertal sehr schonend umgegangen werden.
Zweckverband Wasserversorgung „Mittlere Tauber“ und die Projekte
- 2013 wurde der erste Förderantrag für den Bau des Wasserwerks gestellt.
- 2015 wurde der erste Förderantrag für den Leitungsbau gestellt.
- Im Juli 2014 erfolgte die Gründung des Zweckverbands , dem die Grünbachgruppe (Großrinderfeld, Wittighausen und Grünsfeld), Lauda-Königshofen, Tauberbischofsheim und Werbach angehören.
- Der Startschuss erfolgte mit dem Neubau des Wasserwerks „Taubertal“ in Dittigheim im Jahr 2016. Im Dezember 2018 wurde die Einweihung gefeiert. Der Bau hat rund 14 MillionenEuro gekostet und wurde mit 6,4 Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg gefördert.
- Die erste große Leitungsbaumaßnahme startete 2017 mit der Anbindung der Grünbachgruppe.
- Seitdem wurden von Unterbalbach bis Gamburg insgesamt 37 Kilometer Rohwasserleitungen, 39,5 Kilometer Reinwasserleitungen, 28 Schachtbauwerke und 30 Betriebspunkte durch die WVMT gebaut.
- Die Rohre haben einen Durchmesser von acht bis 40 Zentimetern.
- Insgesamt wurden allein für den Leitungsbau, die Quellen- und Brunnensanierung zehn Förderanträge gestellt , neun davon bewilligt. Für den zehnten Antrag in Höhe von 2,55 Millionen Euro förderfähiger Baukosten, beispielsweise für Pumphäuser, steht die schriftliche Zusage noch aus.
- Die Kosten allein für den Leitungsbau im Zweckverband betragen insgesamt 48,6 Millionen Euro, wovon das Land 27,5 Millionen Euro Fördergelder beisteuerte. Damit liegt die Förderquote bei 57 Prozent.
- Die Kosten für das gesamte Projekt des WVMT belaufen sich auf rund 64 Millionen Euro. Nicht berücksichtigt sind in dieser Summe die Kosten für die Eigenmaßnahmen der Kommunen. Diese stehen bislang noch nicht konkret fest.
- Die Orte Sachsenflur und Heckfeld sind noch nicht an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen, weil die bereits laufenden Arbeiten dafür allein von der Kommune durchgeführt werden müssen. Mitte 2026 soll die Eigenmaßnahme der Stadt Lauda-Königshofen ebenfalls abgeschlossen sein.
- Sind alle Orte im Verbandsgebiet angeschlossen, beträgt die Abgabemenge rund zwei Millionen Kubikmeter Trinkwasser im Jahr, die im Wasserwerk aufbereitet werden.
- Das Wasser wird aus 23 Brunnen , (davon wurden 15 saniert) und zwei Quellgebieten gewonnen. Damit werden 40.000 Bürger im Verbandsgebiet versorgt. hei
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