Weikersheim. Sprichwörtlich "Willkommen" (aus dem Musical "Cabaret") hießen die Musiker von "clair-obscur" das neue Jahr beim traditionellen Neujahrskonzert der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) im Gewehrhaus von Schloss Weikersheim.
Das Saxofonquartett um Jan Schulte-Bunert (Sopransaxofon), Maike Krullmann (Altsaxofon), Christoph Enzel (Tenorsaxofon) und Kathi Wagner (Baritonsaxofon) führte das Publikum temperamentvoll unter dem Motto "Berliner Luft" durch die musikalische Welt des pulsierenden und bewegten Berlins der 20er und 30er Jahre.
Schwungvoller Start
Das Neujahrskonzert basiere auf der Idee, einen schwungvollen Start ins neue Jahr zu bereiten, erklärt Dr. Ulrich Wüster, Generalsekretär der JMD. "Wichtig ist dabei die Balance zwischen Anspruch und Unterhaltsamkeit". So sei die Wahl auf "clair-obscur" gefallen, die der JMD schon seit etlichen Jahren eng verbunden seien. Neben beeindruckenden Auftritten in Weikersheim geben die Vier auch regelmäßig ihre Erfahrung an talentierte Nachwuchsmusiker in Sommerkursen der JMD weiter.
Begriff aus der Kunst
Der Name der vier Virtuosen geht auf einen Begriff in der Kunst zurück, der seit der Renaissance den Einsatz extremer Hell-Dunkel-Kontraste zum Zwecke der Steigerung des Ausdrucks beschreibt. Das Quartett hat sich seit seiner Gründung vor 15 Jahren diesem Ziel verschrieben. In diesem Sinne lassen sie mit ihren Saxofonen die differenten Klangfarben von Klaviermusik, Streichquartetten und sogar ganzen Symphonieorchestern lebendig werden.
Eindrucksvoll war dies bei den Liedern "Die Moritat von Mackie Messer", "Der Kanonensong" und "Siehst du den Mond über Soho" aus der "Dreigroschenoper" von Bert Brecht zu hören wie auch bei der Interpretation der Orchestersuite von Hanns Eisler aus dem Film "Le Grand Jeu".
Mit einem Medley von Werken von Jakob Gershovitz, wohl bekannter unter dem Namen George Gershwin, bewies das Quartett ein weiteres Mal an diesem Abend, zu welch diversen Intonationen vier Saxofone in der Lage sind.
Nach der Pause nahm das Konzert mit der Darbietung von Paul Hindemiths satirischer Interpretation der zu seiner Zeit aktuellen Militärmusik "Minimax - Repertorium für Militärmusik" richtig Fahrt auf und steigerte sich hier von Lied zu Lied.
Das Publikum honorierte die musikalisch anspruchsvolle Darbietung sowie humoristische Interpretation mit Bravorufen. Unter anderem brachten die Ouvertüre zu "Wasserdichter und Vogelbauer" sowie der "Alte Karbonadenmarsch" manch Lachen und etliche Schmunzler auf Seiten des Publikums hervor.
Temporeich ging es mit Dimitri Schostakowitschs "Suite für Jazzorchester Nr. 1" aus dem Jahr 1934 weiter und gipfelte schließlich in den mitreißenden Liedern der "Comedian Harmonists", wie etwa "Mein kleiner grüner Kaktus" und "Veronika der Lenz ist da".
"clair-obsur" ließen es sich nicht nehmen, das begeisterte Publikum mit Gershwins "Oh, Lady Be Good" und dem Evergreen "Berliner Luft" als Zugaben standesgemäß in die Nacht zu entlassen.
Traditioneller Auftakt
Das Neujahrskonzert bildet den traditionellen Auftakt zu Konzerten, die das ganze Jahr über in der Musikakademie Schloss Weikersheim der JMD stattfinden. "Dieser musikalische Witz" sei dieses Mal etwas ganz anderes gewesen als bei den bisherigen Konzerten zum Jahresbeginn, die eher klassisch und ernst gewesen seien, erklärt Yann Wienand, der im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes bei der JMD für die Planung des Konzertabends zuständig gewesen ist. "Der Abend war eine tolle Erfahrung."
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