Laudenbacher Amateurtheater

Erneut den Nagel auf den Kopf getroffen

Auch zweites Stück von Michael Weber-Schwarz wird zum Erfolg. Spielfreudiges Ensemble punktet mit hohem Einsatz

Von 
sgm
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Absturz vor Publikum: Der Laudenbacher „Berg“ wird in Erinnerung bleiben. © Tgl

Laudenbach. Eine erfolgreiche Theatersaison in der Laudenbacher Zehntscheune ist vorüber – und die Hauptverantwortlichen ziehen nach dem Rückbau des Bühnenbilds eine äußerst positive Bilanz. „Wir haben den Nagel einmal mehr auf den Kopf getroffen“, sagt Spielleiter Raimund Zenkert. Er verantwortet seit fast vier Jahrzehnten die jährlichen Aufführungen im Weikersheimer Ortsteil.

Mit „Der Meisterboxer“ aus dem Volkstheater Willy Millowitsch oder „Das Haus in Montevideo“ des brillanten Komödienschreibers Curt Goetz hat die Theatergruppe im TSV Laudenbach schon einige bemerkenswerte Inszenierungen auf die Bühne gebracht. Auch die klassische Komödie „Pension Schöller“, die im Sommer im Niederstettener „Tempele“ als Freilufttheater zu sehen sein wird, hat man 2008 schon auf die Beine gestellt.

Seit zwei Jahren gab es nun in Laudenbach echte Uraufführungen: Mit der turbulenten Slapstick-Komödie zur Faschingszeit „Wo ist nur der Ernst geblieben?“ und jetzt dem humorvoll-kritischen Alpin- und Beziehungsdrama „Der Berg ruft!“ des Honsbronner Autors Michael Weber-Schwarz ist komplett Selbstgeschriebenes und -gemachtes in Laudenbach aufgeführt worden.

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„Am Anfang war es einfach ein Experiment – Raimund Zenkert hat mich aufgefordert ein abendfüllendes Stück zu schreiben und ich habe mich an den Schreibtisch gesetzt“, sagt Weber-Schwarz. Dass das Erstlingswerk „Ernst“ auf Anhieb ein Publikumserfolg werden würde, habe man zwar gehofft, aber so gar nicht vermutet. Der jetzige „Berg“ begeisterte ebenfalls zahlreiche Besucher aus der weiten Region – einige Zuschauer reisten sogar aus über 150 Kilometer Entfernung an und nutzten das Theater für einen Aufenthalt in ihrer alten Heimat.

Ernsthaftes mit Humor

„Der Berg ruft!“: Das Stück ist eine Beziehungskomödie mit Lokalkolorit und doch im Grunde ein Drama mit ganz ernsthaften Themen: Ein Seitensprung, der auf einer Berghütte am Watzmann zum akuten Problem für eine ganze Gymnastikgruppe wird. Die Klimakrise mitsamt Klimaklebern, der Dauerkonflikt zwischen Veganern und Fleischessern und der allgegenwärtige Handykonsum. Jede Menge Konfliktstoff also, der von Autor und Regie aber ohne erhobenen Zeigefinger aufbereitet und inszeniert wurde. Fürs Publikum: Mitklettern auf den zweithöchsten Berg Deutschlands, den schrägen und surrealen Auftritt eines Schlagerstars mitfeiern und herzlich lachen beim vielfachen Spiegeln der eigenen Schwächen.

Ungewöhnlich fürs Amateurtheater war auch der optisch-bühnenbildnerische Teil der Inszenierung: Der erste Akt spielte fast vollständig im Saal mitten unter den Zuschauern; an einem vorgelagerten stilisierten „Berg“ wurde schließlich tatsächlich mit Seil und Haken geklettert und (fast) abgestürzt.

„Der Aufwand hat sich ausgezahlt, das Stück kam hervorragend an“, so Raimund Zenkert über die Zuschauerreaktionen. Traditionell fand eine exklusive Vorpremiere im Rahmen der Jahresfeier des TSV Laudenbach statt, bevor sich die öffentlichen Aufführungen im neuen Jahr anschlossen. Zenkert würdigte den hohen zeitlichen Einsatz und die Leistung aller Schauspieler – in zwei großen Rollen waren Bühnenneulinge zu sehen, die am Ende regelrecht über sich hinausgewachsen seien. Zenkert wies darauf hin, dass die vielfältige Unterstützung durch Laudenbacher Ehrenamtliche aus dem TSV-Umfeld den Erfolg letztlich erst möglich gemacht hätten.

Nächstes Stück in Planung

Gibt es eine weitere Uraufführung um die Weihnachtszeit 2024? Autor Michael Weber-Schwarz lässt bereits durchblicken, dass er mehrere Stoffe auf seiner Liste habe. „Ob es vielleicht sogar ein Stück mit Musik wird, müssen jetzt noch Gespräche mit den möglichen Beteiligten ergeben“, sagt Weber-Schwarz.

Eines ist für den Autor aber klar: „Es wird etwas ganz Neues sein, denn das Theater lebt neben Echtheit auch von schrägen Überraschungen, die der Zuschauer so kaum erwartet. Dass wir das hinbekommen, haben wir zweimal gezeigt – und deshalb bin ich sicher, dass um die Weihnachtszeit in Laudenbach erneut etwas Ungewöhnliches zu sehen sein wird.“ sgm

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