Mit einer Vernissage im Sitzungssaal des Rathauses eröffnete Bürgermeister Klaus Kornberger die diesjährige „Skulpturenschau“ der Stadt Weikersheim, die bis Mitte September gezeigt wird.
Weikersheim. Für jeden zugänglich sind die Skulpturen dabei an exponierten Stellen der Stadt aufgestellt. In seinen einleitenden Worten begrüßte Klaus Kornberger den Berliner Künstler und Bildhauer Robert Metzges und seine Frau.
Zur Eröffnung der nunmehr 12. Skulpturenschau begrüßte Kornberger auch die zahlreich anwesenden Kunstfreunde und nicht zuletzt die Freunde und Gönner der Ausstellung. In diesem Zusammenhang würdigte er auch die wiederum sehr kooperative und unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Schlossverwaltung.
Der Bürgermeister gab seiner Freude Ausdruck, mit Robert Metzges einen so wunderbaren und renommierten international anerkannten Künstler und Bildhauer für Weikersheim habe begeistern können. Schon beim im Februar stattgefundenen Besuch einer Delegation aus Weikersheim im Atelier des Künstlers in Berlin-Karlshorst, sei der Funke der Begeisterung übergesprungen, in Anbetracht der wunderbaren Arbeiten des Künstlers. Seien es die von zierlich bis mächtigen Bronze-Plastiken im Garten des Ateliers, aber auch die fein bemalten faszinierenden Figuren aus Terrakotta, die einem förmlich das Herz öffneten.
Für die Schau habe der Künstler insgesamt 17 Plastiken ausgesucht und dabei eine sehr gute Auswahl getroffen. Und auch dieses Jahr seien es spannende Momente gewesen, als die Figuren aufgestellt wurden. Selbst für die Mitarbeiter des Städtisches Bauhofes war es ein ganz besonderes Erlebnis, sich einmal weit weg von der Alltagsarbeit, sich quasi „künstlerisch“ betätigen zu können.
Spannend auch zu sehen, wie sich die Werke spontan in die jeweilige Kulisse einfügten, als wären sie schon immer dagestanden. Aufgestellt habe man sie an Plätzen der Stadt, die dazu geeignet sind diese außergewöhnliche Kunst in sich aufzunehmen und wirken zu lassen. Wie etwa „die in den Haaren wühlende“ hinter dem Stadtmuseum, oder die beiden Figuren „Narde“ und „Jenny“ an der Stadtmauer.
Der Platz vor der Galerie Steinberger sei geradezu prädestiniert für die mächtige Plastik „Die Reiterin“. Die historische Altstadt bringe es mit sich, so der Bürgermeister weiter, dass man direkte Bezüge zur Umgebung herstellen kann. Beim Schlendern über den Marktplatz sei zum Beispiel die Plastik „Die Zecher“ nicht zu übersehen, diese vier sozusagen in sich ruhenden gemütlich auf ihren Stühlen sitzenden Figuren. Jede der für sich wirkenden Personen verkörpere Gelassenheit und stille Lebensfreude. Einer der vier assoziiere „Bacchus“, den Gott des Weines. Schmunzelnd fügte Kornberger hinzu „gut platziert“, denn das in der Nähe befindliche Tauberländer Dorfmuseum besitze ein großes Weinlager.
Die Figuren wirkten allesamt sehr echt, man betrachte sich nur die Plastik „Pulcinella“, an der Stadtmauer gegenüber dem Restaurant „Bastion“ stehend, die über das Tor schaut. Und manch einer konstatiere überrascht „wer steht denn da?“
Der Bürgermeister ging näher auf den in Pirna 1954 geboren Robert Metzges ein, der nach dem Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, als freischaffender Künstler in Berlin arbeitete. Nicht nur in Berlin stehen Skulpturen des Künstlers, seine Arbeiten sind auch in anderen Städten der nordöstlichen Bundesdeutschen Region zu bewundern.
International bekannt wurde er u.a. durch eine Ausstellung in Californien, seine Arbeiten sind in Leipzig, Magdeburg Frankfurt/Oder und Neubrandenburg zu sehen, nur um einige wenige Standorte zu nennen. Bei Robert Metzges, der mit Modellen arbeitet, steht das Menschliche im Vordergrund, seine Skulpturen wirken überaus lebendig.
Der Künstler sagt dazu: „Das Arbeiten mit dem Modell bietet eine Grundlage, man nähert sich der Person und lässt die Krücken des Erlernten fallen.
Gleichzeitig bildet sich eine Vorstellung von der Person. Die Plastik hält jedoch der Realität niemals stand“. Es geht ihm nicht darum, das Modell wahrheitsgetreu nachzubilden, sondern vielmehr darum, seinen Figuren ein Eigenleben zu verleihen. Es ist ihm beim Arbeiten mit dem Modell wichtig, soweit wie möglich die Natur zu erfassen.
Robert Metzges lebte und lebt im Osten von Berlin, wo die figurative Bildhauerei eine stärkere Bedeutung besitzt als im Westen. Im Osten, so der Künstler einmal in einem Interview, sei das Figürliche als Teil der Tradition der Moderne zu sehen. Im Westen sei das Figürliche weitgehend aus dem Kanon der Modernen verbannt worden. Das Bedürfnis aber, etwas mit den Sinnen wahrzunehmen, blieb vorhanden. Etwas, das man anfassen kann – wo das Haptische und das Ästhetische einen Reiz aussenden. Jeder sieht das, was er sehen kann.
In diesem Sinne erging nun die Einladung des Bürgermeisters an die Gäste der Vernissage, zum gemeinsamen Rundgang mit dem Künstler, der gerne auch Fragen zu seiner Person, seiner Schaffensweise und seinen Kunstwerken beantwortete.
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