Edelfingen/Elpersheim. Mit zwei ausdrucksstarken Chorkonzerten feierte der Elpersheimer Kirchenchor „Sing again“ das Jubiläum „500 Jahre evangelisches Gesangbuch“. Auch der Nassauer Kirchenchor wirkte mit.
„Mit Gesang kann man etwas ausdrücken, was man mit Worten nie so sagen kann“. Mit diesen Worten setzte die Weikersheimer Pfarrerin Barbara Weißenstein den thematischen Akzent für die beiden Veranstaltungen in der Edelfinger Kirche und der Kirche St. Georg Elpersheim.
Die Menschen hätten das schon immer gewusst, auch die Psalmen im alten Israel seien gesungen worden. Was im Mittelalter an Priester und Mönche delegiert worden sei, habe Martin Luther mit seinen Liedern wieder für die Gemeinde entdeckt und damit das „Priestertum aller Gläubigen“ propagiert.
Die ersten Lieder der Reformation entstanden 1523 und schon um die Jahreswende zum Jahr 1924 erschien in Nürnberg das „Achtliederbuch“, dem im gleichen Jahr noch zwei weitere evangelische Gesangbücher folgten.
„Ein ganz großer Schatz“ sei das, betonte die Pfarrerin. Ursprünglich hätten die Chöre die Lieder der Gemeinde vermittelt (gedruckte Gesangbücher waren teuer und zunächst für Lehrer, Pfarrer und Kantoren bestimmt) und sie zum Singen ermuntert. So standen auch die beiden Jubiläumskonzerte unter dem Motto „Zuhören – genießen – mitsingen“. Dass sie ihre Sängerinnen und Sänger mit musikalischem Gespür und hohem Engagement begeistern kann, beweist die C-Kirchenmusikerin Karin Kraft seit 1997 als Leiterin des Elpersheimer Kirchenchors und mehrerer Projektchöre, die sich dann zum Chor „Sing again“ vereinigten. Mit harmonischen Chorklang und ungewöhnlich präziser Artikulation boten sie den Zuhörern einen Querschnitt durch altes und neues geistliches Liedgut, wie es die evangelische Kirche bis heute pflegt.
In ihren kurzen Einführungen in die Entstehung der Liedtexte und den Charakter der Melodien erwies sich Barbara Weißenstein als sachverständige Kirchenmusikerin und eine Theologin, die es versteht, in der Sprache ihrer Zuhörer zu formulieren. Mit dem Satz „O come let uns sing to the Lord“ von Joseph Martin setzte der Chor ein. Sorgfältig ausgewählt waren danach die Chorsätze, die die Vielfalt der Melodien vom ursprünglich weltlichen Volkslied bis zur aktuellen geistlichen Komposition zeigten. So stand der Madrigalsatz von Giovanni Giacomo Gastoldi, vor 1600 komponiert zum Lied „An hellen Tagen“ und später geistlich unterlegt mit dem Choral „In dir ist Freude“, neben dem zeitgenössischen Lied „Der Abend kommt“ von Jörg Zink, vertont von Hans-Jürgen Hufeisen mit einer Melodie, in der man den Komponisten mit seiner zarten Konzertflöte zu vernehmen glaubte.
Beim Elpersheimer Konzert sang auch der Kirchenchor Nassau mit, den Steffen Zeller seit 1998 als talentierter Profimusiker leitet. Er versteht es, seine Chormitglieder mit viel Gespür für Liedwahl und sorgfältiger Probenarbeit zu beachtlichen Leistungen zu motivieren.
Das Ensemble interpretierte auch das Kernlied Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“, entstanden fünf Jahre nach den ersten evangelischen Gesangbüchern. Instrumental wirkten an beiden Abenden mit Anja Schmezer (Klarinette und Saxophon), Christine Hauf (Trompete), Claudia Hoffmann-Winkler (Gitarre), Steffen Zeller (Piano), Andreas Kraft (Cajon) und Matthias Striffler (Bass). Die hohe Leistung der Mitwirkenden faszinierte die Gäste an beiden Orten. Schon in Edelfingen erzwangen sie mit stehendem Applaus eine Zugabe, die gerne gewährt wurde, bevor der Chor unter dem Gesang „Du bist gesegnet, ein Segen bist du“ das Gotteshaus verließ. peka
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