Chronik der Feuerwehr Schäftersheim

Schäftersheim: Ortsadel verbietet schon 1719 das Rauchen

Einblicke in technischen Fortschritt und Einsätze der Schäftersheimer Feuerwehr.

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Schäftersheim. Auf anderthalb Jahrhunderte Dienst am Nächsten kann die Freiwillige Feuerwehr des Weikersheimer Ortsteils Schäftersheim zurückblicken. Das Jubiläum wird am 6. und 7. Juli groß gefeiert.

Interessante Blicke in die Geschichte der Schäftersheimer Wehr, wie sie Ralf Schälling für die aktuelle Festschrift greifbar gemacht hat: Feuerverordnungen der Obrigkeiten regelten schon in der frühen Neuzeit des 16. Jahrhunderts die Vorbeugung und Bekämpfung von Bränden. Die Schäftersheimer waren sicherlich seit den frühesten Siedlungsformen bestrebt, Feuerunglücke schnell einzudämmen.

Eine Ausnahme dürfte jedoch der Brand des örtlichen Prämonstratenserinnenklosters während des Bauernaufstands im Frühjahr 1525 darstellen. Die Dorfgemeinschaft legte auf Anweisung der Bauernführer Feuer in das Kloster, um es absichtlich und dauerhaft zu zerstören.

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Unter den Weikersheimer Grafen Wolfgang II. und Carl-Ludwig wurden genauere Vorgaben zur Brandverhütung und -bekämpfung erlassen. Um 1719 wurde das Rauchen in Gassen, Scheunen und Ställen aufgrund der Gefahr durch die entfachten Fidibusse verboten. Graf Carl-Ludwig erließ um 1720 eine Feuerordnung mit 31 Kapiteln.

Nach verheerenden Bränden in Queckbronn zwischen 1736 und 1739 wurden Mindestausstattungen an Feuerleitern, Feuerhaken und ledernen Eimern vorgeschrieben. Des Weiteren wurde erlassen, die noch weit verbreiteten Strohdächer für Neubauten gänzlich zu verbieten und auf Dachbedeckungen durch Ziegelwerk umzurüsten.

Im ältesten Farbgemälde Schäftersheims von 1711 scheinen die rotgemalten Dächer bereits größtenteils den neuen Anforderungen entsprochen zu haben. Unter Friedrich I. folgten 1808 im neu gegründeten Königreich Württemberg weitere Regelwerke wie die württembergische Feuerlösch-, bzw. Feuerpolizeiordnung, die Organisation und Ausrüstung der Bürgerwehren regelte.

Jede Gemeinde sollte eine eigene Feuerspritze und Ausrüstung besitzen. Die Bürger sollten nach dem Grad ihrer Brauchbarkeit und handwerklichen Fähigkeiten in Rotten eingeteilt sein. Im schweren Brandfall wurde durch Sturmläuten der Kirchenglocken alarmiert.

Um 1822 unterstützte das Oberrentamt die kostspielige Anschaffung einer neuen einspannbaren vierrädrigen Kasten-Feuerspritze. Die Standesherrschaft hatte Interesse an einer effektiven Bürgerwehr, da herrschaftlichen Bauten wie in Schäftersheim das Klostergebäude mit Ökonomie und Brauerei, Pfarr- und Kirchengebäude sowie das Scharfrichterhaus am Ortsausgang, ihrer Verwaltungsverantwortung angehörten.

Spritzenmeister Schälling monierte 1841 den Aufwand, der ihm aufgrund der technischen Betreuung entstand, was vom Gemeindegremium jedoch abgetan wurde, dass jeder nach seiner Profession sich in die Wehrmannschaft einzubringen hätte.

Kastenspritze um 1820

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1871 kam es zu vielen Feuerwehr-Vereinsgründungen in Deutschland. Die im Krieg erlebte Kameradschaft und militärische Organisation wirkte in den Köpfen der Heimgekehrten fort und manifestierte sich auch in den neuen Feuerwehrstrukturen.

In Schäftersheim wurde ab 1874 heftig über die Gründung einer eigenen freiwilligen Feuerwehr diskutiert. Dies wurde jedoch aus Gründen der Finanzierung vorerst aufgeschoben und stattdessen die allgemeine Pflicht zum Feuerwehrdienst für Männer vom 18. bis 50. Lebensjahr erneuert. Eine Lokalfeuerlöschordnung wurde aufgesetzt. Die neue Bürgerwehr war in vier Rotten eingeteilt und wurde vom Kommandanten Leonhard Geißlinger geführt.

Schon 1876 wurde die Bürgerwehr dann mit entsprechend militärischer Struktur erweitert und der Spritzenmannschaft wurde die fünfte Abteilung als Ablösungsmannschaft aufgrund der schweißtreibenden Aufgabe zugeteilt.

Oft nicht genug Finanzmittel

Die geplante Anschaffung einer modernen Saugspritze unter Kommandant Schälling wurde 1880 wegen finanzieller Engpässe sowie der Tauberbrückenrenovierung von 1882 aufgeschoben. Die altgediente Kastenfeuerspritze von 1822 bewährte sich noch immer auf Visitationsvorführungen und Löscheinsätzen als eine der „besseren Konstruktionen“, was ein Beleg für ihren gut hundertjährigen Einsatz war.

Das Vorhandensein des Mühlkanals als Abstich der Tauber, der Nassauer Bach sowie zahlreiche Brunnen im Dorf als natürliche Wasservorkommen erleichterten den Wehrleuten die Wasserbeschaffung. Die Ausrüstung umfasste leinene Schläuche, Wassereimer aus Leder und Leinen, Leitern, Feuerhaken und Dachleitern, Pech- und Erdölfackeln für die Nachteinsätze, sowie Butten und Schöpfen aus Eisenblech. Die Spritzenmannschaft trug Helm, Gurt und Latz, während Seile und Karabiner für die Steiger unverzichtbar waren. Untergebracht war die Ausrüstung in der Remise unter dem Rathaus am oberen Ende der Klosterstraße. Zweimal jährlich fanden Hauptproben statt, bei denen die Mannschaft ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen musste.

Im November 1885 wurde die Neuorganisation des Feuerlöschwesens durch einen Erlass des Ministeriums über die Oberämter bekanntgegeben. Dieser sah eine Organisation für militärisch disziplinierte Feuerwehren sowie eine allgemeine Feuerwehrpflicht für männliche Bürger im Alter von 18 bis 50 Jahren vor. Des Weiteren sollten die Feuerlöscheinrichtungen einer bestimmten Vorgabe entsprechen sowie der Bestand an Löschwasservorräten der Ortskerne dargestellt werden.

Die Schäftersheimer Gemeindekollegien hatten bereits 1874 die Neubildung der Bürgerwehr vorbereitet und konnten aufgrund des Erlasses entsprechend berichten, doch gestaltete sich die zusätzliche Beschaffung spezieller Ausrüstung langwieriger, da diese nur in den Haushaltsplänen mehrerer Jahre abgebildet werden konnte.

Der Feuerwehrdienst umfasste eine Dienstordnung mit Vorbereitung und Durchführung von Hilfeleistungen bei Brandfällen, militärischem An-und Abtreten sowie Exerzieren auf dem Schulhofplatz und regelmäßigen Übungen.

Während des Ersten Weltkriegs fielen 20 junge Schäftersheimer Soldaten, was auch die Belegschaft der Feuerwehr stark beeinträchtigte. 1925 erhielt die Schäftersheimer Bürgerwehr ihre erste einspannbare Saugspritze, die die alte Kastenspritze ablöste. Bereits ein Jahr später musste sie sich im Sommer 1926 bei einem heftigen Brand nach Blitzschlag an der Scheune Ehrmann/Immel beweisen.

Die Scheumühle brennt

Unter der Nazi-Diktatur wurden die Strukturen der Feuerwehr umgestaltet und 1936 fand wie in einigen benachbarten Orten die Gründung der ersten freiwilligen Feuerwehr Schäftersheim statt. Die Organisation wurde im Vereinsregister angelegt und in den Kreisfeuerwehrverband aufgenommen. Die Wehr bestand aus dem sogenannten fünfköpfigen Führerrat unter Wehrführer Georg Weibert. Die Häufigkeit der Exerzierübungen steigerten sich in auffälliger Weise und die Abteilung wurde 1938 auch einmal zum „Kartoffelkäferlesen“ abgestellt. Die Feuerwehren wurden schließlich als „Hilfspolizeitruppen“ eingestuft. Spätestens ab Kriegsbeginn stellten dann die Feuerwehrverbände ihre Arbeit ein und die zwangsweise Auflösung der Vereine nahm ihren Lauf. 38 Schäftersheimer Soldaten ließen im Krieg ihr Leben, was neben dem Leid der Familien auch in der Feuerwehr große Verluste bedeutete.

Nach Kriegsende wurde die Feuerwehr neu aufgestellt, wobei Georg Weibert nach über 25 Jahren als Kommandant noch bis 1949 fungierte. Otto Wolfarth übernahm 1950 das Amt bis zur Ablösung durch Willi Hütter im Jahre 1955. Eine moderne Tragkraft-Motorspritze mit Bezeichnung TS 8 war ab 1957 im Einsatz und hatte ihre Feuertaufe beim schweren Brand der Scheumühle Anfang Juni 1959. Die eingesetzte Tragkraftspritze wies eine Förderleistung von 800 Litern pro Minute auf und vervierfachte die Förderleistung der Hand-Saugspritzen, die mit zirka 30 Doppelhüben auf nur knapp 200 Liter kamen.

„Jumbo“ als erstes Fahrzeug

Im Jahr 1968 plante man aufgrund von Zuschüssen den Bau eines 130 cbm fassenden Löschwasserbehälters aus Stahl-Beton im Wegedreieck „Feldertor-Hohlach.“ Dieser konnte 1970 fertiggestellt und befüllt werden. 1971 wurde auch der Feuerwehrgeräteraum am ehemaligen Rathaus fertiggestellt.

Bereits 1964 erweiterte man den Luftschutzsirenenbetrieb auch für die Feueralarmierungen. Der lautstarke Alarm musste im Januar 1977 beim Brand in der Klostergasse bei Scheune Ehrmann unter Kommandant Albert Herrmann anschlagen.

In den 1980er Jahren wurde im Ort eine Jugendfeuerwehrgruppe eingerichtet, die ab 2017 mit der Kernstadt verschmolzen wurde. Seit der Einweihung des „Roten Platzes“ als Dorfplatz 1988 stellt die Feuerwehr jedes Jahr den Maibaum und bewirtet zum Festabend in den Mai.

Im Jahr 1990 erhielt die Wehr mit dem ausgemusterten TLF16/25 der Weikersheimer Abteilung ihr erstes Motorfahrzeug („Jumbo“). Es hatte mit 1600 Litern Pumpleistung die doppelte Fördermenge der TS 8 und konnte mit seinem Tank 2500 Liter Wasser bereitstellen.

In den folgenden Jahren erweiterte die Feuerwehr ihre Ausrüstung und nahm an verschiedenen Einsätzen teil, darunter das Jahrhunderthochwasser in den Jahren 1993 bis 1995 unter dem Kommandanten Schilling. Die Luftschutzsirene wurde r 1996 nach einem letzten „Ehrengeheul“ durch moderne persönliche Funkwecker ersetzt.

Die Schäftersheimer Feuerwehr musste sich ab dem Sommer 1997 unter Kommandant Fritz Dollmann mit einer größeren Serie von nervenaufreibenden Bränden nach Brandstiftung auseinandersetzen, was viel von der Truppe abverlangte.

2003 wurde unter Abteilungsleiter Dietmar Hopf das Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) der Fa. Ziegler als Ersatz für den mittlerweile defekten „Jumbo“ eingeführt. Dieser wird seither vom ortseigenen Kulturverein gepflegt und aufbewahrt.

Aktuell 32 Freiwillige

2018 erhielt Schäftersheim ein ausgemustertes TSF-W (Mercedes Benz Vario, 7,5 t) mit einem Löschwassertank (750 Liter) und einer aufgesetzten TS 8. Ausrüstung wie Atemschutzgeräte und Stromaggregat ergänzen das Löschfahrzeug. Derzeit leisten rund 32 Feuerwehrleute unter Kommandant Markus Reindel den Feuerwehrdienst. Sie sind organisiert in einem neunköpfigem Vorstandsgremium und weisen Gruppenführer, A-Geräteträger, Truppführer und Maschinisten auf.

Info: Klosterstraße und Dorfplatz werden zur Festmeile: Im Zuge der 150-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Schäftersheim gibt’s mit den 2. Straßensommer am 6. und 7. Juli unter dem Motto „Ein Dorf – ein Fest“ jede Menge Angebote und Verpflegung der örtlichen Vereine im Weikersheimer Ortsteil.

Das Programm startet am Samstag um 18 Uhr mit einem Feuerwehr-Festumzug, danach ist Barbetrieb in allen beteiligten Höfen. Ab 19.30 Uhr gibt es Livemusik (TimmiT Band, Grandaus); bei Einbruch der Dunkelheit eine Feuershow.

Am Sonntag ist ab 10 Uhr die Modelleisenbahnausstellung geöffnet. Um 10.30 Uhr beginnt der Festgottesdienst auf dem Dorfplatz; ab 11.30 Uhr der Mittagstisch. Ab 12 Uhr beginnt ein „3K-Märktle“ (Kleidung, Kunst und Krempel), ab 13 Uhr Unterhaltung mit Heinz Heitzmann. Eine Bauchtanzvorführung gibt es um 14 Uhr. Zur gleichen Zeit startet auch der Verkauf von Kaffee und Kuchen. Um 15 Uhr zeigt die Jugendfeuerwehr Weikersheim bei einer Schauübung ihr Können. Einen weiteren Auftritt hat die Bauchtanzgruppe um 16 Uhr.

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