Zukunftstag

Weikersheim: Diese Ideen haben die Bürger zum Klimaschutz

Über 100 Anmeldungen, teilweise bereits ergänzt durch Themenvorschläge für die „Open Space-Konferenz“, waren im Vorfeld eingegangen. Als es losging, versammelte sich um die 130 Gäste im Wittenstein-Saal.

Von 
Inge Braune
Lesedauer: 
Unter dem Motto „Klimawandel – was können wir tun?“ hatte die Tauberphilharmonie zum „Zukunftstag“ geladen. In intensiven Gesprächen in kleinen und größeren Workshop-Runden entwickelten die Teilnehmenden facettenreiche Ideen. © Inge Braune

Weikersheim. Es ging höchst lebendig zu am Samstag in der Tauberphilharmonie: Johannes Mnich hatte gemeinsam mit dem Schirmhern, Bürgermeister Nick Schuppert, zum Zukunftstag geladen.

Man habe schon einiges auf den Weg gebracht, so Schuppert in seiner Begrüßung: Das Nahwärmekonzept stehe, die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf sparsame LEDs sei in der Vorbereitung, schon umgesetzt oder in Vorbereitung sei der Photovoltaik-Ausbau – unter anderem auch auf Tauberphilharmonie und Logierhaus. Bereits am Laufen sei das Weikersheimer Carsharing-Projekt, und die Ausschreibung des Postens Klimamanager/-in stehe unmittelbar bevor.

Der Bürgermeister verwies auch auf Gründe zum Optimismus: bereits einmal sei es der Weltgemeinschaft gelungen, gemeinsam ein globales Problem zu lösen: Nachdem im Rahmen der Montreal-Vereinbarungen FDKW verboten wurde, konnte sich das besorgniserregende Ozonloch wieder reduzieren.

Angestrebte Klimaschutzziele

Die beim Stadtwerk Tauberfranken angestellte Klimaschutzmanagement-Leiterin Ann-Kathrin Murphy präzisierte die derzeit angestrebten Klimaschutzziele. So visiert der European Green Deal Klimaneutralität bis 2050 an, das bundesdeutsche Klimaschutzgesetz nennt 2045, das baden-württembergische Pendant 2040 und die Kommunen bereits 2030 als Zielmarke.

Unvermeidlich sei dennoch neben der generellen Anpassung an den Klimawandel die Erhöhung der Resilienz inklusive der soziokulturellen Widerstandsfähigkeit und die Entwicklung auch technischer Schutzmaßnahmen. Unter der Fragestellung „Klimawandel – was können wir tun?“ fanden sich Teilnehmende nicht nur aus dem gesamten Main-Tauber-Kreis ein: Selbst aus Frankfurt Angereiste diskutierten lebhaft mit. Wie groß die Sorge der Gäste bezüglich der Herausforderung Klimawandel ist, ließ sie der an diesem Tag ehrenamtlich tätige Moderator Thomas Rietschel anhand eines auf den Boden geklebten Besorgnis-Strahls herausfinden: im Sorgebereich von rund 70 Prozent sammelte sich das Gros der Teilnehmerschaft.

Grund genug, schnell ans Werk zu gehen: Über 20 Themenvorschläge und Ansatzpunkte für die Workshops stellten die Anwesenden vor, die sich in zwei Runden zu 16 Workshops zusammenfanden. Im Foyer, auf der Bühne, im Wittenstein-Saal und Besprechungsräumen ging es dann in teils recht großer Runde etwa um Bürgerbeteiligung bei Projekten zu erneuerbaren Energien, um die Frage, wie der Spagat zwischen Denkmal- und Klimaschutz gelingen kann, natürlich um die Landwirtschaft und um zukunftsfähige kommunale Stadtentwicklung. Weitere Themen: nachhaltiges Bauen, die bessere Vernetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen und die Verbesserung des kompetenten und multilateralen Informationsflusses.

Andere Gruppen beschäftigten sich mit der Frage, wie Bäume, Gärten, Böden und Gewässer nicht nur im Bestand geschützt, sondern auch nachhaltig entwickelt werden können – und welche Formen des gesellschaftlichen Austauschs im Nachbarschafts- oder Bürgergespräch am ehesten geeignet sein könnten, möglichst alle Menschen mitzunehmen.

Zukünftige Nutzung des Laukhuff-Areals

Teilweise recht konkret wurden etwa im Workshop zur Stadtentwicklung Vorschläge zur künftigen Nutzung des Laukhuff-Areals inklusive der seinerzeit von der Orgelmanufaktur für die Belegschaft zur Verfügung gestellten Gärten mit altersgemischter Quartierplanung, die es auch für in inzwischen eigentlich viel zu großen Häusern lebenden Senioren attraktiv machen könnte, in die Innenstadt umzusiedeln. Etliche Gruppen formulierten bereits recht klare Anfragen an die Verwaltungen: Von einem örtlichen Klimaschutzmanager etwa erwarte man nicht nur Beratung der Verwaltung, sondern auch der Bürger bis hinein in Schulen und Kindergärten. Unterm Thema „Wärmewende Weikersheim“ will sich eine Gruppierung der zahlreichen mit smarter Technik im Bestand und in Neubaugebieten verbundenen Potentiale widmen und ihr Augenmerk zunächst insbesondere dem Schulzentrum widmen.

Auch eine Bürgerenergie-Genossenschaft könnte sich längerfristig aus einer Workshopgruppe entwickeln. In Kommunen könne es dann nicht nur einen Klima-, sondern auch einen Community-Manager geben, damit ein demokratischer Umsetzungsprozess Fahrt aufnehmen könne.

Es dürfte die Organisatoren und die Teilnehmenden ebenso wie die Verwaltung einiges an Zeit kosten, die vielen an diesem Nachmittag entwickelten und vorgestellten Ideen in ein Handlungskonzept zu fassen. „Das Ergebnis des Zukunftstages gibt uns viele Aufträge“, fasste Bürgermeister Schuppert gegen seine Eindrücke zusammen.

Johannes Mnich, der mit seinem Team unter anderem mit dem geplanten Kulturwald bereits an der Umsetzung der klimaneutralen Tauberphilharmonie arbeitet, sagte auf jeden Fall zu, auch weiter dabei zu sein. Das haben sich auch etliche Workshop-Gruppen vorgenommen, die versuchen werden, für ihre nächsten Gespräch- und Arbeitsrunden auf allen Kanälen zu werben.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten