Walldürn. Nach drei Jahren an der Spitze des Logistikbataillons 461 übergibt Oberstleutnant Mark Sterk das Kommando am 9. Oktober am Standort Walldürn. Sein Nachfolger wird Oberstleutnant Dirk Jordan. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten zieht Oberstleutnant Sterk eine persönliche und militärische Bilanz seiner Zeit in der Nibelungenkaserne. „Es war eine besondere Zeit, als ich vor drei Jahren nach Walldürn kam. Der Ukraine-Krieg lief gerade acht Monate. Wir wussten nicht, wie sich die Lage entwickeln wird“, erinnert er sich.
Während seiner Amtszeit sei das Bataillon gleich mehrfach gefordert gewesen. So besuchte es nach über fünf Jahren wieder das Gefechtsübungszentrum. „Wir mussten militärisches Grundhandwerk unter Beweis stellen. Dort wird man vom Heer geprüft, in dem man von echten Kompanien angegriffen wird. Wir haben dort unsere logistischen Verfahren ausgeübt“, erläutert er. Fast schon in den Hintergrund gerückt sei hingegen der Einsatz in Mali. Die Rückverlegung aller Einsatzkräfte sei erfolgreich abgeschlossen worden, fasst der scheidende Kommandeur zusammen. Im Sommer 2023 sei das Logistikbataillon 461 als erstes aus Süddeutschland für die Ausbildungsdrehscheibe eingeplant geworden. „Das heißt, dass wir die Ausbildung ukrainischer Soldatinnen und Soldaten unterstützen. Da sind wir erstmals mit Kriegsbetroffenen in Kontakt gekommen. Dabei haben wir gesehen, wie Menschen aus dem Krieg kommen. Wir haben sie verabschiedet, ohne zu wissen, ob sie in wenigen Wochen noch leben“, sagt Sterk. Für die Truppe sei dies eine prägende Erfahrung gewesen. Diese Begegnungen beschreibt er als „einen guten Spiegel für jeden, um sich damit auseinanderzusetzen, was Krieg am scharfen Ende des Berufes bedeutet“.
Ein Schwerpunkt seiner Amtszeit sei die Wiederherstellung der Kriegstüchtigkeit bis 2029 gewesen. „Das ist die Zielmarke, auf die wir uns einstellen. Wir haben 2024 umfangreich genutzt und intensiv geübt“, sagt er. Dazu zählten computergestützte Ausbildungen, logistische Übungen in militärischen Übungszentren sowie auf dem Bataillonsübungsplatz und die große Feldeinsatzübung „Blue Bison“ kombiniert mit einer Feldpostversorgungsübung. „Wir haben Kriegstüchtigkeit in allen Facetten geübt, sowohl logistisch als auch infanteristisch“, erklärt Sterk. Diese Feldeinsatzübung war vom Logistikbataillon 461 selbst angelegt. „Das Feedback aus der Bevölkerung über Zuschriften war eine tolle Rückkopplung und Bestätigung. Wir kommen sonst weniger direkt mit der Bevölkerung in Kontakt“, erinnert er sich.
Umgliederung für die Bündnisverteidigung
Dieses Jahr habe vor allem im Zeichen der Umgliederung gestanden, um das Bataillon organisatorisch auf die Landes- und Bündnisverteidigung einzustellen, betont Sterk. Seit April ist das Bataillon ein leichtes Logistikbataillon. Das bedeutet, dass nun eine Struktur mit zwei Transportkompanien in Walldürn besteht, um große Mengen an Material über große Entfernungen transportieren zu können. So soll das Heer im Schwerpunkt aber auch alle anderen versorgt werden können (wir berichteten). Herausforderungen seien dabei beispielsweise, dass das Personal weiterwachsen müssen, so der scheidende Kommandeur des Logistikbataillons 461.
„Ich sehe es als meine Aufgabe an, diesen Verband weiter in einer hohen Einsatzbereitschaft zu halten“, sagt Oberstleutnant Sterk im FN-Interview bei seiner Übernahme vor drei Jahren. Das sei weitestgehend gelungen. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren kriegstauglich ausgebildet und viel neues Material, insbesondere Fahrzeuge und verschiedene persönliche Ausrüstung bekommen.“ Das sei teilweise auch der Umgliederung geschuldet, denn nicht jeden habe man übernehmen können.
Sterk wechselt nun ins Bundesministerium der Verteidigung nach Bonn – auf die bisherige Position seines Nachfolgers. „Es ist tatsächlich ein Tausch“, sagt Sterk. Auf eines freue er sich nun besonders: „Damit bin ich wieder näher bei meiner Familie. Ich verlasse das Bataillon mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weinend, weil ich solch eine Truppe verlasse. Lachend, weil ich weiß, dass dieses tolle Bataillon bei meinem Nachfolger in besten Händen ist.“
Neuer Kommandeur übernimmt Verantwortung
Für Oberstleutnant Dirk Jordan steht nach den Vorbereitungen der vergangenen drei Jahre vor allem eine Aufgabe im Vordergrund: „Das Logistikbataillon 461 hat den Weg zur Herstellung der Kriegstüchtigkeit eingeschlagen. Dieser muss weiter gegangen werden.“ Er betont im FN-Gespräch die zentrale Rolle des Verbandes innerhalb der Bundeswehr. „Die Logistikbataillone gehören zu den Kräften der Bundeswehr, die die Truppenteile logistisch versorgen und durchhaltefähig machen, die zur Verteidigung der Nato in Osteuropa vorgesehen sind.“ Es sei daher entscheidend, dass das Bataillon weiterhin und schnellstens auf die möglichen Szenarien vorbereitet werde. „Das ist eine sehr spannende und zugleich fordernde Aufgabe. Langweilig wird uns nicht“, betont er. Dazu zähle eine weitere Vertiefung der Ausbildung, um im Einsatz professionell und sicher bestehen zu können. „Wir werden in der kommenden Zeit dafür auch vielseitiges neues Material bekommen, mit dem wir lernen müssen, umzugehen“, sagt Jordan. So verfüge das Bataillon beispielsweise über Aufklärungsdrohnen. Das Logistikbataillon 461 sei äußerst leistungsfähig, da es aus Soldatinnen und Soldaten bestehe, die bereits gut ausgebildet, stark motiviert seien und wissen, was sie für den Schutz Europas und Deutschlands leisten müssen, erläutert er.
Der Fokus liege außerdem auf dem vorhandenen Personal. „Wir müssen beweisen, dass die Bundeswehr ein sehr attraktiver Arbeitgeber ist. Nicht nur aufgrund der Bezahlung und der Rahmenbedingungen, sondern auch, weil unsere Aufgabe gesellschaftlich wertvoll ist“, betont der künftige Kommandeur. „Aber wir müssen es auch schaffen, neues Personal am Standort und in der Region zu gewinnen, die Interesse an einer herausfordernden, für die Gesellschaft sinnstiftenden und spannenden Aufgabe haben“, ergänzt Jordan.
Bedeutung und Herausforderungen für die Zukunft
Insgesamt habe das Logistikbataillon 461 mit vielen anderen Truppenteilen zusammen eine herausgehobene Rolle in der Bundeswehr und mache den Standort Walldürn zu einem wichtigen für sie. Die Relevanz, die der Standort gewinne, steige nicht nur mit den intensiven Überlegungen personell zu wachsen, sondern auch aufgrund des wachsenden Heimatschutzes. „Das wird auch eine Herausforderung für den Standort“, ergänzt er. Es werde künftig auch eng in der Kaserne. In Hinblick auf eine Erweiterung in den nächsten drei Jahren sind sowohl Sterk als auch Jordan zuversichtlich. „Die Landerwerbsmaßnahme haben wir initiiert. Es ist notwendig, wenn wir betrachten, wie gegebenenfalls mit einem neuen Grundwehrdienst hier noch mehr Personal untergebracht und ausgebildet werden muss. Wie lange die Prozesse nun dauern, wissen wir nicht“, informiert Sterk. Es unterstreiche jedoch nochmals die Relevanz des Standortes, dass der Raum für Personal und Material gebraucht werde. Das wirke sich auf die gesamte Region aus, ergänzt Jordan.
„Ich habe in Gesprächen der vergangenen Woche mit Bürgermeister Meikel Dörr und Landrat Dr. Achim Brötel bereits gemerkt, wie wohlwollend die Arbeit der Bundeswehr in der Region unterstützt und geschätzt wird“, betont er. Das sei nicht in allen Regionen so. „Ich freue mich daher außerordentlich auf die Arbeit mit dem Logistikbataillon 461 sowie als Standortältester in Walldürn in den kommenden Jahren“, sagt Jordan abschließend.
Der neue Kommandeur
- Oberstleutnant Dirk Jordan .
- Er wird in den nächsten Tagen 48 Jahre alt.
- Als Offizier trat er 1997 in die Luftwaffe der Bundeswehr ein.
- Darauf folgten ein Studium der Volkswirtschaftslehre und verschiedene weitere Lehrgänge und Positionen .
- Zuletzt war er im Ministerium als Referent für das Logistische System der Bundeswehr eingesetzt.
- Jordan hat einen Sohn. Während seiner Amtszeit wohnt er in Walldürn . Seine Familie zieht jedoch nicht mit um, weshalb er teilweise pendeln wird.
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