Nassau. Wenn der Sängerkranz Nassau 1930 zum Herbstkonzert lädt, ist nicht nur ganz Nassau auf den Beinen. Schließlich laden die Sänger immer auch Chöre aus der Umgebung nicht nur zum freundschaftlichen Singen, sondern auch zur Pflege der Gesangsfreundschaften und zum gemütlichen Beisammensein mit der ganzen Ortschaft ein.
Auf gleich vier Chöre freuten sich die Besucher in der bis auf den letzten Platz ausgebuchten Turn- und Festhalle: Zur Chorgemeinschaft Nassau-Schäftersheim unter dem Dirigat von Anna Leuser-Valls gesellte sich natürlich der in Nassau fest verwurzelte Kirchenchor Nassau mit Dirigent Steffen Zeller. Freundschaftlich eng verbunden sind die Nassauer Sänger mit dem Singkreis Frohsinn Lindflur unter der Leitung von Bettina Schäfer, und auch mit dem Gesangverein Elpersheim unter der Leitung von Peter Ruppert verbindet den Sängerkranz eine langjährige und erst jüngst bei der Sommer-Serenade erneuerte Freundschaft.
„Gut wieder hier zu sein“ – der Hannes-Wader-Hit aus dem ursprünglichen Schäftersheimer Repertoire hat seit der Covid-Pandemie einen besonderen Klang bekommen. Für solistische Glanzlichter des Begrüßungs-Songs der Chorgemeinschaft Nassau-Schäftersheim sorgten Rainer Hörner, Rainer Ott und Andreas Ehrmann – und fürs ganz schnelle „Wir“-Werden der Chöre mit dem Publikum saalweites gemeinsames Einsingen mit „Hoch auf dem gelben Wagen“, seit 1973 untrennbar mit dem Namen des späteren Bundespräsidenten Walter Scheel verbundenes, nahezu jedem vertrautes Volkslied.
Fast jedem; nicht jedoch Anna Leuser-Valls. Ihrer Fähigkeit, dem Saal den Takt anzugeben, tat das keinen Abbruch. Wieder ganz in ihrem Element war sie dann bei den drei romantisch-besinnlichen Liedern, die die gut drei Dutzend neuerdings in Jeans und Hosenträgern auftretende Chorgemeinschaft sehr gekonnt und auch in den ganz leisen Passagen voll tönend präsentierte – „Die Rose“, Reinhard Fendrichs „Weust a Herz hast wie a Bergwerk“ und Gabalier/Thibauts „Amoi seg mer uns wieder“.
Sicherheit und Präzision
Auch der Singkreis Frohsinn Lindflur unter der Leitung von Bettina Schäfer begrüßte das Publikum erst einmal mit „Guten Abend, euch allen hier beisamm.“ Heiter wie ein Frühlingsständchen interpretierte der Singkeis die dänische Moiksliedmelodie, und mit „Lächeln bitte!“ von Lorenz Maierhofer zauberte die mit 17 Sängerinnen und Sängern – die Herren in deutlicher Minderzahl – eher kleine Formation dem Publikum Strahlen auf die Minen. Dann ist, ganz klar, auch „Jeder Tag ein Sonnentag“, wie Gerhard Grote zum Satz von Pasquale Thibaut textete. Ganz leicht und locker klingt das alles, wie grad’ nur so dahingetupft; doch hinterm bunten Auftritt ohne Einheitskleidung steckt enorme Sicherheit, Präzision und umwerfende Präsenz. Der ebenfalls nur knapp anderthalb Dutzend Sängerinnen und Sänger zählende Kirchenchor Nassau ergänzte die Klangvielfalt mit durch spirituell geprägten, feinst gewobenen Abendgesang („Der Abend kommt“ von Hans Jürgen Hufeisen und Jörg Zink) mit Klavierbegleitung und den a cappella sehr schön und ruhig moduliert gestalteten Lobpreis Gottes „Du meine Seele singe“. Sehr passend im derzeit so unruhigen Weltgeschehen das Hoffnungslied von Fritz Baltruweit „Freunde, dass der Mandelzweig“ und die ermutigende von Matthias Nagel vertonte Friedensbitte nach dem Luther-Text „Verleih uns Frieden gnädiglich“, beide ergänzt mit Pianoklängen.
Schwungvoll und klangstark
Nach viel Ernst und Romantik freute sich das Publikum über Hilbers „Ticino e Vino“, das der Gesangverein Elpersheim mit an diesem Abend nur knapp 20 Sängern unter der Leitung und zur Piano-Begleitung von Peter Ruppert schwungvoll und klangstark präsentierte, ehe auch dieser Chor mit dem weitsichtigen Udo Jürgens-Song „Ihr von Morgen“ eher nachdenkliche Töne anschlug und Gilkyson R. Dehrs „Heimweh“ anstimmte.
Reichlich Beifall
Gar nicht so leicht, nach der Pause das wie bei einem Familienfest gesprächige Publikum wieder in Zuhör-Laune zu bringen. Dem Gesangverein Elpersheim gelang das Kunststück perfekt mit „‘s Leben is wiar Traum“, dem „Hallelujah des Lebens“ und „Freude am Leben“. Nein, einfach abtreten, das geht jetzt noch nicht, fanden die Gäste – und wurden für den Beifall mit „Es geht mir gut!“ belohnt.
Auch der Singkreis Frohsinn Lindflur wurde nach „Aber dich gitb’s nur einmal für mich“, „An hellen Tagen“ und „Am Abend“ noch nicht von der Bühne gelassen: Singend und summend fiel das Publikum in „Die Gedanken sind frei“ mit ein.
Und die Chorgemeinschaft Nassau Schäftersheim? Die ließ herrlich gekonnt noch „Pferde zu vieren traben“, ergänzte mit Reinhard Meys „Alter Freund“ das Programm um ein gekonntes Lob des Rebensafts und sorgte mit einer hervorragenden Umsetzung von Meys „Diplomatenjagd“ für einen exzellenten Schlussakkord. Schluss? Noch nicht so ganz: Schließlich gilt es, mit ureigenem Nassau-Sound noch einmal heiter ein Lob- und Hochlied auf die Heimat anzustimmen.
Nach dem rundum gelungenen Herbstkonzert-Abend erklang noch manches Lied in Sängerrunden – auch ohne Zwetschgenblootz, den die Chorgemeinschaft eben noch so schön besungen hatte. Aber Küche und Bar hatten noch so manches gegen Hunger und Durst in petto, so dass auch Spätheimkehrer noch genug Energie für einen singenden Heimweg aufbrachten.
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