Bundeswehr

Walldürn: Wie das Logistikbataillon 461 um Nachwuchskräfte wirbt

Rund 190 Schüler nahmen an dem Informationstag „Nachwuchs rollt“ teil, rund 30 an der Aktionswoche „Gemeinsam wachsen“.

Von 
Martin Bernhard
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„Leben im Felde“ war eine der sechs Stationen, die die Teilnehmer von „Gemeinsam wachsen“ absolvierten. © Martin Bernhard

Walldürn. Es ist 11.30 Uhr, die Mittagspause ist gerade angebrochen, und eine lange Schlange hat sich vor dem Zelt auf dem Truppenübungsplatz in Walldürn gebildet, in dem das Essen ausgegeben wird. Zwei Jungs sitzen abseits auf einem kleinen Hügel. Sie scheinen den strahlend blauen Himmel und die angenehme Spätsommersonne zu genießen. Beide sind 20 Jahre alt und besuchen in Aschaffenburg eine Berufsschule. Sie sind mit ihrer Klasse am Donnerstag zum Informationstag „Nachwuchs rollt“ des Logistikbataillon 461 nach Walldürn gekommen, um sich über den Beruf des Soldaten zu informieren. „Das ist ein Weg, den ich einschlagen könnte“, sagt Kristian, Auszubildender zum Industriemechaniker im zweiten Lehrjahr. Allerdings schrecken ihn eine Verpflichtungszeit von zwölf Jahren und mögliche Auslandseinsätze davon ab, sich bei der Bundeswehr zu bewerben. „So lange von der Familie weg sein – ich weiß nicht, ob ich das kann. Aber sonst finde ich das alles ganz nett.“

Ein Soldat präsentiert Waffen der Bundeswehr. © Martin Bernhard

Für seinen Freund Tommaso kommt dagegen der Soldatenberuf nicht infrage. „Es wurde viel gezeigt, aber auch viel schöngeredet“, meint er. „Das ist sicher ein sehr interessanter Beruf. Und das Einstiegsgehalt ist brutal“, stellt er fest. Trotzdem will er sich nicht bewerben. „Die Verträge sind sehr lang“, sagt er. „Und man kann auch als Reservist jederzeit eingezogen werden.“

Rund 220 Teilnehmer informieren sich über den Soldatenberuf

Hinter den beiden jungen Männern liegt ein Vormittag, an dem sich die Bundeswehr in Walldürn von ihrer besten Seite gezeigt hat. An insgesamt sechs Stationen auf dem Truppenübungsplatz haben etwa 45 Soldaten die Schüler über das Leben und Arbeiten bei der Bundeswehr mit dem Schwerpunkt „Logistik“ informiert. Insgesamt über 220 junge Menschen haben an den Aktionen „Nachwuchs rollt“, die sich an Schulklassen richtet, und „Gemeinsam wachsen“, die für Einzelpersonen bestimmt ist, teilgenommen. Rund 190 Schüler von Schulen aus Miltenberg, Großheubach und Aschaffenburg verbrachten einen halben Tag auf dem Truppenübungsplatz bei der Kaserne, die 31 Teilnehmer von „Gemeinsam wachsen“ schnupperten von Montag bis Freitag das Soldatenleben.

Stationen bei „Nachwuchs rollt“

Soldaten des Logistikbataillons 461 hatten für die Schulklassen auf dem Truppenübungsplatz folgende sechs Stationen vorbereiten:

  • Ausbildungswerkstatt Neckarzimmern mit Information und Beratung.
  • Waffen und Ausrüstung der Bundeswehr, von der Pistole bis zur Panzerfaust.
  • „Leben im Feld“: Verschieden Arten, Feuer zu machen, Sicherungsposten, Tarnen.
  • Dynamische Fahrzeugshow: Hier durften die Teilnehmer in Lkw mitfahren, unter anderem über Panzerhügel.
  • Präsentation der Instandhaltungskompanie .
  • Präsentation der Transportkompanie.

Oberleutnant Joachim Steinle vom Beratungsbüro der Bundeswehr in Stuttgart macht einen zufriedenen Eindruck. Nach seinen Worten haben sich 39 Personen zu der fünftägigen Veranstaltung „Gemeinsam wachsen“ angemeldet, darunter drei Frauen. 36 von den Angemeldeten seien am Montag zur Nibelungenkaserne gekommen. „Das ist ein guter Wert“, stellt er fest. Bei anderen Terminen habe man einen Schwund von etwa zehn Personen hinnehmen müssen. Anfangs waren die Interessenten zwischen 16 und 45 Jahre alt. Doch nach dem ersten Tag hätten sich die beiden Ältesten verabschiedet. „Das war ihnen zu anstrengend“, sagt Steinle. Der eine der beiden Männer bekam Probleme mit dem Knie, der andere schwächelte, weil er kürzlich einen Infekt überstanden hatte. Darüber hinaus haben drei weitere Personen ihre Teilnahme abgebrochen. Und ein weiterer hat sich auf dem Sechs-Kilometer-Marsch zum Biwakplatz einen Wolf gelaufen, also eine schmerzhafte Hautreizung an der Innenseite der Oberschenkel zugezogen. „Der ist jetzt krank auf der Stube“, sagt Steinle.

Zwei Soldaten führen vor, was ein Sicherungsposten im Feld zu tun hat. © Martin Bernhard

Die Woche bei der Bundeswehr begann für die Teilnehmer von „Gemeinsam wachsen“ am Montag mit dem Einkleiden in Flecktarn. Nach dem Wecken um 6 Uhr am Dienstag und dem gemeinsamen Frühstück absolvierten sie den Basis-Fitnesstest, dessen Bestehen Voraussetzung dafür ist, bei der Bundeswehr angenommen zu werden. So mussten die jungen Leute zum Beispiel 1.000 Meter in höchstens sechseinhalb Minuten zurücklegen, elf Zehn-Meter-Sprints in insgesamt 60 Sekunden schaffen und mindestens fünf Sekunden an einer Klimmzugstange hängen, wobei das Kinn sich über der Stange befinden musste. „Alle 31 Absolventen haben bestanden“, sagt Steinle.

Am Dienstagnachmittag legten die Interessenten einen Sechs-Kilometer-Marsch ohne Gepäck zurück. Auf dem Truppenübungsplatz biwakierten sie, erfuhren, was das Leben im Felde bedeutet und welche Hygienevorschriften zu beachten sind. Sie befassten sich mit „Sehen bei Nacht“ und übernachteten in „Dackelgaragen“, also in Zweimannzelten, die aus zwei verbundenen Planen aufgebaut werden. Bevor die Teilnehmer am Mittwoch in die Kaserne zurückkehrten, nahmen sie ihr Frühstück aus einem Ein-Mann-Versorgungspaket ein. In der Kaserne durften sie einen Hindernislauf absolvieren, zunächst allein, dann im Team. Am Donnerstag befassten sie sich mit Schießsimulation sowie mit Waffen- und Ausrüstungskunde. Die Woche endete am Freitag nach dem Frühstück mit der „Ausschleusung“, also dem Zurückgeben der am Montag erhaltenen Kleidung und Ausrüstungsgegenstände.

Für Lindsey geht ein Kindheitstraum in Erfüllung

Wer sich für eine berufliche Zukunft bei der Bundeswehr entscheidet, kann sofort einen entsprechenden Antrag unterschreiben und in der kommenden Woche an einem Assessmentcenter in Stuttgart teilnehmen. Wird man angenommen, könnte die Ausbildung schon im November beginnen. „Das ist für mich ein Kindheitstraum, seit ich zehn bin“, sagt die 20-jährige Lindsey Reichert aus Heilbronn. Ihr Vater war Soldat bei der Marine, ihr Onkel Teil einer Panzergruppe. „Die Geschichten, die mir die beiden erzählt haben, haben mich überzeugt“, sagt sie. „Es passt für mich“, stellt auch Steve Waldi (26) aus Schwabhausen fest. Er hat eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik absolviert und im zivilen Dienst im Materiallager in Hardheim gearbeitet. Und auch Jessica Hermann (21) aus Karlsruhe ist von einer beruflichen Laufbahn bei der Bundeswehr überzeugt. „Das ist ein guter Arbeitgeber mit guten Möglichkeiten und guter Weiterbildung“, stellt sie fest. „Ich werde mich heute Abend einschreiben für die Karriere zum S1-Feldwebel.“

Redaktion

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