Großer Blutfeiertag (plus Bildergalerie und Video)

Walldürn: „Gott hat an unserem Leben Interesse“

Mit dem Großen Blutfeiertag begingen am Donnerstag viele Gläubige und Pilger den größten und bedeutendsten Feiertag im Verlauf der vierwöchigen Hauptwallfahrtszeit.

Von 
Bernd Stieglmeier
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Erzbischof Stephan Burger (Mitte) hielt die Predigt beim Pontifikalamt am Großen Blutfeiertag in Walldürn. Das Amt feierten die Zelebranten zusammen mit den Pilgern und Gottesdienstbesuchern auf dem Wallfahrtsplatz hinter der Basilika. © Stefanie Čabraja

Walldürn. Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) erinnerte beim Pontifikalamt an den Auftrag der Kirche. Anschließend zog eine Prozession durch die Wallfahrtstadt. Neben der Walldürner Bevölkerung feierten Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und Wallfahrer und Pilger aus dem gesamten süddeutschen Raum.

Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter P. Josef Bregula OFM Conv. sagte, die Wallfahrt 2024 habe man unter das Leitwort „Als Glaubende gehen wir unseren Weg“ gestellt. In der aktuellen Zeit sei es angesichts von so vielen Kriegen, Katastrophen und Krisen nicht immer einfach, im Glauben stark zu bleiben. Jesus Christus habe sein kostbaren Blut für uns Menschen vergossen und hier am Walldürner Gnadenaltar als sichtbares Zeichen hinterlassen, um uns so seine Allgegenwärtigkeit zu zeigen. So wolle man gemeinsam die Eucharistie feiern und sich an diesem Gnadenort anregen und bestärken lassen von der Barmherzigkeit Gottes und gestärkt, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Hilfe an den Mitmenschen, hinausgehen in den Lebensalltag.

Die Zelebranten und Ministranten trafen sich am Pfarrheim, um gemeinsam bis zum Wallfahrtsplatz zu ziehen. © Bernd Stieglmeier

Erzbischof Stephan Burger führte aus, die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung in 2023 werde die katholische Kirche noch lange beschäftigen. Schonungslos sei dort die Bedeutung und der gegenwärtige Zustand der Kirche aufgezeigt worden: Kirche im Schwund, und das aus vielerlei Gründen. Glaube der verdunste, der für viele keine Relevanz mehr habe. Die Gesellschaft verändere sich zusehends zu einer, die auf religiöse Sinnstiftung verzichten könne. Nicht wenige würden sich schwertun, nach all dem kriegerischen Gemetzel auf dieser Welt die Frage nach einem allmächtigen Gott zu stellen – geschweige denn, wenn irrige, religiöse Auffassungen selbst zum Grund von Mord und Totschlag würden.

Die Große Blutprozession schloss sich an den Gottesdienst an. Das Korporale wurde durch die Walldürner Straßen getragen. © Stefanie Čabraja

Und der Erzbischof sagte weiter: Eine Kirche, die die Menschen nicht mehr erreiche, deren Botschaft nicht mehr wahrgenommen und gehört werde, könne doch aufhören, oder? Dies alles möge stimmen, wenn man allein nur innerweltlich und kundenorientiert denken und handeln würde. Aber neben all diesen Aspekten komme doch noch ein ganz wesentlicher hinzu, den man allzu leicht übersehen könnte:

„Wir sind als Kirche nicht dazu da, irgendetwas oder eine x-beliebige Botschaft zu verkaufen“. Es gehe um eine Botschaft, die die Jünger mit Jesus erlebt und erfahren hätten – eine Botschaft, in die sie mit ihrem eigenen Leben hineingenommen worden seien. Bis in das große Geheimnis der Lebenshingabe Jesu hinein, unblutig beim Abendmahl vollzogen, blutig am Karfreitag bezeugt, inklusive der Wirklichkeit der Auferstehung Jesu. Und damit gehe es auch um unser Leben im Hier und Heute und darüber hinaus.

Blutkorporale verdeutlicht Suche

Gott habe uns Menschen in Jesus Christus zu verstehen geben wollen, dass er uns suche, dass er an unserem Leben Interesse habe, und dass dieses unser Leben in ihm zur Vollkommenheit, zur Vollendung geführt werde – jenseits aller Katastrophen und allen menschlichen Elends, jenseits aller Meinungen und gesellschaftlichen Stimmungen. Dies bezeuge die Wallfahrtsgeschichte von Walldürn. Das Blutkorporale mache deutlich, dass diese Suche Gottes nach dem Menschen in jeder Heiligen Messe seine Fortsetzung erfahre. Das Heilsgeschehen dauere an. Mit jeder Feier der Heiligen Eucharistie werde Dank gesagt für dieses Heilsgeschehen und die Suche nach Christus fortgesetzt, so wie dieser die Suche nach uns fortsetze.

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Die Wallfahrt zum Heiligen Blut bleibe ebenfalls ungeachtet aller durch den Kirchenentwicklungsprozess 2030 angestoßenen Strukturveränderungen bestehen: „Solange Sie als Pilgerinnen und Pilger kommen, solange Sie hier in Walldürn die Nähe des Erlösers Jesus Christus suchen, solange Sie hier in Anbetung und Verehrung der heiligen Eucharistie zusammenkommen, die Sakramente empfangen und sich auf Ihrem Lebenswerk durch Christus stärken lassen, solange Sie sich im fürbittenden Gebet in den Anliegen von Kirche und Welt hier zusammenfinden, solange wird die Wallfahrt existieren und ihr Leben entfalten“, sagte Erzbischof Burger. Dem Pontifikalamt schloss sich die Blutprozession durch die mit kleinen Hausaltären geschmückten Straßen der Innenstadt an, an der unzählige Gläubige als pilgerndes Gottesvolk unterwegs in der Einheit des christlichen Glaubens und der Nächstenliebe teilnahmen.

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