Jungviehprämierung anlässlich der Weikersheimer Kärwe - Kälber waren für Laufsteg auf der grünen Wiese gut vorbereitet

Vom hohen Niveau der Tiere begeistert

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Die Siegertiere.

© Tillmann Zeller

Weikersheim. Jeder Sportsfreund weiß, worauf es bei sportlichen Wettbewerben ankommt. Beim Fußballspiel gewinnt die Mannschaft, welche die meisten Tore schießt. Aber wie werden die Siegerinnen bei einem Jungviehwettbewerb herausgefunden? Für den Laien sehen alle Rinder gleich aus. Sie haben freundliche Augen und begrüßen sich, wenn sie gut gelaunt sind, mit einem fröhlichen Muh. Der Laie kann diese wohlgeformten Schönheiten nicht unterscheiden. Bei der Jungviehprämierung anlässlich der Weikersheimer Kärwe konnte der interessierte Laie anhand der Erläuterungen der Zuchtfachleute Otto Kurz und Hans-Dieter Hermann viel dazu lernen.

Das Exterieur, also das äußere Erscheinungsbild eines Rindes, wird immer von den beiden Faktoren Genetik und Umwelt bestimmt. Die Gene oder Erbanlagen sind maßgeblich verantwortlich für Größe, Form, Farbe, Beschaffenheit der Klaue oder den Bau des Euters. Diese Merkmale können jedoch durch die Umwelt des Rindes wesentlich beeinflusst werden. Ziel der Exterieurbeurteilung ist es, die Stärken und Schwächen eines Tieres herauszufinden und so die zukünftigen Leistungsträgerinnen zu erkennen. Mit so einer Schau soll auch dem Nichtfachmann der hohe Stand der hiesigen Rinderzucht vermittelt werden. Auch die Rinderzüchter nutzen die Gelegenheit, um den Rindernachwuchs ihrer Berufskollegen kennenzulernen. So können sie ihre Zuchtanstrengungen objektiv vergleichen. Ziel der Jungviehaufzucht ist eine vollständig ausgewachsene Kalbin, die beim korrekten Gewicht kalbt, problemlos Milch produziert, viel Raufutter aufnimmt und aufgrund ihrer Robustheit viele Jahre den Landwirt erfreut.

Hermann Gehringer, Vorsitzender des Rinderzuchtvereins Main-Tauber, gab in seiner Begrüßung einen Überblick. "Die Jungviehprämierung demonstriert den Stand der Rinderzucht in unserem Vereinsgebiet und ist gleichzeitig ein Züchterwettbewerb, um die schönsten Tiere herauszufinden, zudem wollen wir den Verbrauchern zeigen, dass es unseren Tieren gutgeht, weil wir verantwortungsvoll mit den uns anvertrauten Geschöpfen umgehen" führte er aus. "Den Züchtern gebührt ein ganz besonderer Applaus für das Herrichten und an den Strick gewöhnen der freilaufenden Tiere" betonte Gehringer genauso wie der Vorsitzende der RBW Georg Häckel. "Uns Landwirten ist es ein wichtiges Anliegen, durch die Jungviehprämierung anlässlich der Weikersheimer Kärwe den Kontakt zur Stadtbevölkerung, unseren Verbrauchern, zu pflegen." Und sehr viele Besucher waren gekommen, darunter viele Familien mit Kindern. Vor allem die Stadtkinder wollten miterleben wie die zehn Mädchen und fünf Jungen im Alter zwischen drei und zwölf Jahren ihre Kälber präsentierten. Manche Kinder hatten schon wochenlang mit ihren oft störrischen vierbeinigen Lieblingen geübt und auf diesen Laufsteg auf der grünen Wiese vorbereitet.

Aus sechs nach dem Alter gestaffelten Wettbewerbsklassen wurden die besten Fleckviehtiere ausgesucht und je ein Siegertier Jung und Alt prämiert. Die Preisrichter waren ganz begeistert von dem hohen Niveau der vorgestellten Tiere. Dank des ungebremsten Zuchtfortschritts werden die Tiere immer ausgeglichener und kommen dem gewünschten Ideal einer zukünftigen formschönen Zweinutzungskuh immer näher. Mit einem korrekten Bein, einer harmonischen Oberlinie und einem ausgeprägten Euteransatz beeindruckte bei den Fleckviehrindern im ersten Ring eine Tochter des Bullen Ofir aus der Herde von Hermann Gehringer aus Schonach, an zweiter Stelle rangierte eine Mgtochter aus dem Stall der Hof Aischland Milch-Gbr. Im zweiten Ring stand ein sehr gefälliges Rind mit gutem Fundament aus der Züchtung von Günter Nagel Lichtel eine Willetochter vorne, dahinter kam ebenfalls eine Willetochter aus der Herde von Jürgen Weber in Boxberg.

Im dritten Parcours lag eine Vaneltochter mit einem vorzüglichen Becken von Hof Aischland an der Spitze. Ihr folgte eine weitere elegante und ideal entwickelte Vaneltochter mit einer geschlossenen Oberlinie und viel Fleisch aus dem Stall von Norbert und Frank Eifert in Rüsselhausen. In der vierten Klasse wurde auch eine Vaneltochter, eine sehr harmonisches Rind mit enormem Wuchs gezüchtet von Manfred Dürr aus Edelfingen an die Spitze gestellt. Den zweiten Platz belegte ein langes und tiefes Rind mit schöner roter Farbe eine Homorrytochter aus dem Stall von Hans Ott aus Creglingen Weiler. Ein harmonisches Rind im Zweinutzungstyp gezüchtet von Jürgen Weber beeindruckte im fünften Ring mit seinem schönen Euterkörper. Es wurde vor ein hervorragend entwickeltes Rind aus dem Stall von Thomas Kurz aus Creglingen-Weiler an den ersten Platz gestellt. Im sechsten Durchgang obsiegte eine breite und tiefe korrekte Maderatochter aus dem Stall von Jürgen Weber, verfolgt von einer Robitochter aus der Herde der Familie Kurz. Am Ende des Wettbewerbs traten die Siegerinnen aus den Klassen der jungen und älteren Rinder gegeneinander an. Die Willetochter von Günter Nagel wurde Siegerin bei den Jüngeren vor der Ofirtochter von Hermann Gehringer. Bei den älteren Rindern gelangte das Ausnahmerind eine Tochter des Bullen Hupadin aus dem Boxberger Stall von Jürgen Weber an die erste Stelle, gefolgt von der harmonischen Vaneltochter von Manfred Dürr.

Besondere Aufmerksamkeit erfuhren die Kinder, die ihre Kälber vorführten. Schon länger hatten sie sich mit ihren Models auf den Laufsteg vorbereitet. Nicht leicht hatte es die Bewertungskommission, um die Sieger herauszufinden. Denn alle Kinder hatten großen Wert auf die äußere Erscheinung und auf ein makelloses Outfit gelegt. Weitere Kriterien waren die Vorführung, der Vorführer selbst, die Vorbereitung des Tieres und der Gesamteindruck. Mit Beharrlichkeit wurden die oft widerspenstigen Jungtiere in die Manege geführt. Die Kinder berichteten, was sie mit ihren Schützlingen erlebt hatten. Beste Vollmilch und gutes Heu bekommen die Kälber. Manche Kinder bereiteten sich schon mehrere Wochen auf diese Wettbewerb vor, bei dem manche Kälber die totale Körperbeherrschung der Kinder forderten. Auch von den Fragen der Preisrichter ließen sie sich nicht rausbringen. Auf die Frag "Wer ist der Papa oder die Mutter deines Kalbes?" kam die richtige Antwort. In der Tränkemenge irrte sich ein Kind und traute seinem Kalb den gewaltigen Durst von 16 Litern täglich zu. Weil die Zusammenarbeit zwischen Kalb und Vorführer vorbildlich war, wurden die siebenjährige Pia Schuler (Wolkersfelden) und der achtjährige Levi Schmidt (Schön) bei den jüngeren Kindern zum Sieger gekürt. Luise Ott aus Nassau wusste sehr viel über ihr Kalb und präsentierte ihr Kalb genauso harmonisch wie Leslie Horn aus Vorbachzimmern in der Gruppe der älteren Kinder. Mit dieser Schau, zu der das Wetter hervorragend passte, haben die Rinderzüchter des Main-Tauber-Kreises ihren hohen Leistungsstand bewiesen und wurde bei vielen Besuchern Bewunderung und Anerkennung für die beeindruckenden Leistungen unserer Landwirte geweckt. tze

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