Seit zehn Jahren gibt es die Weikersheimer "Skulpturenschau". In diesem Jahr sind elf Bronzeplastiken der polnischen Bildhauerin Malgorzata Chodakowska inmitten der Stadt ausgestellt.
Weikersheim. Am frühen Sonntagabend wurde die Jubiläumsausstellung mit Skulpturen der aus Polen stammenden und in Dresden lebenden Künstlerin bei einer Vernissage im Sitzungssaal des Rathauses sowie einem anschließenden Rundgang mit ihr feierlich eröffnet.
Die 1965 in #0141ódz geborene Chodakowska studierte Bildhauerei an den Akademien der Bildenden Künste in Warschau und Wien. Seit 1991 lebt sie in Dresden und arbeitet dort in ihrem eigenen Atelier.
Neben überlebensgroßen Holzskulpturen, den "Stammfrauen", die im Stück aus Baumstämmen gehauen werden und Bronzefiguren gestaltet die Künstlerin Brunnenfiguren sowie Preisskulpturen für Wettbewerbe.
Die 52-Jährige hat bereits viele Ausstellungen unter anderem in Deutschland, Japan, Österreich, Polen und Dänemark gestaltet. Besondere Aufmerksamkeit erhielt ihre Skulptur "Trauerndes Mädchen am Tränenmeer", die seit 2010 in Dresden an die Bombardierung der Stadt im Jahr 1945 erinnert.
In Weikersheim stellt die vielfach prämierte polnische Künstlerin elf ihrer Bronzefiguren aus. Sie setzt sich mit dem Menschenbild und dessen Anatomie auseinander. Dabei geht das sichere Form- und Proportionsempfinden mit einer umfassenden Fähigkeit zur Sinnlichkeit einher, die den Mut und die Kraft zur Erotik besitzt, wie bei der "Bacchantin" und der "Fata Morgana" (beide am Marktplatz) sowie bei der Figur "Con Amore" (an den Arkaden vor dem Schlosseingang). Von besonderer Ausstrahlung sind die ästhetische Energie sowie die Geschlossenheit der Formen der zwischen 1,18 Meter ("Die Badende" an der Stadtmauer) und 2,33 Meter ("Tänzerin" im Küchengarten) hohen Skulpturen. "Die Bürger und Besucher haben die Kunstwerke und das Anliegen, Kunst in die Stadt Weikersheim zu bringen, von Beginn an angenommen", sagte Bürgermeister Klaus Kornberger in einem Rückblick auf die vorhergehenden Ausstellungen. Schön sei, mit welch großem Interesse, welcher Neugierde und Aufgeschlossenheit die Bürger der Stadt den Figuren begegnet seien. "Von Anfang an wollten wir Qualität und haben professionelle Bildhauer eingeladen", berichtete er. So sei es gelungen, "eine namhafte Künstlerschar nach Weikersheim" zu holen, was auch durch zahlreiche Ideengeber, Unterstützer und Sponsoren möglich gemacht wurde. Im Anschluss an den Festakt im Rathaussaal erläuterte die Bildhauerin bei einem ebenfalls sehr rege frequentierten Skulpturen-Spaziergang in der Altstadt bis an die Tauber ihre Inspirationen, aber auch Hintergründe und Techniken, die beim Schaffen der Figuren wichtig waren. So habe sie sich etwa bei der zwei Meter großen Bronzestatue "Spannung", die neben drei weiteren Skulpturen ebenfalls auf dem Marktplatz zu sehen ist, von einer Primaballerina an der Dresdner Semperoper inspirieren lassen. Bei der Figur "Überfluss", die vor dem Schlosseingang steht, zeige sich einerseits der Überfluss in der Natur als Segen und andererseits als ein (Über-)Fluss sprudelnden Wassers.
Einen speziellen Glanzpunkt der Skulpturenausstellung stellt der "Engel" dar, der bei der Fußgängerbrücke in der Tauber steht. Seine Flügel bestehen aus schillernd zarten Wasserstrahlen, in denen sich das Licht spiegelt und die an Libellenflügel erinnern sollen, wie Chodakowska erläuterte. Beim Empfang im Rathaus nutzten die Besucher die Möglichkeit, mit der Künstlerin zu sprechen. Musikalisch umrahmt wurden Vernissage und Rundgang von dem Duo "Liquid Soul - Klingende Bronze" mit Beate Gatscha und Gert Anklam aus Berlin, die gemeinsam das "Gender Wayang", ein Bronze-Xylophon aus Bali spielten und später eine japanische Taiko-Trommel und ein Sopran-Saxofon zum Klingen brachten.
Parallel zu der Skulpturenschau ist im Sitzungssaal des Rathauses eine Ausstellung des ebenfalls in Dresden lebenden Fotografen Lothar Sprenger zu sehen: 23 Aufnahmen der Skulpturen Chodakowskas.
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