Staatssekretär zu Besuch

Staatssektretär lobt Weikersheim: "Diese kleine Stadt leistet viel"

Staatssekretär Arne Braun machte auf seiner „Tour de Länd“ Station in Weikersheim. Von Tauberphilharmonie, Jeunesses Musicales und Musikakademie war er regelrecht „geflasht“ und unterstrich: „Kultur gehört zur Grundversorgung!“.

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Inge Braune
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Vom Musikort Tauberphilharmonie ging es für Staatssekretär Arne Braun bei seiner Weikersheim-Visite im Rahmen seiner zweiten „Tour de Länd“ (vorn rechts mit Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart, CDU, dahinter Bürgermeister Nick Schuppert, JMD-Generalsekretär Ulrich Wüster und Akademie-Referentin Alisia Maier) im Eilschritt weiter zur Musikakademie Schloss Weikersheim. © Inge Braune

Weikersheim. Schwer beeindruckt zeigte sich Arne Braun (Bündnis 90/Die Grünen), Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, von der kulturellen und speziell musikalischen Dichte im Tauberstädtchen.

Seit Ende März erkundet er bei seiner zweiten „Tour de Länd“, was das Ländle an außergewöhnlichen kulturellen Orten zu bieten hat. Auf dem eng getakteten Terminplan standen Besuche in Museen, bei Bühnen, Kulturinitiativen.

Am Freitag widmete er in Weikersheim der Tauberphilharmonie und der Musikakademie Schloss Weikersheim einen ganzen Vormittag. „Ich gehe hin, um zuzuhören, zu verstehen und zu lernen“, hatte Braun den Einladenden zugesagt.

Musik in Schnipseln

Zu hören bekam er Musik – wenn auch immer nur in kurzen Schnipseln: Die Bläser des Landesjugendsinfonieorchesters Hessen ließen ihn staunen über die perfekte Akustik des Tauberphilharmonie-Konzertsaals. In den Räumen der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD)-Musikakademie Schloss Weikersheim ließ er sich begeistern vom „Jazz Juniors“-Ensemble des baden-württembergischen Jugendjazzorchesters, das derzeit in Weikersheim probt.

Einblick in die „Junge Oper“ gab’s per Video: Carmen. Begeisternd. Etwas zu knapp kalkuliert war die Lauschzeit, um auch noch eine Probe fürs Abschlusskonzert der Kompositionswerkstatt mitzuerleben, an der gerade 15 junge Förderpreisträger des Bundeswettbewerbs „Jugend komponiert“ teilnehmen.

Die kürzeste Anfahrt zur Werkstattwoche hatte Moritz Hoffmeyer: der 16-jährige angehende Komponist aus Bad Mergentheim genießt es sichtlich, gemeinsam mit anderen jungen Komponierenden unter der Leitung des Komponisten und Präsidenten der Gesellschaft für Neue Musik an den noch ganz frischen Werken zu feilen.

Die Musik ebenso wie das Strahlen der jungen Musizierenden ziehen Arne Braun mindestens ebenso in ihren Bann wie die intensiven Gespräche mit Tauberphilharmonie-Intendant Johannes Mnich und Ulrich Wüster, dem Generalsekretär der Jeunesses Musicales Deutschland sowie der Musikakademie-Referentin Alisia Maier, die dem Kulturstaatssekretär ihre Arbeitsfelder vorstellten.

Zur Person: Arne Braun

Arne Braun, Jahrgang 1965, ist seit September 2022 Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Als Journalist war er unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, Freies Radio für Stuttgart, verschiedene Stadtmagazine und die Pressestelle der Fraktion Grüne im Landtag Baden-Württemberg tätig.

Ab 2011 war er stellvertretender Regierungssprecher im Staatsministerium.

Ab 2021 war Regierungssprecher der baden-württembergischen Landesregierung. ibra

„Sehr lohnende Idee“

„Eine sehr lohnende Idee“ von Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhard sei es gewesen, Weikersheim mit in die „Tour de Länd“ aufzunehmen, so Braun beim Pressegespräch.

Wenn, wie derzeit allenthalben spürbar, der gesellschaftliche Zusammenhalt verloren zu gehen drohe, statt gemeinsamer Sprache im demokratischen Streit lautes Geschrei die Oberhand gewinne, sei es wichtig, wieder eine gemeinsame und zivilisierte Sprache zu finden: Die universelle Sprache der Musik weise da einen guten Weg für die Gesellschaft, die wieder zum harmonischen und sozial kompetenten Miteinander, wie es hier praktiziert werde, finden müsse.

Einem von der AfD propagierten national eingeschränkten Kulturbegriff erteilt der Kulturstaatssekretär eine klare Absage: „Kultur ist immer Welt“, so Braun, der Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert zum auch von der Bürgerschaft getragenen Bekenntnis zur Kultur beglückwünschte. „Diese kleine Stadt leistet viel.“ Wesentliche Beiträge dazu leistet bürgerschaftliches Engagement, das etwa die „Freunde der Jeunesses Musicales Deutschland“ oder der „Freundeskreis der Tauberphilharmonie.“ Dennoch: nicht nur im Presse-Nachgespräch betonte Weikersheims Bürgermeister, dass die Stadt gut etwas mehr Unterstützung von Land und Bund vertragen könnte. Derzeit bleibt das angesichts der hohen Belastung der Haushalte durch Inflation sowie steigende Energie- und Tarifkosten wohl Wunschdenken.

Mehr Unterstützung gewünscht

Trotz der rund 70 000 Euro, mit dem das Land die Musikakademie aus Mitteln des Landesjugendplans fördert, lebe die Musikakademie überwiegend von den Besuchern, betonte JMD-Generalsekretär Wüster – kein einfaches Unterfangen in einer Zeit, in der die Gäste „auf den Cent achten“.

Bei einem Jahresetat von rund 1,8 Millionen Euro beläuft sich die Gesamtförderung aus der öffentlichen Hand – Bund, Land, Kreis und Kommune – in diesem Jahr auf rund 11,5 Prozent. Landtagsvizepräsident Reinhart würdigte Weikersheim als echten kulturellen Leuchtturm in der Kulturlandschaft des Taubertals. Diese Qualität gelte es zu erhalten.

Staatssekretär Braun verwies auf mögliche Drittmittel-Akquise und die Einbeziehung von Stiftungen – längst Praxis in Weikersheim.

Gerade angesichts wachsender kultureller Spannungen lautet Brauns auch als Appell zu verstehendes Credo: „Kultur ist mehr als ein ‚nice to have’ – Kultur gehört zur Grundversorgung.“ Dass die Finanzierung angesichts der Kassenlage problematisch ist, weiß der Kunst-Staatssekretär und verweist auf alternative Handlungsmöglichkeiten: Kultur benötige auch Begegnungsräume, die etwa durch die Nutzung der gerade im ländlichen Bereich vielfach vorhandenen Leerstände geschaffen werden könnten; und Kultur brauche kreative Ideen, die die Bürgerschaft zu eigenen Aktivitäten ermutigt.

„Regelrechtes Paradies“

Insgesamt, so das Resümee des Staatssekretärs, habe er die kleine Kulturstadt als regelrechtes Paradies erlebt, in dem es kulturell super läuft und die unterschiedlichen Kulturorte als „rundes Ganzes“ ineinander greifen.

Und die Gastgeber? Sie zeigen sich zumindest erst einmal zufrieden darüber, dass sie dem Staatssekretär die Erfolge und Herausforderungen des Kulturstädtchens im Taubertal persönlich vorstellen konnten.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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