Weikersheim. Im Alter von 84 Jahren ist der frühere Weikersheimer Dekan Ulrich Bernecker am 5. September verstorben. Beachtliches geleistet hat er bei der Gründung eines Diakonischen Werks zusammen mit der badischen Landeskirche.
Eine Zeit der Sparmaßnahmen und der dadurch bedingten Reformen war die Dienstzeit von Ulrich Bernecker im Hohenloher Land von 1995 bis 2006. Die Diskussionen um den „Pfarrplan“, der die Streichung von Pfarrstellen und die Änderung von Pfarreigrenzen erzwang, waren arbeitsintensiv und brachten ihm auch mancherlei Kritik von Betroffenen ein. Doch führ ihn zählte das Ergebnis – das war seiner Meinung nach „gut und für lange Zeit tragfähig“. Man sei jetzt „sensibel geworden für die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden“, auch sei das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit der Gemeinden in allen Distrikten des Bezirks gestärkt worden. Damit hat Ulrich Bernecker ein solides Fundament gelegt für die weiteren Sparmaßnahmen der kommenden Jahre.
Wichtige Einrichtungen gestärkt
Viel Zeit, Engagement und Verhandlungsgeschick investierte er in die Gründung des landeskirchenübergreifenden Diakonischen Werks für den ganzen Main-Tauber-Kreis – ein Projekt, das sich als zukunftssicher erwiesen hat. Auch um die Stärkung der Psychologischen Beratungsstelle in Bad Mergentheim war er bemüht.
Die Dienstgemeinschaft seiner Pfarrerinnen und Pfarrer lag dem Dekan stets am Herzen. Er achtete darauf, dass „das Ansehen, das die Pfarrer im ländlichen Raum haben, nicht beschädigt wird“ und die Pfarrer weiterhin ihre Stellung als „Hirten ihrer Gemeinde“ behalten.
Hohenloher Land als zweites Zuhause
Das Hohenloher Land kennt der als Münsingen stammende Pfarrerssohn bereits seit seiner Jugend: In Schöntal besuchte er das „Evangelische Seminar“, ein altsprachliches Gymnasium mit Internat, und nach dem Abitur in Bad Urach leistete er sein diakonisches Jahr in Kirchberg an der Jagst ab. In Tübingen und Zürich studierte Ulrich Bernecker Theologie und während seiner Vikarszeit war er auch als „Repetent“ (Betreuer und Ausbilder der Theologiestudenten) am Tübinger Stift tätig. Gute ökumenische Kontakte pflegte er schon als Pfarrer der katholisch geprägten Diasporagemeinde Horb am Neckar.
Als Militärpfarrer an den Standorten Meßstetten und Stetten a.k.M. war er seit 1978 tätig, dazu als Militärdekan für den gesamten Bereich der 1. Luftwaffendivision. Hier erprobte er die Möglichkeiten einer kirchlichen Erwachsenenbildung „vom Rand der Kirche her“. 1984 wurde Ulrich Bernecker Krankenhauspfarrer in Albstadt, 1990 übernahm er die 1. Pfarrstelle an der Ebinger Martinskirche und die Geschäftsführung in der Gesamtkirchengemeinde Ebingen. Zum Dekan in Weikersheim wurde Ulrich Bernecker 1995 gewählt. Verheiratet war er mit der Lehrerin Anna-Maria Bernecker, die sich im Kirchenbezirk mit engagierte, so auch als Leiterin der Bezirkszusammenkünfte der Mesner.
Entschieden und willensstark
Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand, den er in Balingen verlebte, würdigte Prälat Paul Dieterich die „nüchterne Bodenhaftung“ Ulrich Berneckers, der „für schwärmerische, idealistische, utopistische Höhenflüge nicht zu haben“ gewesen sei. Seine eigentliche Kraft sei aus dem Wort Gottes gekommen. So sei auch „seine Predigt theologisch und homiletisch hervorragend“ gewesen. Als „willensstarke Persönlichkeit“ habe er die Interessen der Kirche vertreten und „mit Entschiedenheit die enormen Möglichkeiten der Volkskirche betont“.
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