Weikersheim. „Leben eben“ – seit 2009 gibt es diesen Kleinkunstwettbewerb für Jugendliche aus dem Main-Tauber-Kreis. Die Idee dafür stammt von Katharina Wilke, die damals ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei den Jeunesses Musicales Deutschland absolvierte. Von ihrer kreativen Idee profitieren seither Nachwuchstalente aller Sparten: Es Gesang und Instrumentalkunst von Klassik über Pop und Rock bis hin zu expermimenteller Musik ebenso wie Kabarett, Lyrik und Poetry-Slam, es traten Beatboxer und Breakdancer auf, Hip-Hopper und Jazzdancer.
Aus dem Jeunesses-Keller zog die Veranstaltung in die Stadthalle. Schon bei der Eröffnung der Tauberphilharmonie dokumentierten „Leben eben!“-Teilnehmer: „Auch wir gehören hier dazu!“
Tja – und dann kam Corona. So ist das Leben eben. Auftritte? Keine Chance. Workshops? Abgesagt. Gemeinsame Aktivitäten? Selbst im kleinen Kreis schwierig. Bands und Jugendensembles, die sich manchmal schon seit Jahren regelmäßig trafen, sich gegenseitig inspirierten, zerfielen: Ausbildungen, Umzüge, und mancher stellte ganz generell die Gitarre in die Ecke: In Probenkellern herrschte Stille.
Wird da noch was? Finden sich überhaupt noch Jugendliche, die nach der Ausbremszeit wieder auf die Bühne wollen, Mut und Lust haben, sich einem Wettbewerb zu stellen?
Mit viel Elan ging die aktuelle FSJlerin ans Werk, warb in Schulen und Jugendzentren – und gewann einige junge Kreative für den Auftritt, der in diesem Jahr im Rahmen des viertägigen „Made in Main-Tabuer“-Festivals natürlich am richtigen Platz war. 120 gespannte Besucher strömten am Samstag in den Wittenstein-Saal, um ein wenn auch eher kleines, dafür aber feines „Leben eben!“-Programm zu erleben.
Es waren samt und sonders junge Frauen, die die Fahne für „Leben eben“ hochhielten: Mit Sologesang eröffnete Saria den Abend, mit einer expressionistischen Tanzdarbietung folgte Sophie, das Duo Finja und Sarah präsentierte sich anschließend mit Gesang und Klavier, und zum Schluss tanzte das Shadougäru-Duo Cira und Hanna den Hiroshima-Part, mit dem sie Anfang Oktober in der Creglinger Tanzvilla-Show „Die Besucher“ das Publikum begeistert hatten.
Vier starke Auftritte von insgesamt acht starken jungen Frauen: Leicht hatte es das traditionell für die Preisvergabe zuständige Publikum nicht. Und wenn von vier Acts nur drei mit einem Preis bedacht werden, wird es noch schwieriger. Eigentlich hätte das gern zwei dritte Plätze vergeben, doch irgendwie wollte das mit der Stimmengleichheit zwischen den beiden Solistinnen doch nicht so recht klappen – und so hatte die Bad Mergentheimer DOG-Schülerin, die ohne Schnickschnack souverän mit sehr schön weicher und ausdrucksfähiger Stimme die „Roar“ von Katy Rerri und „In the Stars“ von Benson Bone vortrug, die Nase haarscharf vor Sophie, die mit ihrem ausdrucksstarken expressionistischen Tanzauftritt ebenfalls jede Menge Beifall einheimste.
Das kann sich hören lassen
Auf Pianistin Sarah, die schon als Vierjährige mit dem Klavierspiel begann, und Sängerin Finja, die als Siebenjährige erstmals Gesangsunterricht nahm, dürfte ihre derzeitige Musiklehrerin Hanna Markowski gewaltig stolz sein. Statt des eigentlich von ihren beiden Schützlinge gemeinsamen Debüts beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ feierten sie jetzt ihren ersten gemeinsamen Auftritt. Ein Duo, das sich hören und sehen lassen kann: „Chapeau!“ Und voll zu Recht belohnt mit dem zweiten Preis.
Cira und Hannah fanden schon als Kinder zum Verein „Tanzvilla“. Nach ihrer ausdrucksstarken Pas des deux-Hiroshima-Performance hielt das Publikum erst mal den Atem an, ehe der Beifall losbrach. Keine Frage, dass die beiden den ersten Preis gewinnen würden.
Die Preise überreichten JMD-Generalsekretär Ulrich Wüster und Paul Gehrig, Geschäftsführer beim Stadtwerk Tauberfranken. Der 22-jährigen Moderatorin Anja Ermer überreichten sie Blumen: Sie war 2018/19 im Bundesfreiwilligendienst bei der JMD, organisiert aktuell das wieder mögliche mu:v-Camp und sprang kurzfristig für eine Kollegin ein, die ihr Freiwilligenjahr zugunsten des Studiums in Österreich vorzeitig beenden musste.
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