Wettersdorf. Lampen, Lichter, Leuchten und Laternen: Wettersdorf glänzt hell unter den Walldürner Stadtteilen. Denn es beherbergt einen einzigartigen Schatz weit und breit. Das von Rektor Walter Frenzl initiierte und 1998 im Dachgeschoss des einstigen Schulhauses eröffnete Lichtermuseum verleiht dem Dorf überregionale Bedeutung. Die Besucher staunen immer wieder über die Zahl und Verschiedenartigkeit von Beleuchtungskörpern, die Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlen.
"Unser Dorf hat sich relativ gut entwickelt", strahlt denn auch Ortsvorsteher Norbert Wörner eine gewisse Zufriedenheit beim sommerlichen Ortsrundgang mit den FN aus. Die Abwanderung junger Leute hält sich in Grenzen. Die knapp 150 Einwohner leben gern in Wettersdorf, Familienbande wird groß geschrieben. Bei auftretenden Leerständen von Häusern und Höfen gab es bisher stets Lösungen. Auch der Ausbau von Wirtschaftsgebäuden zu Wohnraum ist ein Thema. Denn der einst nahezu rein bäuerlich geprägte Ort zählt heute nur noch einen einzigen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb.
Altersstruktur gibt zu denken
Obwohl der ländliche Strukturwandel in Wettersdorf relativ gut überwunden wurde, runzelt Wörner die Stirn: "Es ist absehbar, dass die Leerstände in Zukunft steigen werden". Denn die Altersstruktur gibt zu denken. "Wir haben einige junge Familien mit Kindern, dennoch erhöht sich das Durchschnittsalter der Dorfbevölkerung stetig."
Ein besonderes Merkmal von Wettersdorf ist seine Weitflächigkeit. Es ist zwar nicht auf sieben, aber immerhin auf zwei Hügeln erbaut. Mittendurch führt die Ortsdurchfahrt, die bestens in Schuss ist.
2003 wurde sie nach einem umfassenden Ausbau mit Gehwegen und ansprechenden Straßenlaternen eingeweiht.
Von Ortsschild zu Ortsschild reihen sich entlang der "Hauptstraße" die öffentlichen Einrichtungen: Von Vollmersdorf kommend steht links zunächst das alte Schul- und Rathaus. Multifunktional präsentiert es sich heute als Dorfgemeinschaftshaus für Treffen und Veranstaltungen, es beherbergt nach wie vor die Ortschaftsverwaltung und im Untergeschoss hat die Jugend ihren eigenen Raum.
"Hier können sich die jungen Leute in ihrer Freizeit treffen, das ist wichtig", unterstreicht der Ortsvorsteher. Die frühere Lehrerwohnung im ersten Obergeschoss ist vermietet, während im Dachgeschoss das Lichtermuseum beheimatet ist.
Auf einer Anhöhe steht die Marienkirche, die nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurde und gerade einer umfassenden Innen- und teilweisen Außenrenovierung unterzogen wird.
Rechtsseitig der Ortsdurchfahrt liegt der vor einigen Jahren neu gestaltete Friedhof mit Einsegnungshalle. Kurz darauf folgt das im vergangenen Jahr eingeweihte neue Domizil der Freiwilligen Feuerwehr. "Es war früher eine Schmiede und wurde von der Stadt erworben", so Norbert Wörner, der gleichzeitig das Engagement der Bevölkerung beim Um- und Ausbau hervorhebt. "Die Wehr ist ein wichtiges Bindeglied unter den Einwohnern", betont er, da es im Dorf keine Gastwirtschaft oder sonstige feste Treffpunkte gibt.
Für einen weiteren guten Zusammenhalt sorgen die Frauen im Dorf. Ein Jahresprogramm mit monatlichen Angeboten bringt Gemeinschaft und Abwechslung zugleich. "Eine gute Sache ist die jährliche Weihnachtsfeier für alle Dorfbewohner", fügt Norbert Wörner an. Denn das Miteinander und ein funktionierendes Gemeinwesen sind unerlässlich in den Ortschaften. "Wenn es gilt, sind sie da", lobt er seine Bürger. Das sonstige Vereinsleben spielt sich hauptsächlich im benachbarten Glashofen zusammen mit dem Sportverein, der Fastnachtsgesellschaft und der Chorgemeinschaft ab.
Die Wettersdorfer schauen stets danach, dass das Ortsbild im rechten Licht erscheint. Um einen Eindruck von den gepflegten Gärten und Anlagen, den bunten Blumenarrangements und stillen Winkeln zu bekommen, kann man das Dorf praktisch in zwei Achterschleifen, eine auf jedem Hügel, erkunden. Am Geisberg liegt das kleine, in den 1970er-Jahren errichtete Feriendorf, das heute allerdings nicht mehr an die ursprüngliche Bedeutung der Anfangszeit heranreicht. Als Abschluss der Rundtour ist eine kleine Rast am Bolz- und Spielplatz nahe dem Feuerwehrhaus in der Dorfmitte gerade das Richtige.
"Die Maßnahmen der seit 1996 laufenden Dorfflurneuordnung haben für die Einwohner mehr Lebensqualität gebracht", erklärt der Ortsvorsteher. Nächstes Jahr soll das Projekt endgültig abgeschlossen werden.
Entwicklungspotenzial
Bei Bedarf hat Wettersdorf durchaus Entwicklungspotenzial. Freiflächen im Ortsetter und sechs Bauplätze im Gebiet "Hausacker" bieten Entfaltungsmöglichkeiten. Seit 2013 ist der Walldürner Stadtteil an die Datenautobahn - sprich schnelles Internet - angeschlossen. "Ein Kriterium, das bei der Ansiedlung junger Familien eine große Rolle spielt", betont Wörner.
Aber der Handyempfang lässt zu wünschen übrig. "Hier muss dringend eine Lösung gefunden werden", unterstreicht er.
Ein Thema sorgt derzeit in Wettersdorf für kontroverse Diskussionen: die Windkraft. Oberhalb des Dorfes in Richtung Kaltenbrunn ist ein Standort für Windräder vorgesehen. Noch ist nichts entschieden, aber die Sache lässt die Bürger nicht kalt.
Fakten zu Wettersdorf
- Einwohner: 145.
- Fläche: 537 Hektar, davon 175 Hektar Wald.
- Ersterwähnung: Der Ort dürfte erst in der Zeit der späten fränkischen Kolonisation im Laufe des 9. bis 13. Jahrhunderts entstanden sein. Dafür spricht auch seine späte urkundliche Erwähnung im Jahre 1293, in dem ein C. de Wedylsach genannt wird. Vermutlich unterstand das Dorf dem Kloster Amorbach, von wo aus es an Kurmainz kam. Urkundlich nachweisbar gehörte Wettersdorf seit 1544 zum Kurmainzer Amt und zur Kellerei Dürn. Wettersdorf blieb im Besitz von Kurmainz, bis es 1803 fürstlich-leiningisch wurde. 1806 kam es zum Großherzogtum Baden und wurde 1807 dem damaligen Bezirksamt Walldürn des Main- und Tauberkreises zugeteilt. 1935 erhielt der Ort Wettersdorf durch Eingemeindung die Dörfer Dornberg, Rütschdorf und Vollmersdorf, die jedoch 1945 wieder ausgemeindet wurden. Seit 1972 gehört Wettersdorf zur Stadt Walldürn.
- Ortsvorsteher: Norbert Wörner (seit 1980).
- Größte Vereine: Freiwillige Feuerwehr, Gründungsgemeinde des Sportvereins Wettersdorf-Glashofen.
- Landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe: Einer.
- Gaststätten: Keine.
- Lebensmittelläden: Keine. Mobile Landbäcker kommen regelmäßig ins Dorf.
- Wichtige Feste: Maibaumstellen, jährlich wiederkehrende Feste zur Pflege des Miteinanders innerhalb der Dorfgemeinschaft.
Das alte Wappen seit 1908 (Bild): In geteiltem Schild oben in Blau zwei rotbewehrte silberne (weiße) Adler, unten in Rot ein halbes achtspeichiges silbernes (weißes) Rad an der Teilung.
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