Reinhardsachsen/Kaltenbrunn. Heute ist ein großer Tag für Reinhardsachsen und Kaltenbrunn. Nach neun Jahren Vorbereitungszeit, begonnen schon zu Zeiten meines Vorgängers Winfried Kister, ist es jetzt soweit: Wir erhalten den Bescheid über Mittel im Flurordnungsverfahren Walldürn-Reinhardsachsen/Kaltenbrunn. Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft unseres Ortes.“
An Ortsvorsteher Heiko Berberich war die Freude ablesbar, als er sich im Namen aller seiner Bürgerinnen und Bürger bei Minister Peter Hauk für den erhaltenen Zuwendungsbescheid bedankte. „Mit der Flurbereinigung verbessern wir unsere in die Jahre gekommene Infrastruktur und stärken den ländlichen Raum“, so Berberich weiter.
Am Montagnachmittag war Minister Hauk persönlich in das Dorfgemeinschaftshaus Reinhardsachsen gekommen, um den Bescheid des Baden-Württembergischen Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung über den vorzeitigen Maßnahmenbeginn an die stellvertretende Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Monika Sauer, zu übergeben. Die nun bewilligte erste Tranche ist 678.924,40 Euro groß.
Bürgermeister Meikel Dörr bezeichnete die Übergabe des Zuschussbescheides in seinem Dank- und Grußwort als eine „bedeutende Investition in die Zukunft unserer Stadt und Region, die uns voranbringen wird.“ So würden durch die anstehenden Maßnahmen ab Herbst 2025 nicht nur Wege, Straßen und Plätze erneuert, sondern auch landwirtschaftliche Flächen neu geordnet, die Wasserführungen verbessert und wertvolle Naturflächen aufgewertet.
Besonders hob Dörr die Modernisierung der Gemeindeverbindungsstraßen, die Erschließung bislang schwer zugänglicher Grundstücke und die Maßnahmen zum Erosionsschutz hervor, wie sie nun möglich gemacht seien. Hinzu komme noch die Investition in Natur und Landschaft, in Form von beispielsweise Neupflanzungen von Bäumen, Aufwertung von Feldhecken und Anlage von Grünland- und Saumstreifen. All das werde nicht nur das Ortsbild und seinen landschaftlichen Rahmen verschönern, sondern auch die örtliche Biodiversität merklich stärken.
Manfred Schärpf, stellvertretender Fachbereichsleiter am Landratsamt NOK und anstelle des verhinderten Landrats Dr. Achim Brötel erschienen, stellte heraus, dass auf einer Gesamtfläche von 31 Hektar in der Gemarkung Reinhardsachsen/Kaltenbrunn und bei Gesamtausführungskosten von 4,55 Millionen Euro nun mit der Umsetzung der Verfahrensziele begonnen werden könne – insbesondere mit den Maßnahmen zur Dorferneuerung in beiden Walldürner Ortsteilen. Im ersten Bauprogramm werde nun die Gemeindeverbindungsstraße Reinhardsachsen-Glashofen modernisiert. Von den dazu erforderlichen 2,24 Millionen Euro – sie entsprechen einem Zuschusssatz in Höhe von 85 Prozent – seien nun mit der Bescheidübergabe durch Minister Hauk die ersten rund 680.000 Euro bewilligt und abrufbar.
Schärpf dankte dem Land Baden-Württemberg, in persona Minister Peter Hauk, für die großzügige Förderung der anstehenden Maßnahmen im NOK. Schärpf: „Das Land bekennt sich nachhaltig zur Wahrnehmung der Aufgaben Flurneuordnung und Landesentwicklung. Das ist echte und zukunftsfähige Strukturpolitik für den Ländlichen Raum.“
Er bedankte sich bei allen insgesamt, die bei dem begonnenen Flurordnungsverfahren Walldürn-Reinhardsachsen/Kaltenbrunn miteinander zusammenarbeiten. Aus dem eigenen Hause, dem Landratsamt, hob er dabei den Fachdienst Flurneuordnung und Landesentwicklung mit seinem leitenden Fachbeamten Friedrich Bopp hervor. Ebenso Projektleiter Christoph Zschau und Projektingenieur Jochen Kolb.
Minister Peter Hauk machte in seiner Ansprache anlässlich der Bescheidübergabe den Wandel deutlich, den Flurneuordnungsverfahren aufgrund heute anderer Notwendigkeiten als früher erfahren haben: Vor 50 Jahren hätten die Maßnahmen wesentlich dazu stattgefunden, um durch zum Beispiel Flächenzusammenlegungen lokale Verbesserungen der landwirtschaftlichen Ortsstruktur zu erreichen: größere Flächen, die sich danach umso wirtschaftlicher bearbeiten ließen.
Heute hätten die Maßnahmen vornehmlich das Ziel, für bessere Erreichbarkeit der jeweiligen Schläge zu sorgen: leistungsfähige Wege, für das Befahren mit leistungsfähigen Maschinen. Weil aber zugleich weit über 90 Prozent der dörflichen Bevölkerung kaum mehr eine Voll- oder Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben, änderten sich damit auch die Zielsetzungen von Flurneuordnungsverfahren, so der Minister.
Demnach dienten diese Verfahren heute stärker der Verbesserung der Infrastruktur im ländlichen Raum, wie sie für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Naherholung suchende und für Touristen grundlegend sei. Landwirtschaftswege seien heute zugleich auch Wander-, Radfahr- und Naherholungswege. Maßnahmen wie die für Reinhardsachen-Kaltenbrunn jetzt bewilligten fänden üblicherweise außerhalb des Ortes statt. Hier aber, wirkten die beschlossenen Maßnahmen bis in den Ortskern hinein.
Rund 170 Bürgerinnen und Bürgern in Reinhardsachen-Kaltenbrunn kämen jetzt Ausführungskosten von über vier Millionen Euro zugute. Davon trage den Löwenanteil das Land, es beteiligten sich aber auch die Stadt Walldürn mit rund 370.000 Euro, so dass der Eigenanteil von Reinhardsachsen/Kaltenbrunn bei gerade einmal rund 75.000 Euro liege.
„Das alles wird Ihnen Vorteile für 30 Jahre und länger bieten“, sagte der Minister, „denn so langfristig angelegt sind die nun beginnenden Maßnahmen.“
Minister Hauk griff aus dem umfangreichen nun startenden Maßnahmenpaket die wasserbaulichen Vorhaben heraus und vertiefte dazu einige Gedanken. Diese Baumaßnahmen seien eine „spezielle Vorsorge für Starkregenereignisse“, wie sie lange eine Ausnahme gewesen seien, „künftig aber zur Normalität“ werden dürften. Peter Hauk: „Das CO2 das wir heute ausstoßen, wird erst in 20 Jahren meteorologisch wirksam werden. Heute macht sich also das CO2 bemerkbar, das wir 2005 ausgestoßen haben. Das von heute, werden wir ab 2045 zu spüren bekommen.“ Insofern seien die wasserbaulichen Maßnahmen im Rahmen des nun gestarteten Flurneuordnungsverfahrens heute schon der Hochwasserschutz für die Menschen von morgen.
Der Minister wies abschließend daraufhin, dass Flurneuordnungsverfahren die Möglichkeit böten, „situativ sinnvolle Ergänzungen“ hinzuzufügen. Sollten sich also im Zuge der anstehenden Umsetzungen der bewilligten Maßnahmen zusätzliche Erfordernisse auftun, so bestünde zu diesen die Möglichkeit, sie zu prüfen und gegebenenfalls mit in das Gesamtpaket der Neuordnungen obendrein mit hinein zu nehmen. „Ich freue mich, Ihnen heute den vorzeitigen Beginn zur Realisierung der geplanten Maßnahmen ermöglichen zu können“, schloss der Minister und bedankte sich „bei Ihnen für die Erarbeitung dieses sehr gelungenen Gesamtkonzepts“.
Mit der Flurneuordnung in Walldürn-Reinhardsachsen/Kaltenbrunn investierten Land, Stadt und Ortschaft in die Zukunft nachfolgender Generationen. Die geplanten Maßnahmen trügen zur resilienten Entwicklung des Ländlichen Raumes bei. Mit den Investitionen werde in Reinhardsachsen/Kaltenbrunn ein noch lebenswerteres Wohnumfeld geschaffen. Von der neuen, jetzt entstehenden Infrastruktur profitierten schlussendlich Landwirtschaft und Tourismus wie auch alle Bürgerinnen und Bürger vor Ort. 30 Jahre lang – und länger.
Alle Maßnahmen zur Flurordnung und deren jeweilige Besonderheiten sind im Internet unter fno-verfahren.lgl-bw.de/FISInternet/ einsehbar.
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