Laudenbach. Sogar der neue württembergische Weinbaupräsident war gekommen zur Krönung der neuen Markelsheimer Weinkönigin am Dienstagabend. Die Zeremonie fand in diesem Jahr erstmals in Laudenbach statt, der Heimat ihrer Vorgängerin, die mit allen Ehren vor großem Publikum im Julius-Echter-Keller verabschiedet wurde.
Die Laudenbacher Genossen rund um WG-Vorständin Andrea Büttner hatten einen würdigen Rahmen um die Verabschiedungs- und Inthronisationsfeier geschaffen. Die Feststunde wurde von Frank Mittnacht am Saxofon umrahmt. Jürgen Stilling, Vorsitzender des Weinbauvereins Markelsheim, konnte zu der Feier neben einigen Ehrengästen aus kommunaler Politik und Bundeswehr, von Landwirtschaft und Weinbau vor allem eine große Zahl Weinhoheiten willkommen heißen.
Die Krönungszeremonie, so Stilling, sei ein Ereignis, das nicht nur die Tradition des Weinbaus ehre, sondern zugleich ein Zeichen der Hoffnung in herausfordernden Zeiten setze. Der Weinbau als kostbares Kulturgut stehe vor Herausforderungen wie Klimawandel, wirtschaftlichem Druck und neuen Konsumtrends, „die uns zwingen, neue Wege zu gehen.“ Die Situation ergebe allerdings auch Chancen wie etwa innovative Anbaumethoden und nachhaltige Techniken. „Es ist diese Mischung aus Tradition und Pioniergeist, die unseren Weinbau auch in Zukunft hoffentlich zum lebendigen und blühenden Wirtschaftszweig machen.“ Die Krönungsfeier sei denn auch ein Bekenntnis dazu, mutig und engagiert in eine Zukunft voller Möglichkeiten zu gehen. Die Weinköniginnen verkörperten diesen Geist, stellte der Vorsitzende fest. Eine junge Frau, die sich für dieses Amt zur Verfügung stellt, zeige, dass die Tradition des Weinbaus auch in jungen Generationen noch ihre Bedeutung hat. Mit Charisma und fachlicher Kompetenz seien sie Botschafterinnen „für unsere Werte und Ideale“.
Die neue Weinkönigin kommt wieder aus Markelsheim. Selina Gundling sei die Liebe zum Wein in die Wiege gelegt worden, betonte er, stamme sie doch aus einer alteingesessenen Familie, in der schon die Vorfahren mit Hingabe die Reben pflegten. Zudem wurde in dieser Familie die Krone schon mehrfach getragen: Da gab es nicht weniger als zwei Weinköniginnen und vier Weinprinzessinnen. Beruflich und ehrenamtlich sozial stark engagiert, werde sie ihr Amt mit einer Mischung aus Respekt und Begeisterung antreten. „Wir dürfen uns auf eine Amtszeit freuen, in der sie unsere Weinregion mit Charme und Sachverstand nach außen trägt und unvergessliche Momente mit uns allen teilt.“
Die scheidende Regentin Vivienne Stahl würdigte er für Engagement und vertrauensvolle Zusammenarbeit und dankte ihr, dass sie bei vielen Veranstaltungen die Weingärtner, den Wein, die Ortschaften Markelsheim und Laudenbach sowie die Region würdig repräsentiert hat. Ihre anfängliche Skepsis, ob sie wohl genügend Zeit für das Amt aufbringen könne, sei rasch der Leidenschaft für die Region, ihre Menschen und ihren Wein gewichen.“ Mit deinem Charme hast du nicht nur die Gäste unserer Region begeistert, sondern immer wieder Hingabe und Lebensfreude demonstriert. Wir danken dir für deine Herzlichkeit und die wunderbare Art, mit der du unsere Weinkultur vertreten hast.“
Es sei schon eine tolle Tradition, dass sich junge Frauen für das Amt der Weinkönigin bereit erklären, stellte Landrat Christoph Schauder mit Blick auf Vivienne Stahl und ihre Nachfolgerin Selina Gundling anerkennend fest. Angesichts der zahlreichen Verpflichtungen sei das alle Ehren wert. In sein Kompliment schloss er alle Weinhoheiten ein, die ihre Region auch überregional repräsentieren. Lobende Worte richtete er auch an den neuen württembergischen Weinbaupräsidenten Dietrich Rembold, der in den 102 Tagen seiner bisherigen Amtszeit schon den Schulterschluss zu Landkreis und Kommunen gesucht habe und heute sozusagen seinen Antrittsbesuch in Tauberfranken absolviere. Große Themen beschäftigten die Weingärtner, „doch wir ziehen an einem Strang“, versicherte er. Er und seine Verwaltung wollten alles tun, die Winzer so gut wie möglich zu unterstützen: „Sie haben mich auf Ihrer Seite.“
Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert brachte Vivienne Stahl große Dankbarkeit entgegen und fand es augenzwinkernd „schade, dass die Krone wieder nach Bad Mergentheim geht“. Aber es bestehe ja die Hoffnung, dass Weikersheim wieder einmal zum Zug komme, etwa mit dem Weinort Schäftersheim. Auch er sagte den Weingärtnern volle Unterstützung zu, leisteten sie doch viel für den Erhalt der Kulturlandschaft. Laudenbachs Ortsvorsteher Martin Rüttler hatte für Vivienne Stahl ein besonderes Geschenk, eine zur Miniatur-Weinlaube umfunktionierte Weinkiste mit Produkten aus der Region, parat.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge scheide sie aus ihrem Amt, bilanzierte Vivienne „ein aufregendes Jahr, das alle meine Vorstellungen übertroffen hat.“ Im Durchschnitt absolvierte sie alle fünf Tage einen neuen Termin, war über 5500 Kilometer unterwegs zu Weinfesten und internationalen Messen und lernte bei vielen Begegnungen „tolle Menschen kennen“. Besondere Highlights seien das Markelsheimer Weinfest zu Beginn der Amtszeit, das Weinleuchten in Thüngersheim oder die Grüne Woche in Berlin gewesen. Sie fühlte sich wohl im Kreise ihrer „Mädels“, wie sie dankbar in Richtung der anwesenden Weinhoheiten – die sie einzeln vorstellte – vermerkte, und konnte auf vielfache Unterstützung seitens Weinbauverein, Genossenschaft und vielen anderen im geschäftlichen und privaten Bereich zählen. Einen besonderen Dank aber richtete sie an die Winzerinnen und Winzer, die mit ihrer Arbeit nicht nur für „tolle Tropfen“ sorgten, sondern auch dafür, „dass die Heimat bleibt wie sie ist.“ Mit einem kleinen Videovortrag ließ sie ihr vergangenes Jahr Revue passieren und erntete schließlich stehende Ovationen.
Traditionell setzte Vivienne Stahl ihrer Nachfolgerin Selina Gundling die Krone auf. Die 20-jährige Markelsheimerin sagte in ihrer Vorstellung, sie sei sicher, dass andere Personen sie als hilfsbereit, ordnungsliebend und ehrlich beschreiben würden. Als Ausgleich zu ihrer Arbeit als Pflegefachfrau im Caritaskrankenhaus spielt sie gerne Klavier. Außerdem ist sie Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Markelsheim: „Ob als Betreuerin in der Jugendgruppe oder aktiv im Einsatz, ich bin meistens irgendwo anzutreffen.“ Natürlich nicht nur mit der Feuerwehr sei sie familiär vorbelastet, auch ins Thema Wein sei sie sozusagen hineingeboren. Dieses spiele schon ihr ganzes Leben lang eine große Rolle, bewirtschafteten die Gundlings doch schon seit vielen Generationen Weinberge. „Wein ist und bleibt immer ein Stück Heimat“, so Selina. Der spezielle Wein, den ihr Vater zu ihrer Geburt gekeltert hat – eine Traminer-Auslese von 2005 – brachte sie auf die Idee zu ihrem Königinnen-Wein. Den stellte sie den Gästen im Julius-Echter-Keller als liebliche 2023er Traminer-Spätlese vor, produziert aus hauseigenen Gewächsen, die Frieder Gundling seit 2002 in Markelsheim anbaut.
Abschließend sagte die frischgebackene Weinkönigin allen Dank, die sie bereits seit einigen vorbereitenden Monaten begleitet und unterstützt haben, ob Freunde, Familie oder Mitglieder von Weinbauverein und Genossenschaft. „Ich freue mich auf ein Jahr voller toller Momente, neuer Erfahrungen, viel neuen Wissens und natürlich darauf, die Weine der Weingärtner Markelsheim mit allen Mitgliedsgemeinden vertreten zu dürfen“.
Das kommunale Miteinander, zu dem auch der Wein beitrage, betonte Markelsheims Ortsvorsteher Andreas Lehr, der Selina Gundling gratulierte und feststellte, dass der Markelsheimer Wein stets „tolle Repräsentantinnen“ hatte. Vivienne Stahl dankte er für Herzlichkeit, Überzeugung und Hingabe, mit denen sie den Weinort Markelsheim und die Stadt Bad Mergentheim souverän vertreten habe. Selina trage nun die Tradition weiter und bringe für dieses Amt die besten Voraussetzungen mit. Ihr erster Termin sei das kommende Weinfest, das dankenswerterweise der Weinbauverein wieder einmal stemme und das in diesem Jahr mit unter dem Motto „50 Jahre Große Kreisstadt“ stehe. In seine Dankesworte schloss er die Genossenschaft und alle Weingärtner ein. Einen großen Strauß an Erinnerungen und Geschenken überreichten die anwesenden Weinhoheiten der scheidenden Markelsheimer Weinkönigin und nahmen ihre Nachfolgerin herzlich in ihre Reihen auf.
Michael Schmitt, geschäftsführender Vorstand der Weingärtner Markelsheim, betonte den Respekt gegenüber den Laudenbacher Genossen, die vor 25 Jahren mit Markelsheim fusionierten und selbst bald 100-Jähriges feiern – es sei deshalb leicht erklärt, dass die Krönungsfeier diesmal im Heimatort der scheidenden Weinkönigin stattfinde. Nicht zuletzt sei auch der größere Teil der genossenschaftlichen Rebflächen auf Weikersheimer Gemarkung gelegen. Was schon Vorredner betont hatten, bestätigte Schmitt: Das Weinköniginnen-Amt leiste einen großen Persönlichkeitsschub und stärke das Selbstbewusstsein. Schmitt freute sich, dass der neue Weinbaupräsident seinen Antrittsbesuch mit dem Besuch dieser Veranstaltung verbinden konnte. Der freute sich über den vorangegangenen Austausch mit Landwirtschaftsamt, Bürgermeistern und Landrat. Er lobte in seinem kurzen Grußwort die „tolle Landschaft mit tollen Leuten“ und sagte der frischgebackenen Weinkönigin ein ereignisreiches Jahr vor. Vivienne Stahl lud er ein, als Württemberger Weinkönigin zu kandidieren, sie habe gute Chancen.
Mit einer kurzen Einstimmung aufs Markelsheimer Weinfest vom 13. bis 15. Juni beschloss Weinbauvereins-Vorsitzender Jürgen Stilling das offizielle Programm des Abends mit dem Dank an alle Helferinnen und Helfer in Laudenbach, die zum erfolgreichen Ablauf beigetragen haben.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/weikersheim_artikel,-weikersheim-selina-gundling-zur-neuen-markelsheimer-weinkoenigin-gekroent-_arid,2308684.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/weikersheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html