Faire Woche

Gegen die Wegwerfgesellschaft

Weltladen Weikersheim widmete sich den Schattenseiten der Modebranche

Von 
ibra
Lesedauer: 
Bürgermeister Schuppert (rechts) betätigte sich im Weltladen bei der Auslosung als Glücksfee, Osmund Schneider (links) protokollierte die Reihenfolge der Gewinnerinnen. © Braune

Weikersheim. „Fair steht dir!“, lautete das Motto der diesjährigen Fairen Woche. Erstmals gab es die Aktionswoche für Fairen Handel 2001. Statt einer Woche sind es mittlerweile regelmäßig zwei Wochen, die Weltläden, kirchliche Gruppen, Schulen, Institutionen und auch einzelne Supermärkte dem Fairen Handel – also fairen Arbeitsbedingungen und fairen Löhnen – widmen.

In Weikersheim wartet das Weltladenteam alljährlich mit neuen Ideen zum Fairen Handel auf und verwandelte in diesem Jahr passend zum Jahresmotto nicht nur die beiden kleinen Weltladen-Nebenzimmer in eine Nähstube, sondern dehnte die Nähaktion beim Regional- und Nachhaltigkeitsmarkt zur Open-Air-Veranstaltung aus.

„Wer ein paar Nähte für die bei uns entstehende Patchwork-Decke anfertigt, kann sich besser vorstellen, was es heißt, zwölf und mehr Stunden in schlecht belüfteten und beleuchteten Fabrikhallen Billigkleidung für unsere Wegwerfgesellschaft herzustellen“, erläutert Barbara Hofmann die Aktion.

Obwohl sie sich seit Jahren mit Themen des Fairen Handels und Fragen des Klimawandels auseinandersetzt, habe auch sie nicht geahnt, dass die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts 2700 Liter Wasser verbraucht.

Bewusster sei vielen Verbrauchern und Verbraucherinnen inzwischen, dass die beim Baumwollanbau eingesetzten Düngemittel und Pestizide sowie die beim Färben und Ausrüsten der Stoffe eingesetzten Chemikalien der Umwelt und ganz unmittelbar den Feld- und Näharbeiterinnen schaden; aber wer ahne schon, dass jede und jeder Deutsche jährlich rund 60 Kleidungsstücke kaufe?

Und dass davon rund drei Fünftel – oft kaum oder überhaupt nicht getragen – schon binnen eines einzigen Jahres wieder „entsorgt“ werden?

Beim „Fair steht dir“-Quiz des Weltladens lag mancher schwer daneben, denn dafür hätte man auch wissen müssen, dass jährlich rund 150 Milliarden Kleidungsstücke produziert werden oder dass die Modebranche für rund ein Zehntel der jährlichen weltweiten CO2-Emission beteiligt ist? Und nicht mal alle VfB-Fans wissen, dass ihr Fußballverein echtes Vorbild in Sachen Fairtrade ist, weil er mit nach dem Fairtrade-Textilstandard zertifizierten Fan-Artikeln handelt.

Neun Quizfragen

Neun Quizfragen legte das Weltladen-Team während der Fairen Woche seinen Gästen vor – und unter den eingegangenen richtigen Lösungen loste jetzt der Weikersheimer Bürgermeister Nick Schuppert als Glücksfee drei Preisträgerinnen aus. Johanetta Müller, Ruth Hartung und Lina Schmidt freuen sich über die fair hergestellten Gewinne, die künftig in den Küchen der drei Frauen gute Dienste leisten werden.

Nick Schuppert nutzte die Gelegenheit zum Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern des Weltladen-Teams und zum ausgiebigen Streifzug durch das vom Altstadtverein vor dem Abriss gerettete Kleinbürgerhäuschen, in dem einst gleich mehrere Familien, eine Werkstatt und ein kleiner Stall untergebracht waren.

Mit Kennerblick inspizierte er die alten Balken und lobte den erreichten Ausbauzustand. Ganz generell zeigte sich der bekennende Second-Hand-Kleidungs-Fan vom Engagement des Teams sehr angetan und musterte mit Vergnügen die im Rahmen der Upcycling-Nähaktion entstehende Patchwork-Arbeit, die nach der Fertigstellung einem guten Zweck zugute kommen soll. ibra

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten