Wallfahrt

Walldürn: Den christlichen Glauben „aufgetankt“

Traditionell findet eine Woche vor Beginn der Hauptwallfahrtszeit die Motorradwallfahrt statt. Rund 100 Biker kam am Samstag nach Walldürn, um ihren Glauben „aufzutanken“.

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Bernd Stieglmeier
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Stadtpfarrer Pater Josef Bregula segnete nach dem Gottesdienst in der Basilika die Motorräder auf dem Schlossplatz. Auch in diesem Jahr waren rund 100 Biker zur Motorradwallfahrt gekommen. © Bernd Stieglmeier

Walldürn. Traditionell findet eine Woche vor Beginn der Hauptwallfahrtszeit die Motorradwallfahrt statt. Rund 100 Biker kam am Samstag nach Walldürn, um ihren Glauben „aufzutanken“.

Neue Wege gehen seit längerer Zeit die Verantwortlichen der Walldürner Wallfahrt, um so im Trend der Zeit zu bleiben. Nach einem Wallfahrtstag eigens für die Jugend, die Senioren, die Kranken, die Heimatvertriebenen und die Erstkommunionkinder plante man vor 23 Jahren auf Initiative des damaligen Mesner Achim Kaltwasser – selbst ein begeisterter Motorradfahrer – erstmals auch einen Wallfahrtstag für Motorradfahrer in das Programm der Walldürner Wallfahrt ein, und zwar im Vorspann der eigentlichen offiziellen vierwöchigen Wallfahrtszeit bereits am Pfingstwochenende. So fand am Samstag die bereits 22. Motorradwallfahrt statt. Nahezu 100 Biker und Motorradfreaks mit ihren rund 60 „Heißen Öfen“ aus dem ganzen Süddeutschen Raum fanden in diesem Jahr den Weg zu dieser „22. Motorradwallfahrt zum Heiligen Blut“ nach Walldürn, um hier für einige Stunden und manche gar einen ganzen Tag lang in Walldürn mit seiner Gnadenstätte zum Heiligen Blut zu verweilen und inne zu halten und ihren christlichen Glauben „aufzutanken“. Die Teilnehmer kamen unter anderem aus den Regionen Bad Neustadt an der Saale, Darmstadt-Dieburg und Heidelberg sowie dem Main-Taunus-Kreis.

Stadtpfarrer Pater Josef Bregula stellte den Wallfahrtsgottesdienst, der von der Gruppe „Young Musicians“ um Jürgen Miko umrahmt wurde, unter das diesjährige Wallfahrtsmotto „Als Glaubende gehen wir unseren Weg“ (aus dem 2. Korintherbrief 5,7). In seiner kurzen Begrüßungsansprache stellte Bregula fest, dass sich auch in diesem Jahr wieder viele Biker – dieser Zusage aus der Heiligen Schrift vertrauend – auf den Weg gemacht hätten, um ihren Glauben zu leben und um wichtige persönliche Anliegen vor Gott zu bringen, der den Menschen zugesagt habe, dass er deren Weg, deren Wahrheit und deren Leben und so deren Orientierung und Hilfe in allen Lebenssituation sei.

Ein Ausgleich zum Alltag

In seiner Predigt machte der Stadtpfarrer deutlich, dass das Motorradfahren für die meisten angereisten Motorradwallfahrer wahrscheinlich ein Ausgleich zum Alltag, ein Kontrast zum alltäglichen Trott sei, und alle beim Fahren das Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit, die schöne Landschaft gerade hier im Odenwald und nicht zuletzt das Kurvenfahren genießen würden. Am Kurvenfahren werde, so findet Stadtpfarrer Josef Bregula, der Kontrast zum Alltag besonders deutlich: Im normalen Leben würden sich alle vor allem dann recht wohlfühlen, wenn einmal alles geradlinig vorwärts gehe, wenn man zielstrebig vorankomme.

Das sei beim Motorradfahren für die Meisten wohl eher öde. Jeder freue sich, wenn er Landstraße und Kurven unter die Räder bekomme, denn die Kurven würden beim Motorradfahren den Spaß ausmachen. Diese Vorfreude, kurz vor dem Einlenken, sowie das Schräglagen-Feeling, wenn man sehe, dass die Kurve nicht verdreckt sei, und dann diese Freude, satt aus der Kurve heraus beschleunigen zu können – das sei Motorradfahren, wie es Spaß mache.

Ganz anders sehe es dagegen oft im Alltag aus: Kurven oder Knicke würden auf dem Lebensweg im normalen Berufs- und Lebensalltag dort erfahrungsgemäß aufgrund weniger schöner Ereignisse auftauchen – und die Schräglage, die dann entstehe, sei nichts, was man genießen könne. Solche Erfahrungen würden das Leben in Schräglage versetzen. Diese Kurven und Knicke würden es anstrengend und mühsam machen, man würde sich oft orientierungslos und ohne Ziel fühlen. Da sei dann nichts mehr zu spüren von Gradlinigkeit oder Zielstrebigkeit. Vielleicht könne ja gelungenes Kurvenfahren helfen, mit den Schräglagen in unserem Leben besser zurecht zu kommen? Er persönlich denke, gerade hier hätte man einen echten Berührungspunkt von christlichem Glauben und dem gelungenen Kurvenfahren: Man müsse sich frühzeitig einen Bewegungsentwurf zurechtlegen, und in der Kurve müsse der Blick pendeln zwischen der Straße vor einem und – ganz entscheidend – dem Ende der Kurve. So könne es gelingen, eine schöne Linie zu finden. So ähnlich sei es auch mit christlichem Glauben, wenn das Leben in Schräglage komme.

Nach dem Wallfahrtsgottesdienst in der Basilika nahm Bregula dann noch auf dem Schlossplatz die Segnung der Motorrädern vor, ehe der Motorradkorso die Heimfahrt antrat – gestärkt und erneuert im christlichen Glauben.

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