150 Jahre Tauberbahn - Die Vorbereitungen zur Errichtung des Bahnhofs Gamburg begannen bereits im Frühjahr 1865

Bis 1960 tankten Dampflokomotiven

Von 
Uwe Büttner
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Der Bahnhof Gamburg 1958: Einfahrt eines Personenzuges aus Wertheim – auf dem Bahnsteig Vorstand Wilhelm Drach. © Sammlung Uwe Büttner

Die Vorbereitungen zur Errichtung der Station Gamburg begannen bereits im Frühjahr 1865.

Gamburg. Vor dem Bau mussten in dem sumpfigen Boden Eichenstämme eingerammt werden, auf denen ab 1867 das Fundament des Bahnhofsgebäudes errichtet wurde. Im Herbst 1867 begannen die Bauarbeiten am Empfangsgebäude, das mit 16 476 Gulden veranschlagt wurde.

Bei der Bestandsaufnahme der Station Gamburg 1870 wurde diese folgendermaßen beschrieben: „Das Aufnahmsgebäude enthält einen geschlossenen Vorplatz, ein Bureau für den Billeteur, einen Wartsaal und eine Wohnung für einen Expediteur und einen Bahnwärter.“ Weiter aufgeführt sind ein Oekonomiegebäude für Wohnungen und Bureaus, Abtritte, Pissoirs für die Reisenden, ein Güterschuppen zum Verladen eines Wagens, eine Verladerampe für Schlachtvieh und eine Einrichtung zum Speisen der Lokomotiven. Zu der Bahnstation gehörten zwei Trottoirs, zwei Parallelgeleise durch die Station, eine Zufahrtsstraße zu den Gebäuden und der Verladerampe sowie eine Stationseinfriedung.

Die Station Gamburg war von Anfang an Vollstation mit Güterversand, Güterempfang und Personenverkehr sowie Wasserstation mit Wasserhaus und zwei Wasserkranen für die auf der Taubertalbahn verkehrenden Dampflokomotiven. Noch bis 1960 tankten hier die Lokomotiven ihre Wasservorräte auf. Die Güterstation besaß eine Laderampe für Kopf- und Seitenverladung, eine Gleiswaage mit 40 Tonnen Tragfähigkeit sowie einen Hebekran mit zwei Tonnen. Kranen und Waage sind seit 1954 Eisenbahngeschichte.

Im amtlichen Bahnhofsverzeichnis der Deutschen Reichbahn von 1938 wird der Bahnhof Gamburg mit der Bahnhofsnummer 29 770 als Bahnstation der Klasse IV mit Personen- und Güterverkehr ohne Kopframpe aufgeführt.

Der Bahnhof an der Bahnstrecke hatte eine eigene Bahnmeisterei (Bahnhofsnummer 79 191) und gehörte zum Bahnamt Lauda und dem Maschinen- und Bahnamt Heilbronn.

Bis 1939 zwei Büroräume

Bis 1939 befand sich in zwei Büroräumen der Güterhalle die Bahnmeisterei Gamburg – diese wurde danach nach Wertheim verlegt. Während des Zweiten Weltkrieges lagerte die Reichsbahndirektion im Tunnel einen Teil des Reichsbahnausbesserungswerkes Saarbrücken-Burbach nach hierher aus. Bis 1920 war im Stationsgebäude auch die Poststelle des Ortes Gamburg untergebracht.

Das Stammpersonal bestand bis 1965 aus drei Eisenbahnern; dem Vorstand und zwei Oberweichenwärtern.

Die letzten Vorsteher waren im Übrigen bis 1952 Karl Künzig und von 1952 bis 1965 Wilhelm Drach. Arbeitsbeginn auf dem Bahnhof war morgens um 4 Uhr – Dienstschluss um 21.30 Uhr.

Ab 1960 begannen auch hier die Rationalisierungsmaßnahmen der Bundesbahn und 1965 endete die Selbständigkeit des Bahnhofs Gamburg und er wurde als Außenstelle dem Bahnhof Tauberbischofsheim angegliedert. Im gleichen Jahr nach Aufhebung des Stückgutverkehrs erhielt der Bahnhof neue Dienstzeiten. Das Personal bestand danach nur noch aus einem Beamten. Letztes Stammpersonal waren hier Alois Keller und Otto Seitner.

1967 bekam das Natursteinwerk Hofmann ein eigenes Entladegleis. 1970 montierten Gleisbauer die Gamburger Eisenbahnbrücke komplett ab und setzten noch in derselben Nacht mit zwei Kranen eine neue Konstruktion ein. Ab Januar 1997 gehörte die Bahnstrecke zu Würzburg. Der Bahnhof war eine Außenstelle des Bahnhofs Lauda und als Kombinationsstelle Stellwerk/Fahrkartenverkauf mit Ablösern besetzt.

Im Mai 1999 wurde der Fahrkartenverkauf im Bahnhof Gamburg endgültig eingestellt. Das einstige Stationsgebäude befindet sich seit 2001 in wechselndem Privatbesitz. 2010 wurden in der Station neue Bahnsteige gebaut und die Signaltechnik modernisiert. 2011 wurde das letzte Bahnpersonal abgezogen, seither wird der Bahnhof vom Zentralstellwerk Miltenberg aus ferngesteuert. Die Haltestation ist auch heute noch Kreuzungsbahnhof der Tauberbahn. ubü

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