Die „schönen Gemächer“ von Schloss Weikersheim sind nach grundlegender Restaurierung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich – das wird an diesem Wochenende gebührend gefeiert.
Weikersheim. In den prunkvollen „Schönen Gemächern“ im Weikersheimer Schloss können die Besucher unmittelbar eintauchen in das Leben am Hohenloher Grafenhof. Sorgfältig restauriert werden sie an diesem Wochenende wieder eröffnet.
Eine „Kostbarkeit, die wir erhalten wollen“, sei das einstige Staatsappartement im Saalbau. Ein Besuch sei „eine Zeitreise in die prunkvolle Welt des Barock“. Das betonte die baden-württembergische Finanzstaatssekretärin Gisela Splett in ihrem übermittelten Grußwort zum Festakt am Freitag. Nach stilvoller musikalischer Einstimmung durch Viktoria Schomer auf dem Vibraphon begrüßte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der „Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG)“, die zahlreichen Ehrengäste. Er würdigte die „Schönen Gemächer“, das Hauptappartement der Hohenloher Fürstin Elisabeth Friederike Sophie, im Gesamtzusammenhang einer „kulturgeschichtlichen Exzellenz des Schlosses Weikersheim im europäischen Kontext“. Hier, im Winkel Hohenlohes habe sich „Kunst und Kunsthandwerk in Art, Menge und Qualität erhalten, die heute weder in Versailles, noch in Dresden noch in Schönbrunn präsentiert werden können“. In dieser Residenz sei eine „sinnliche, unmittelbare Teilhabe am kulturellen Erbe des 18. Jahrhunderts möglich, wie sie sonst meist nur trocken, schriftlich oder rekonstruiert vermittelt werden kann“. Graf Carl Ludwig und seine Gemahlin, die Fürstin, hätten die zeitgenössischen Moden und Vorbilder selbstständig interpretiert und vielfach auf Künstler und Kunsthandwerker der Region zurückgreifen können. So sei die in seltener Vollständigkeit überkommene Ausstattung der „Schönen Gemächer“ ein „anschauliches Beispiel des Gestaltungswillens und des Lebensstils an einer reichsgräflichen Residenz“. Wieder erstanden seien die „Schönen Gemächer“ mit dem original erhaltenen Prunkbett der Fürstin anhand des umfangreichen Inventars von 1757 mit „restauratorischer Akribie“. Möglich sei dies gewesen, weil Schloss Weikersheim seit dem späten 18. Jahrhundert als Nebenresidenz „zunehmend in einen Dornröschenschlaf fiel“ und weil sich seit 1945 Prinz Constantin, Maler und Restaurator aus einer Nebenlinie des Hauses Hohenlohe, aufopferungsvoll um das kulturelle Erbe des Schlosses gekümmert habe.
Man habe sich, so der Geschäftsführer, entschlossen, „die Räume lebendig werden zu lassen“ und so zu zeigen, als hätten die Herrschaften das Appartement gerade eben erst verlassen. Inszenatorische Einfügungen, immer durch Quellen belegt, sollten den Gästen „Lesehilfen geben“ und zwar „in einer Form, die zu ihrer Freizeitmotivation passt“. Der Dank Michael Hörrmanns galt abschließend allen, die an der Renovierung der Räume und der Restaurierung der Objekte mitgewirkt hatten, vor allem aber Monika Menth, der Leiterin der Weikersheimer Schlossverwaltung, und ihrer Mannschaft. Konservator Dr. Rolf Wagner habe das Projekt als Multitalent –akribischer Kunsthistoriker, Konzeptkünstler und Impresario – perfekt geleitet. Ihm gebühre besonderer Dank. Florian Busch, der Erste Landesbeamte im Landratsamt des Main-Tauber-Kreises, würdigte die „Schönen Gemächer“ als Grundlage für ein „authentisches Erlebnis der Wohn- und Lebenssituation der Grafenfamilie“. Auch Gäste, die das Schloss schon gut kennen, könnten hier Neues entdecken. Schlossverwalterin Monika Menth gelte besonderer Dank für ihr Engagement.
Ein „Juwel im Taubertal“ sei die Stadt Weikersheim durch Schloss und Schlossgarten, betonte der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Vossler.
Ein gutes Miteinander sei für die weitere Entwicklung notwendig. Sein Dank galt auch den Gärtnern für die Pflege des „wunderschönen Schlossgartens“. Die Öffentlichkeit hat an diesem Wochenende Gelegenheit, die „Schönen Gemächer“ im Rahmen eines Bürgerfests unter dem Motto „Aufpoliert“ zu besichtigen.
Regelmäßige Führungen gibt es künftig dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu jeder vollen Stunde. Für Auskünfte steht die Schlosskasse unter Telefon 07934/992950 zur Verfügung.
Die schönen Gemächer – das Programm am 23. und 24. Juli
Geöffnet sind Schloss und Schlossgarten Weikersheim am heutigen Samstag und am Sonntag, 24. Juli, von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Kostenlose Führungen durch die „Schönen Gemächer“ finden alle 20 Minuten statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, telefonische Reservierung möglich unter 07934/992950,
Der Rittersaal kann im freien Rundgang besichtigt werden. Auch der Schlossgarten steht den Besuchern offen.
Für Verpflegung für die Besucher ist gesorgt. Es gibt historische Spiele auf der Schlossterrasse, Basteln für Kinder in der Säulenhalle, eine Fotoaktion in der Alchemieausstellung und auch „Haut den Lukas“ im Innenhof.
Der Vortrag „Ein Hesperidenhain in Hohenlohe“ mit Florian Schleifer findet am Samstag um 12 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr statt.
Konservator Dr. Wagner spricht über „Ey wie schmeckt der Coffee süße“ samstags und sonntags jeweils um 13 und 16 Uhr.
Schlossgärtnerin Katja Bischoff führt durch den Schlossgarten am Samstag und Sonntag jeweils um 13, 15 und 16.30 Uhr.
Das „Duo Saitenwind“ konzertiert in der Schlosskapelle samstags um 12.30 und 13.30 Uhr und sonntags um 13.30 und 14.30 Uhr.
Im Schlossgarten treten an beiden Tagen „Ringelschlingel“ mit Stelzentheater und „Jonas the living flag“ mit Kraftakrobatik auf.
Ein Markt mit regionalen Spezialitäten findet rund um das Schloss statt.
Angeboten werden Seifen, Blumen-Pflanzen, Deko, Natursalze, Holzspielwaren, Weidenkörbe, Modisches, Goldschmiedearbeiten und vieles mehr. peka
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