Walldürn. Eigentlich sollten die Arbeiten, die vor etwa einem Jahr begonnen haben, schon weiter gediehen sein. „Aber solche Sanierungen sind eine Herausforderung, denn oft kommen ungeahnte Details ans Licht“, so Architekt Friedrich Staib gegenüber den Fränkischen Nachrichten. So sei beispielsweise die Sanierung des Pilz- und Hausschwammbefalls in großen Teilen der Deckenkonstruktion zwischen dem Erd- und dem Obergeschoss eine unerlässliche Maßnahme gewesen, die Zeit kostet. So alte Häuser müsse man schließlich erstmal kennenlernen.
„Außerdem bauchen die Wände aus, wohin man schaut“, erklärt er. Aus diesem Grund habe man das historische Gebäude des Erbauers Valentin Stumpf aus dem Jahr 1577 mit Schnüren verspannt, um die Wände zu sichern. Bei genauerem Hinsehen habe man festgestellt, dass die Deckenbalken nicht auf der Wand aufliegen, sondern auf Steinkonsolen, die teilweise abgebrochen sind. „Das Haus ist eine einzige Fehlkonstruktion“, meint der Architekt.
Diese Besonderheiten der Baugeschichte dieses einzigartigen Walldürner Hauses sollen später auch für die Besucher des Museums sichtbar sein. Das Haus steht an einer ganz zentralen Stelle der Hauptstraße, die Wallfahrer müssen immer an ihm vorbei.
Warum aber die untere Decke Decke des Gebäudes mehr kaputt ist als die obere, weiß der Fachmann auch nicht. „Das wäre eine Frage für die Walldürner. Ich könnte mir vorstellen, dass im unteren Stockwerk früher viel mit Wasserdampf gearbeitet wurde“, vermutet er. Außerdem erkenne man überall Spuren von schwarzem Rauch.
Im Museum wird Geschichte aufgearbeitet. Aus diesem Grund, so der Fachmann beim Rundgang, sei das historische Walldürner Gebäude genau das richtige für diesen Zweck. „Es ist ein Fleckchen Erde, von dem Impulse ausgehen“, verdeutlicht Staib. Der Haupteingang soll sich künftig auf der Seite Richtung Basilika befinden, der moderne Anbau für das Tourismusbüro im rückwärtigen Bereich soll mit einer Brücke mit dem Altbau verbunden werden.
Wenn der Altbau im Laufe dieses Jahres saniert ist, soll mit dem Neubau begonnen werden. Darin wird auch die Technik untergebracht. Da die Sandsteinmauer im rückwärtigen Bereich des Stadt- und Wallfahrtsmuseums unterhalb der Basilika ebenfalls in einem speziellen Verfahren tiefergelegt und verankert werden muss, konnte mit dem Neubau noch nicht begonnen werden. „Diese Wand unterhalb der Basilika steht als nächste an“, so der Architekt. Mit der Wiedereröffnung des Museums können die Besucher nach seiner Aussage im Frühjahr 2026 rechnen.
Den Kostenrahmen von 7,3 Millionen will Staib trotz enormer Preissteigerungen auf dem Bausektor einhalten. Inzwischen habe sich die Lage wieder ein bisschen normalisiert, meint er.
Die außergewöhnlich dicken Eigenbalken im Haus weisen auf den enormen Reichtum seines Erbauers Valentin Stumpf hin. Gerade ist ein Handwerker dabei, das Fachwerk auszumauern. „Aber bis dieser Zustand erreicht ist, lebt man bei einem solchen Gebäude ständig in Angst, dass etwas einstürzt. Das ist wirklich gefährlich“, verdeutlicht der Architekt.
Ob Erker gleich Ärger bedeutet? Er will es nicht leugnen, denn im Obergeschoss ist durch das Dach Wasser eingedrungen, genau am Übergang der Wand zum Erker. „Das war eine ganz besondere Herausforderung. Aber das Kniffligste hat der Zimmermann inzwischen schon abgefangen“, erklärt Staib. Auch bei den Verformungen der Decke sei die Kreativität der Handwerker gefragt.
Selbst bei der Dachkonstruktion, die die letzte Station des Rundgangs ist, müssen vom Bestand Teile weggesägt und mit Schablonen Ersatzteile gebaut werden. „Ohne so hervorragende Handwerker könnte man so ein geschichtsträchtiges Gebäude nicht für die Zukunft fit machen“, betont Architekt Friedrich Staib am Ende des Rundgangs.
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