Weikersheim/Stuttgart. Der Senat und Aufsichtsrat der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) haben Prof. Dr. Martina Klärle aus Weikersheim im vergangenen Oktober zur neuen DHBW-Präsidentin gewählt. Die Umweltwissenschaftlerin tritt an diesem Dienstag, 1. Februar, somit die Nachfolge von Prof. Arnold van Zyl an. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre.
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Unsere Zeitung führte vorab das folgende Interview mit Prof. Klärle. Über die Amtseinführung, die am Montagabend online stattfand, berichten wir separat.
Sie übernehmen an diesem Dienstag das Amt der DHBW-Präsidentin. Welche Themen werden Sie in den ersten Wochen vorrangig beschäftigen?
Martina Klärle: Die DHBW ist mit 34 000 Studierenden die größte Hochschule Baden-Württembergs. Mit ihren zwölf Standorten ist sie zugleich tief in den Regionen des Landes verwurzelt. Ich werde die ersten 100 Tage deshalb dazu nutzen, die gesamte DHBW kennenzulernen: die Menschen, die Studiengänge und die Partner aus der Praxis. Beim Sortieren der vielen Eindrücke hilft es mir, die großen Querschnittsthemen mitzudenken, die mir wichtig sind: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Internationalisierung.
Wir befinden uns in einer schwierigen Zeit, inmitten der Corona-Pandemie. Wie gut kann die DHBW ihren Auftrag derzeit erfüllen und wo sehen Sie die aktuell größten Probleme?
Klärle: Es sind in der Tat herausfordernde Zeiten. Herausfordernd für die Menschen, aber auch für große Organisationen wie die DHBW. Ich habe aber den Eindruck, dass die DHBW diese Herausforderung bisher sehr gut meistert. Und es ergeben sich für eine regional im Land verteilte Hochschule auch große Chancen. Die rasante Digitalisierung der Lehre gibt uns zum Beispiel die Möglichkeit, Studiengänge oder auch einzelne Zertifikate über viele Standorte hinweg auch gemeinsam anzubieten.
Beschreiben Sie bitte Ihre neue Verbindung zur DHBW und Ihren bisherigen Weg.
Klärle: Natürlich habe ich mich während meiner Kandidatur und seit meiner Wahl am 15. Oktober 2021 intensiv mit der DHBW befasst und in persönlichen Gesprächen vieles gelernt. Ich bin Senat und Aufsichtsrat dankbar für das Vertrauen, fühle mich gut vorbereitet und mit offenen Armen empfangen.
Die DHBW ist mir aus der Ferne stets positiv aufgefallen, weil sie so anders ist als andere Hochschulen. Sie ist so, wie eine moderne Hochschule sein sollte. Sie ist dezentral und regional. Sie ist dort, wo anwendungsorientierte Wissenschaft gebraucht wird: in der Region und nah bei den Unternehmen.
Meine drei Vorgänger, der Gründungspräsident Hans Wolff, Reinhold Geilsdörfer und Arnold van Zyl, haben mit ihren Teams hier etwas Bemerkenswertes geschaffen. Und natürlich kenne ich viele Menschen aus unserer Region, die bei Dualen Partnern der DHBW wie EBM-Papst, Bosch, Siemens, Würth, Wirthwein oder Wittenstein studiert haben oder selbst an der DHBW lehren. Schon während meiner ersten Professur in Osnabrück und Münster, wo ich zuletzt Studiendekanin war, kannte ich die DHBW aus der Perspektive der interessierten Hochschulmanagerin.
Nun bin ich seit 15 Jahren an der heutigen Frankfurt University of Applied Sciences und war dort Studiengangsleiterin, Dekanin und in den vergangenen drei Jahren Vizepräsidentin für Forschung. Die DHBW werde ich daher erst jetzt richtig kennenlernen und freue mich sehr darauf.
Worin sehen Sie Ihre künftigen Hauptaufgaben als DHBW-Präsidentin?
Klärle: Die DHBW besteht aus neun Studienakademien, drei Campus und dem Center vor Advanced Studies als zentraler Plattform für Masterstudiengänge und akademische Weiterbildung. Die Studienakademien werden von den Rektorinnen und Rektoren vor Ort erfolgreich und an den regionalen Bedarfen ihrer Partner orientiert geleitet. Meine Aufgabe wird es sein, ,den Laden zusammen zu halten’ und die Verbindung zur Landespolitik, den Ministerien sowie den Wirtschafts- und Sozialverbänden zu stärken.
Außerdem gilt es sicherzustellen, dass das Land Baden-Württemberg das duale Studienmodell als Exportschlager in die Welt trägt.
Welche Ziele würden Sie gerne mit der DHBW anpeilen?
Klärle: Die DHBW verfolgt immer das Ziel, die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken und zur Persönlichkeitsentwicklung ganz besonderer Absolventinnen und Absolventen beizutragen.
Die einzelnen Studienakademien verfolgen individuelle Ziele, die für die gesamte DHBW wichtig sind. Am Standort Mosbach ist das zum Beispiel ein Baukompetenzzentrum, in dem Bauingenieurwesen, Holzbau, nachhaltiges Bauen und Holzwirtschaft vereinigt werden soll. In Bad Mergentheim ist es unter anderem ein Studienkolleg, das internationale Studieninteressierte auf ein duales Studium vorbereitet. In Heilbronn sind es Themen der Digitalisierung, der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft.
Bei solchen Themen hüpft mein Herz – nicht nur als Kind der Region, sondern aus Überzeugung – und ich werde gerne helfen, sie gemeinsam mit Rektorat, Bürgermeister und Landrat voranzubringen.
Die DHBW ist eine Hochschule, die die Regionen stärkt, und ich freue mich, jetzt ein Teil des Ganzen zu sein. Mein großes Herzensthema für die gesamte Hochschule ist es, die DHBW zu einer der nachhaltigsten Hochschulen in Lehre, Forschung und Weiterbildung zu machen. Wichtig ist mir auch die weitere Erhöhung des Frauenanteils, die wir behutsam und langfristig angehen werden. Und ich hoffe und gehe davon aus, dass alle Unternehmen der Region wissen, wie wichtig es gerade in der jetzigen Zeit ist, in die Ausbildung von wissenschaftlichen Fachkräften zu investieren, um auch in fünf Jahren noch zukunftsfähig zu sein.
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