Liebe Elpersheimer, liebe Freunde unserer ortsbildprägenden Bogenbrücke,
vielleicht ist es nicht allgemein bekannt, dass ein Elpersheimer Bürger eine Petition an den Landtag gegen den Abriss und den Neubau unserer Brücke gestellt hat. Das Petitionsergebnis findet man über google: „petition tauberbrücke elpersheim“ (Drucksache17/277, Petition 16/05018).
Unsere Bogenbrücke sei ein „nüchternes technisches Betonbauwerk“! Eine ortsbildprägende Funktion sei nicht zu erkennen! – Schön, dass wir endlich von einer objektiven Institution unserer subjektiven Wahrnehmung des Besseren belehrt werden!
Auch hinsichtlich der ökologischen Auswirkungen sei der Bau einer Balkenbrücke mit einer kürzeren Bauzeit (elf Monate) umweltfreundlicher gegenüber einer Bogenbrücke (16 Monate), da die Dauer der Vollsperrung und damit die Dauer der überörtlichen Umleitung auf ein Minimum reduziert werde. Eine Behelfsbrücke für motorisierten Verkehr käme aus wirtschaftlichen (Kosten) und ökologischen (Ressourcenverbrauch) Gründen nicht in Frage. Dagegen sei der Ersatzneubau auch aus Umweltschutzgründen sinnvoll, damit Mehrkilometer wegen der Tonnagebeschränkung der Elpersheimer Tauberbrücke durch die Umleitung des Schwerlastverkehrs durch die Kernstadt Weikersheim vermieden werden können.
Aha! Mehrkilometer vermeiden –aber nicht für die Elpersheimer Einwohner, denn da kommen Kosten (für die Bauherren) und Ressourcen ins Spiel.
Die (Fahrt- und Zeit-)Kosten für die Elpersheimer werden ignoriert. Wenn sich der Petitionsausschuss schon so umweltbewusst äußert, hätte er zumindest eine Stellungnahme der Firma X zur Auflastung unserer Brücke mit dem RELAST-Reparatursystem einholen müssen, denn mit dieser Methode werden kaum Ressourcen verbraucht und Mehrkilometer entfallen komplett. Dazu heißt es lediglich: Das Auflastungssystem der Firma X sei bei dem statischen Defizit der Tauberbrücke nicht zielführend. Für was nicht? Für die Fördergelder oder eine unbegrenzte Tonnage? An diesem Punkt endet dann auch schnell das Umweltbewusstsein als nicht zielführend.
Es sei nach dem Ersatzneubau der Tauberbrücke mit einer durchschnittlichen Verkehrsstärke zwischen 500 und 1000 Kfz pro Tag zu rechnen. Das sind umgerechnet über 20 bis 40 Fahrzeuge pro Stunde. Da sich diese wohl kaum gleichmäßig auf Tag- und Nachtstunden verteilen werden, sollten wir schleunigst mit unseren Kindern und Senioren trainieren, wie man die Straße zu Stoßzeiten des Verkehrs, der zukünftig durch die Kernstadt Elpersheim geleitet wird, lebend überquert.
Die Kreisstraße 2853 zwischen Ortsdurchfahrt Elpersheim und Gewerbegebiet Tauberhöhe sei im Ausbauprogramm des Main-Tauber-Kreises enthalten. Der Beginn der Planung sei im Jahr 2023 vorgesehen. Die Strecke weise nach der Unfallauswertung der Polizei keine Unfallauffälligkeit auf und sei geeignet, nach dem Ersatzneubau der Brücke, die anfallenden Verkehrsströme abzuwickeln.
Leider versäumte der Petitionsausschuss auch, sich einmal unsere enge Dorfpassage anzusehen, in die nicht zuletzt auch der Radverkehr des Fünf-Sterne-Radwegs Liebliches Taubertal hineingequetscht werden muss. Da dürfte das Wort „Unfallunauffälligkeit“ dann bald einer aussterbenden Spezies angehören.
Zum Punkt Unterschriftensammlung schreibt der Petitionsausschuss: „Die Unterschriftenliste wurde trotz mehrmaliger Aufforderung weder dem Landratsamt noch der Stadt zur Einsichtnahme und Prüfung vorgelegt. Deshalb kann die Behauptung des Petenten, 70 Prozent der Einwohner seien gegen die neue Brücke, was von den politisch Verantwortlichen in Stadt und Kreis übergangen werde, vonseiten des Landratsamtes nicht verifiziert werden.“ Nach Abschluss unserer Unterschriftensammlung baten wir Anfang März 2020 schriftlich um eine Audienz beim Landrat. Es kam weder eine Antwort noch eine Eingangsbestätigung.
Auf erneute Anfrage nach zwei Monaten Wartens, erhielten wir einen Termin am 28. Mai, zu dem wir geschlossen mit den gesammelten Unterschriften erschienen.
Auf unsere Frage, ob er die Unterschriften nicht einsehen wolle, meinte der Landrat, das brauche er nicht, er glaube uns. Die Unterschriftenlisten wurden völlig ignoriert, nicht einmal mit einer Einwohnerliste stichpunktartig überprüft. Von der Stadt Weikersheim erhielten wir nie eine Aufforderung zur Einsichtnahme, lediglich unser Ortsvorsteher (für den die Unterschriften aus Neutralitätsgründen nicht vorgesehen waren) interessierte sich dafür.
Da fragt man sich schon, was da abgelaufen ist. Über 500 Unterschriften nicht verifizierbar? Wenn man Stadt und Kreis nicht vorwerfen möchte, eiskalt gelogen zu haben, könnte man vermuten, dass die Verantwortlichen des Landratsamtes unter Gedächtnisschwund und die der Stadt Weikersheim einmal wieder unter bedauerlichen „Kommunikationsproblemen“ leiden.
Und was den Petitionsausschuss betrifft, frage ich mich, was für Fakten er denn in den ganzen Monaten „geprüft“ haben will! Wäre es nicht seine Aufgabe gewesen, sich mit dem Petenten in Verbindung zu setzen und die Unterschriften eigens einzusehen?
Es sieht aus, als habe er einfach alle Aussagen des Landratsamtes kritiklos übernommen.
Die Ergebnisse stehen teilweise in der Zukunftsform, obwohl sie bereits schon oder nicht mehr aktuell sind (RELAST Reparatur der Brücke beim Rewe-Markt/Verkehrsschau). So eine schlampige, einseitige Recherche! Und wieder einmal wurde der Bürgerwille vollständig ignoriert!