Kooperation von Stadt, Autohaus und ÜWS

Carsharing-Projekt in Weikersheim trägt Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung

Ab sofort stehen zwei E-Autos und ein Verbrenner zur Verfügung, ein drittes E-Auto soll die Flotte demnächst ergänzen

Von 
Inge Braune
Lesedauer: 

Weikersheim. Seit kurzem steht regelmäßig ein Nissan Leaf vorm Weikersheimer Rathaus, ein E-Mobil, das dank der direkt vor dem Rathaus installierten Ladesäule keinen Einsatz von Verwaltungsmitarbeitern und anderen Nutzern scheuen muss. Der Leaf ist Teil der neuen Weikersheimer Car-Sharing-Flotte aus aktuell drei Fahrzeugen. Neben dem Leaf und dem ebenfalls elektrischen VW ID.3 steht mit dem Skoda Fabia auch ein Verbrenner nach unbürokratischer Anmeldung via Handy-App zur Verfügung. Ermöglicht wurde das Weikersheimer Carsharing-Projekt durch die Kooperation zwischen Kommune, dem in Schäftersheim ansässigen Autohaus Hertlein und der Überlandwerk Schäftersheim GmbH & Co. KG.

Wer Wert auf Klimaschutz legt, macht sich in aller Regel auch übers Thema Mobilität Gedanken. Den Umstieg vom Verbrenner auf ein E-Fahrzeug muss man sich erst mal leisten können, und den PKW ganz abzuschaffen, ist auf dem Land, wo der ÖPNV ein recht luftig gesponnenes Mobilitätsnetz mit verhältnismäßig eingeschränkten Dienstzeiten bietet, eher Wunsch als wirkliche Option.

Selbst die Reduzierung des privaten Fuhrparks von zwei auf nur noch ein Familienfahrzeug hat seine Tücken: Cityfern lebende Mütter – keineswegs nur die der Helikopter-Ausprägung – mit umtriebigen Kindern, die nicht nur zu Kita, Schule oder Kinderarzt, sondern auch noch zum Sportclub, Zusatzmalkurs, Turnieren oder etwas entfernter wohnenden Freunden und Arbeitsgruppen-Teams transportiert werden müssen, sehen bislang kaum eine Chance, auch nur den Zweitwagen abzuschaffen.

Carsharing, vorzugsweise sogar E-mobil? Gute Idee – aber längst nicht überall zu haben. In Schäftersheim ist der PlusEnergieHof 8 mit dem aufs Dorf zugeschnittenen Beispiel des Man-&Carsharing-Projekts „Smarte Karre“ vorangegangen. Im größeren Weikersheim aber war an Mitnutzungs-Fahrzeuge bisher fast nur im Freundeskreis heranzukommen. Insgesamt vier öffentliche Ladesäulen – am Bahnhof, vor der Tauber-Philharmonie, gegenüber dem Rewe-Markt und eine weitere am Parkplatz Talstraße – hat die ÜWS bereits installiert. Bald wird ein Cupra Born als drittes E-Auto die bereits in Dienst gestellte kleine Weikersheimer Carsharing-Flotte ergänzen.

Schon während seines Wahlkampfes hatte Bürgermeister Nick Schuppert die Gestaltung eines Car-Sharing-Projekts für Weikersheim als Ziel thematisiert. In der Folge ging er zunächst aufs Überlandwerk Schäftersheim zu – schließlich hat Igersheim die Kooperation mit dem Stadtwerk Tauberfranken vorgemacht. Und ÜWS-Geschäftsführer Volker Hofmann holte das örtliche Autohaus ins Boot. Da die ÜWS die Ladeinfrastruktur schultert und das Autohaus die Fahrzeuge stellt, sind die von der Kommune zu tragenden Kosten denkbar gering: Mit rund 300 Euro sowie internen Bauhof-Verrechnungskosten finanzierte die Stadt die Installationskosten der Ladestation vor dem Rathaus. Natürlich trage die Stadt mit ihrer Monatsmiete zur Grundauslastung des Carsharing-Projekts bei, so Schuppert, der die gute Zusammenarbeit der lokalen Anbieter mit der Stadt im FN-Gespräch lobte.

Das Carsharing-Projekt, so der Bürgermeister weiter, trage dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung, ermögliche auch jenseits der nicht immer passenden ÖPNV-Taktung Mobilität und punkte auch als Zusatzangebot im für Weikersheim immer wichtiger werdenden Touristikbereich. Ein entsprechendes, amtlich vorgeschriebenes Verkehrszeichen kennzeichnet den Ladeparktplatz vorm Rathaus als ausschließlich für Nutzerinnen und Nutzern des Weikersheimer Carsharing-Projekts reserviert. Die Ladesäule, so ÜWS-Geschäftsführer Volker Hofmann, liefert Ökostrom aus Deutschland und bietet eine Ladeleistung bis zu 22 kW AC. Hofmann weiter: „Mit dem gemeinsamen Ausbau der Ladeinfrastruktur und des E-Car-Sharing-Projektes mit der Stadt und dem Autohaus Hertlein leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die Elektromobilität voranzubringen.“ Der Rathaus-Ladeparkplatz, so Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert, werde den vielfältigen Carsharing-Anforderungen gerecht: „Der Platz ist zentral gelegen und damit für Tourismus, Altstadt und Rathaus optimal erreichbar. Durch die Nähe zu einem öffentlichen Gebäude war dieser Platz auch kostenverträglich erschließbar.“

Schuppert hofft darauf, dass durch das Zusatzangebot langfristig das ein oder andere Fahrzeug eingespart werden kann, was dem Umweltschutz in vielerlei Hinsicht nutze.

Die ebenfalls mit Ökostrom versorgte Ladesäule am Bahnhof ist über die App „Ladeverbund+“ (kostenfreier Download via Google Play Store sowie Apple-App Store) dank ihrer beiden Typ2-Steckdosen für die parallele Aufladung von zwei Fahrzeugen auf den eigens dafür reservierten Parkplätzen nutzbar. Der Nissan Leaf mit seiner Reichweite von bis zu 270 Kilometer dürfte wohl vorwiegend im Nahbereich eingesetzt werden; der VW ID.3 und der demnächst die Flotte ergänzende Cupra Born kommen mit einer Batterieladung rund 400 Kilometer weit. Aktuell ist der Einstieg ins Weikersheimer Carsharing-Projekt nur über die Homepage des Autohauses (www.autohaus-hertlein.de) möglich. Unterm Menüpunkt „Vermietung“ findet sich der Eintrag Carsharing. Hier können Interessierte die erforderliche MOQO App downloaden. Nach einmaliger digitaler Führerschein-Validierung und Hinterlegung ihrer Zahlungsdaten brauchen Nutzer dann nur noch das Handy, um ein Fahrzeug zu reservieren und nutzen zu können.

Schon in Kürze sollen Infos zum Weikersheimer Carsharing-Projekt auch auf der Homepage der Stadt zu finden sein.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten