Bürgermeister und Amtsleiter im FN-Gespräch

Walldürn: Starkes Team für eine zukunftsfähige Verwaltung

Michael Teichmann, Christian Berlin und Luisa Bleifuß sprechen über den Wandel innerhalb der Verwaltung. Geschlechtergleichheit war ebenfalls Thema.

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Stefanie Čabraja
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Stadtbauamtsleiter Christian Berlin, Kämmerin Luisa Bleifuß, Bürgermeister Meikel Dörr und Hauptamtsleiter Michael Teichmann (von links) sprechen mit den FN über die künftige Gestaltung der Stadt Walldürn. © Stefanie Čabraja

Walldürn. Walldürn hat sich verändert – und das nicht nur auf dem Stadtplan. Hinter den Türen des Rathauses hat in den vergangenen Jahren ein spürbarer Wandel stattgefunden: neue Gesichter, neue Strukturen, neue Dynamik. Die Fränkischen Nachrichten haben mit Bürgermeister Meikel Dörr sowie den Amtsleitern Luisa Bleifuß, Michael Teichmann und Christian Berlin und darüber gesprochen, wie sich die Verwaltung neu aufgestellt hat. Dabei kommt auch ein bemerkenswerter Fakt zur Sprache: In Walldürns Führungsetage der Amtsleitungen sind Frauen und Männer – inklusive Stellvertretungen – exakt gleich stark vertreten.

Drei Frauen und drei Männer erfüllen im Bereich der drei Verwaltungssäulen Hauptamt, Stadtbauamt und Kämmerei die Aufgaben der Leitung sowie der Stellvertretung. Hauptamtsleiter Michael Teichmann wird von Paula Schurz vertreten, Stadtbauamtsleiter Christian Berlin von Georg Feit und Kämmerin Luisa Bleifuß von Kirstin Kuhn-Weidner.

Dabei haben Teichmann seit Oktober und Bleifuß seit November die Rolle inne. Berlin erfüllt sein Amt bereits seit März 2017. Bürgermeister Meikel Dörr ist seit September 2023 im Amt. Die neuen Spitzen in der Amtsführung sind jedoch nicht durch eine geplante Umstrukturierung, sondern eher dem Zufall geschuldet. Denn durch das Ausscheiden von Helmut Hotzy (ehemaliger Hauptamtsleiter) und Joachim Dörr (ehemaliger Kämmerer) in den Ruhestand, war eine Neubesetzung die einzig logische Folge. „Ich hatte bereits in meinem ersten 100 Tagen im Amt beim Gemeinderat angesprochen, dass wir uns frühzeitig über die Nachfolge der beiden Schlüsselpositionen austauschen müssen“, betont Meikel Dörr gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Denn so habe eine optimale Einarbeitung der Nachfolger erfolgen können, die bereits ein Jahr lang im Vorfeld bereits angeschoben wurde, ergänzt er.

Amtsleiter meistern den Veränderungsprozess

Doch wie war es für die Amtsleiter, als sie die Führungspositionen übernommen hatten? „Ich war 37 Jahre lang stellvertretender Hauptamtsleiter, damit wusste ich, was auf mich zukommt. Ich hatte dennoch Respekt vor der neuen Aufgabe, denn immerhin bedeutet es nun, dass ich für das gesamte Amt die fachliche und personelle Verantwortung habe. Zuvor war ich im Sachbereich Ordnungswesen tätig. Nun gehören Personal, Organisation, Ordnungswesen mit Feuerwehr und zivilem Katastrophenschutz, Schulen, Kindergärten, Archiv, Bäder und Bibliothek dazu. Die Schwerpunkte in meinem Alltag haben sich geändert“, sagt Teichmann.

Mit der Zusammenführung des Verbandsbauamts und des Bauverwaltungsamtes zum Stadtbauamt übernahm Berlin die Amtsleiterrolle. „Der Zustand von Technik und Infrastruktur weist Mängel auf und bessert sich auch nur langsam. Da wäre es gut, wenn wir vor die Welle kommen“, sagt er. Bürgermeister Dörr fügt hinzu, dass man durch den Sanierungsstau der 70er Jahre nun ein Gebäude nach dem anderen angehe. Damals sei viel gleichzeitig gebaut worden. Das hole die Verwaltung nun auch gleichzeitig wieder ein.

Luisa Bleifuß hatte mit Hilfe einer langen Einarbeitung viele Einblicke in das Alltagsgeschäft der Kämmerei gewinnen können. „Ich wusste, dass ich mit einem eingespielten Team zusammenarbeite. Außerdem funktionieren Standardprozesse. Fälle, die ich so in der Einarbeitungszeit nicht hatte, oder die es noch nie gab, stellen mich dennoch vor Herausforderungen. Aber da bekam ich schnell den Eindruck, dass Rücksprachen mit dem Bürgermeister und den Amtskollegen auf kurzem Weg möglich sind. So kann ich auf Erfahrungswissen jederzeit zurückgreifen“, erläutert Bleifuß. Darauf verweisen auch Berlin und Teichmann sowie der Bürgermeister.

Zusammenarbeit geht über die Abteilungen hinaus

Alle vier bestätigen eine gute, freundschaftliche und kompetente Zusammenarbeit über die Abteilungen hinaus. Dies sei auch bei Entscheidungsprozessen eine große Hilfe. „Viele verschiedene Charaktere treffen aufeinander“, sagt Bleifuß. So entwickele man Verständnis für die verschiedenen Ämter und Bereiche, betont Berlin. Teichmann lobt außerdem die Workshops, die vom Bürgermeister angeboten wurden, um eine gute Zusammenarbeit im Team zu fördern.

Dörr hebt hervor, dass es eine gute Mischung zwischen Kompetenz und Persönlichkeit sei. Man berate sich im Team nur über Themen einer Abteilung. Er fasst zusammen: „Wir haben verschiedene fachliche Aspekte, verschiedene Charaktere, verschiedene Geschlechter und auch verschiedene Altersgruppen. So hat jeder andere Ansichten, wie das Leben in Walldürn aussieht und wie wir helfen können, es zu gestalten.“

Digitalisierung und neue Herausforderungen im Fokus

Für die Zukunft sehen alle drei Amtsleiter vor allem die Digitalisierung innerhalb der Verwaltung als großes Thema. „Wir sind dabei ein digitales Dokumentenmanagement einzuführen. Das wird aber noch Zeit in Anspruch nehmen. Wir wollen die Abläufe zukunftsfähig machen“, fasst Teichmann zusammen. Im Bereich ziviler Katastrophenschutz sei viel zu tun. „30 Jahre lang gab es dafür schon Planungen. Aufgrund der politischen Lage, dem Klimawandel und möglichem Ausfall wichtiger Infrastruktur müssen wir noch mehr machen. Das ist jedoch nicht allein Aufgabe des Ordnungswesen, sondern da sind auch das Stadtbauamt sowie die Kämmerei mit im Boot“, erläutert er. Die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung sehe er ebenfalls als eines der Hauptthemen der nächsten Jahre. „Wir sind auf einem guten Weg, nachdem die Grundsatzentscheidung mit der Ganztagsschule in Wahlform gefallen ist“, sagt der Hauptamtsleiter. Im Bereich des Campus müssen bauliche Maßnahmen folgen, wofür auch wieder Stadtbauamt und Kämmerei eingebunden seien.

Im Stadtbauamt stehen nun vor allem die großen Bauprojekte Nibelungenhalle und Abschluss des Stadt- und Wallfahrtsmuseums auf dem Programm. „Natürlich kommen auch die vielen mittleren und kleinen Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur“, betont Berlin. Im Bereich der Digitalisierung sieht er vor allem die Notwendigkeit in digitalen Plänen. Von älteren Gebäuden gibt es nur Baupläne auf Papier. „Diese sind teilweise schon verblichen. Wir setzen nun schon Drohnen zur Gebäudevermessung ein“, so der Stadtbauamtsleiter. Allgemein sehe er als Hauptaufgabe die Modernisierung der Infrastruktur als eines der langfristigen Ziele, die verfolgt werden sollen.

Bleifuß sieht vor allem das Prüfen des Prozessmanagements als einen Schwerpunkt. „Dazu gehört, dass ich bestehende Prozesse hinterfrage und versuche, diese effizienter zu gestalten“, erläutert sie. In Bezug darauf wolle sie neue und frische Blickwinkel miteinbringen. Des Weiteren wolle sie die Finanzthemen gegenüber dem Bürger transparenter gestalten. Langfristig bewertet sie vor allem die Altersmischung als positiv. So gehe Erfahrungswissen nicht verloren, wenn jemand in den Ruhestand gehe.

Bürgermeister Dörr definiert im FN-Gespräch langfristige Effekte, die sich mit der neuen Amtsleitung ergeben sollen: „Durch die neue Konstellation haben wir ein vielfältiges Führungsteam. Es sind alle motiviert und alle haben Freiräume, um ihre Abteilungen so zu gestalten, dass sie das Beste herausholen. Mit dem Ziel, eine gute Zukunft für Walldürn zu schaffen.“

Frauenquote und Chancengleichheit in der Verwaltung

Für manch einen erweckt es nun den Eindruck, dass nach langer Zeit die Frauenquote in Führungspositionen ansteigt. „Die Stadtverwaltung hat schon immer Frauen in Führungspositionen gehabt. Natürlich war es beispielsweise im Hauptamt so, dass Helmut Hotzy und ich sehr jung die Positionen übernommen haben. Dementsprechend waren die Positionen sehr lange besetzt“, betont Teichmann.

Insgesamt seien 150 Mitarbeiter in der Stadtverwaltung angestellt. Davon seien 52 Prozent Männer und 48 Prozent Frauen. Im Bereich Verwaltung, Schulen und Betreuung seien 91 Beschäftigte, davon 72,5 Prozent weiblich. Im Bauhof arbeiten 59 Angestellte. Dort sind rund 90 Prozent männlich. Es gebe ein Frauenförderprogramm und auch Beauftragte im Bereich Chancengleichheit. „In den vergangenen Jahren haben hauptsächlich Frauen auch die Möglichkeit der Weiterbildung genutzt“, betont Bürgermeister Dörr.

Bleifuß macht deutlich, dass die Übernahme der Leitung der Kämmerei für sie positiv geprägt war. „Das Team kannte mich, meinen Charakter und meinen Wissensstand.“ Auch von Seiten des Gemeinderats sowie außerhalb der Verwaltung habe sie Respekt gegenüber ihrer Person wahrnehmen können. Teichmann und Dörr bestätigen, dass Bleifuß sofort respektiert wurde, sei es im Gemeinderat oder im Finanzausschuss, wenn sie als Kämmerin beispielsweise zum Sparen aufrief.

Zusammenfassend weist die Stadt Walldürn also eine gute Mischung in den Reihen der Amtsleitung auf, die effektiv mit ihren Teams arbeitet, um die Wallfahrtsstadt für die Zukunft zu wappnen.

Über die Amtsleiter

  • Hauptamt: Michael Teichmann, 60 Jahre alt. Zuvor als stellvertretender Hauptamtsleiter tätig.
  • Stadtbauamt: Christian Berlin, 56 Jahre alt. Seit 1. Mai 2016 beim Bauverwaltungsamt. Zuvor arbeitete er bei der Unteren Baurechtsbehörde.
  • Kämmerei: Luisa Bleifuß, 26 Jahre alt. Zwei Jahre in der Kämmerei als Sachbearbeiterin eingesetzt.

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