Kreisjägervereinigung Mergentheim

Minister Hauk würdigt Engagement der Kreisjägervereinigung Mergentheim

Die Laudenbacher Zehntscheune scheint so etwas wie die Außenstelle des Jägerhauses im Schüpferloch zu sein. War es kürzlich die Generalversammlung, so galt es diesmal, ein Jubiläum zu feiern: 100 Jahre Kreisjägervereinigung Mergentheim.

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Zusammen standen sie 41 Jahre an der Spitze der KJV Mergentheim; beim Festabend präsentierten Bernhard Gailing (links) und Hariolf Scherer (rechts) mit einer Diashow die Geschichte der Kreisjägervereinigung. KJM Florian Dietzel (Mitte) dankte ihnen mit einem nahrhaften Präsent. © Hans-Peter Kuhnhäuser

Laudenbach. Es war – wieder einmal – sehr familiär. Und die lockere Atmosphäre, die spürbare Gemeinschaft, die zeichnet die Mitglieder der Kreisjägervereinigung (KJV) Mergentheim zweifellos aus. So konnte Kreisjägermeister (KJM) Florian Dietzel auch frohgemut Mitglieder, Ehrengäste und Sponsoren zur Jubiläumsfeier, die ohne Sponsoren und eifrige Helfer nicht möglich gewesen wäre, in der Zehntscheune begrüßen. Musikalisch unterhalten wurden die Festgäste von den Jagdhornbläsern der KJV sowie Tobias Rupp.

„Juwel im Landkreis“

Dietzel ging gleich auf das Kernthema ein: „Ich weiß nicht, ob die Gründer unserer Vereinigung vor 100 Jahren die große Erfolgsgeschichte vorhergesehen haben.“ Mit heute 333 Mitgliedern, einem eigenen Schießstand und Vereinsheim, ständiger Präsenz in der Öffentlichkeit sei die KJV „ein Juwel im Landkreis“.

Allerdings: 100 Jahre Vereinsgeschichte „bedeuten auch 100 Jahre Wandel, sowohl in der Gesellschaft als auch beim jagdlichen Tun“. Die Gründergeneration wäre überaus verblüfft, von einer Einladung zur Jagd per Handy oder E-Mail zu hören; oder auch, dass die Verständigung während der Jagd nicht mehr über Brüche und Jagdhörner, sondern per Whatsapp erfolge. Wildkameras, elektronische Fallenmelder, Drohnenflüge und Wärmebildkameras zur Kitzrettung – Hitech sei heute ein selbstverständlicher Beitrag beim jagdlichen Handeln, ja sie sei „bei der Bewirtschaftung der Reviere unerlässlich“. Und die Jägerinnen und Jäger stellen sich den gesellschaftlichen Veränderungen und der der technischen Entwicklung seit 100 Jahren.

Erfreulich kurz, gleichwohl prägnant, waren die Grußworte. Den Anfang machte der „Hausherr“, Weukersheims Bürgermeister Nick Schuppert. Er freue sich, schon wieder bei der KJV Gast sein zu dürfen und machte deutlich, dass er die vor 14 Tagen gesagten Worte nicht zu wiederholen gedenke. „An meinen Zusagen hat sich ja nichts geändert.“ Die KJV sei seit Jahrzehnten ein treuer und gern gesehener Gast in der Zehntscheune und der Stadt Weikersheim treu verbunden sowie ein wichtiger Partner. Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, Minister Peter Hauk auf die Ablehnung des von der Stadt gestellten ELR-Antrages anzusprechen: „Wir brauchen die Zehntscheune, nicht nur für die Jäger.“ Eine Zusage am heutigen Abend könne die Feierlichkeiten der KJV im kommenden Jahr sicherstellen. Zudem blickte der Bürgermeister auf die „erschreckenden Parallelen“ des Jahres 1923 mit hoher Inflation und politischen Unruhen. Allerdings: So schlimm wie damals sei es nicht. Es gelte dennoch, wachsam zu sein.

Immer mehr Frauen

Manuela Zahn, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Bad Mergentheim, überbrachte die Grüße der Großen Kreisstadt. Und die Mutter eines Jägers machte deutlich, dass Jagd sehr weiblich geworden sei – immer mehr Frauen absolvierten die Jägerprüfung und leben die Passion.“Ich bin überzeugt, dass die Hege und Pflege des Wildes sowie der Natur in allerserter Linie den Ausschlag gibt, in den Jägerstand zu treten.“ Zudem spiele, „wie schon vor 100 Jahren, Gemeinschaft und Kameradschaft eine große Rolle. Jägerinnen und Jäger seien Menschen, „die zupacken, die das jagdliche Brauchtum pflegen, was sich ja an den Jagdhornbläsern auch öffentlichkeitswirksam zeige. Zahn dankte allen Mitgliedern der KJV für deren großartiges Engagement für Wald, Wild und Natur und wünschte der Vereinigung Gottes Segen für die nächsten 100 Jahre.

Herausforderungen

Der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, verwies auf die Geschichte der vergangenen 100 Jahre. Die Gründung der Kreeisjägervereinigung sei auch eine Antwort auf die Veränderungen und Herausforderungen der Zeit gewesen. „Geblieben ist die Leidenschaft für die Jagd“, und auch, wenn man heute von Wildtiermanagement rede, bleibe es auch bei der Verpflichtung für Wild und Natur und der eingegangenen Verpflichtung. Nachhaltiges Handeln, Wild als Lebensmittel – das stehe im Mittelpunkt. Gleichwohl sei Jagd „mehr als nur die Nutzung der Natur“. Und um es klar zu sagen: „Eine Regulierung des Wildbestandes muss auch weiterhin möglich sein, den sie ist im Sinne der Umwelt und Natur.“ Selbsternannten Naturschützern erteilte Hauk ein klare Absage – „die sind auf dem Holzweg“. Die Jägerinnen und Jäger verfügten über eine „solide Ausbildung und haben Kompetenz in Sachen Natur“.

Überdies habe die Jagd in der Kulturlandschaft sowie in der Gesellschaft laut Hauk eine große Bedeutung und zugleich vielfältige Aufgaben. Dem stelle sich die KJV Mergentheim „seit 100 Jahren, und zwar in den Revieren und in der Öffentlichkeit“. Hauk dankte den Jägerinnen und Jägern für deren großes Engagement. „Das hat einen besonderen Wert.“ Schließlich, so der Minister, sei auch der Gedanke der Waidgerechtigkeit seit 100 Jahren ein Anliegen der KJV. „Waidgerechtigkeit ist im Sinne der Umwelt, für Wild, Wald und Natur und Gesellschaft unerlässlich“, sagte der Minister und sah diese Verpflichtung bei der KJV gut aufgehoben.

Zahlreiche Fotos

Die heutigen Ehren-Kreisjägermeister Bernbhard Gailing und Hariolf Scherer – sie standen immerhin 41 Jahre an der Spitze der KJV – gaben dann einen Überblick über die Geschichte dieses besonderen Vereins. Das General Jetter den Startschuss mit einer Anzeige in der Tauber-Zeitung gab, dass sich schon damals viele Jäger fanden, gemeinsam für ihre Interessen und die Natur zu wirken, wurde mit zahlreichen Fotos anschaulich dargestellt.

Die Jagd im (oberen) Taubertal im Wandel der Zeit, gesellschaftliche Einflüsse, aber auch die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen und neue Wege (Pirschpfade) zu gehen – die Geschichte der KJV Mergentheim ist voll von solchen Ereignissen, aber auch geprägt von herausragenden Persönlichkeiten. Längst heraus ist man aus der Insellage, längst sind die Jagd und damit die Jägerinnen und Jäger ein integraler Bestandteil der Gesellschaft und in der Öffentlichkeit präsent, wie Gailing und Scherer deutlich machen konnten.

Wo gefeiert wird, das wird auch gut gespeist. Und die Gäste wurden von Uli Gebert und seinem Team, verstärkt von Mitgliedern des AMC, erstklassig bewirtet. Das Festmenü war aber nicht das Ende des Abends; vielmehr wurde bei der Tombola kräftig abgesahnt. „Jedes zweite Los gewinnt“, hatte der Kreisjägermeister verkündet, und schnell waren die Lose vergriffen. Hauptpreis war ein Hochsitz, solide gebaut nach allen jagdlichen Regeln und den Vorgaben der BG. Und auch die weiteren Gewinne waren den Einsatz mehr als wert.

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