Bauvorhaben - Fläche im ehemaligen Landschaftsschutzgebiet für Hausbau einer Tochter des Bürgermeisters freigegeben

Zankapfel: Neubau in Tauberrettersheim

Lesedauer: 

Ein Zankapfel vor allem außerhalb von Tauberrettersheim, der Neubau einer Tochter von Bürgermeister Hermann Öchsner am Karlsbergweg.

© Markhard Brunecker

Tauberrettersheim. Für viel Diskussion, vor allem außerhalb von Tauberrettersheim, sorgt der Neubau eines Wohnhauses mit Pferdestall einer Tochter des örtlichen Bürgermeisters Hermann Öchsner am Karlsbergweg.

Anlass ist, dass sich der Neubau auf einer Teilfläche des früheren Landschaftsschutzgebietes "Täler der Gollach, Steinach und umgebende Wälder" befindet.

Ende der 1990er Jahre sollte hier eine rund 30 Millionen Mark teure Seniorenresidenz mit Ferienhausgebiet, Hotelanlage und Thermalbad am Karlsbergweg entstehen.

Das Zukunftsprojekt war bei den Bürgen von Beginn an umstritten, doch Bürgermeister Hermann Öchsner warb für die Pläne, winkte der Investor doch mit rund 30 Arbeitsplätzen. Neben der Infrastruktur, zum Beispiel die sehr schmale Baltasar Neumann-Brücke am Ortseingang, war vor allem der geplante Standort des Projekts ein Hindernis, denn die Fläche lag im Landschaftsschutzgebiet.

Trotz energischem Widerstand der Naturschützer nahm der Würzburger Kreistag im Mai 2000 die Fläche aus dem insgesamt rund vier Hektar großen Landschaftsschutzgebiet. Dies war's dann auch, denn das Projekt wurde nie verwirklicht und keiner sprach mehr darüber.

Im Herbst 2012 reichte nun die Tochter des Bürgermeisters Hermann Öchsner zunächst eine Bauvoranfrage und nach positivem Bescheid einen Bauantrag auf dem ehemaligen Landschaftsschutzgebiet ein. Pikanterweise war damals der Rathauschef Eigentümer des drei Hektar großen Grundstücks, auf dessen Teilfläche gebaut werden soll.

Der Plan sieht eine kleine Villa im toskanischen Stil mit Pferdestall nur wenige Meter oberhalb des bestehenden Wohngebiets Rentersacker vor. Nachdem der Gemeinderat keine Einwände hatte, landeten die Unterlagen beim Landratsamt Würzburg.

Dieses genehmigte das Vorhaben als "Sonstiges Vorhaben im Außenbereich" nach Paragraph 35, Absatz 2 des Baugesetzbuches.

Im Spätsommer 2013 wurde die Baustelle eingerichtet und der Bau begann geräuschlos. Doch dies sollte sich ändern.

Zwei Tage vor den Kommunalwahlen am 16. März, bei denen Bürgermeister Hermann Öchsner für eine fünfte Amtszeit kandidierte, war die Ruhe abrupt vorbei. Ein Zeitungsbericht erinnerte daran, dass diese Fläche einmal im Landschaftsschutzgebiet war und hätte nicht mit einem privaten Wohnhaus bebaut werden dürfen.

Davon erfuhr auch der Bayerische Rundfunk und schickte ein Fernsehteam in den Weinort, um zu recherchieren. Nur wenige Tage später wurde ein Bericht im Magazin "Quer" im dritten Programm bundesweit ausgestrahlt.

Auch die Naturschützer mit Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe im Bund Naturschutz (BN) an der Spitze, erfuhren von der Sache und meldeten sich mit Kritik an dem Vorgehen ebenfalls zu Wort.

Bürgermeister Hermann Öchsner und auch seine Tochter waren zu einer Stellungnahme gegenüber den FN nicht bereit. brun

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten