Walldürn. Es zischt, brutzelt und duftet nach einem leckeren Bissen – das Schnitzel dreht goldbraun seine letzte Runde in der Pfanne. Doch kaum ist gegessen, beginnt das Dilemma: Das Fett bleibt zurück, trüb und lauwarm, als Erinnerung an die Mahlzeit. Wohin damit? In den Ausguss? Das rächt sich spätestens beim nächsten verstopften Rohr. In den Müll? In den Biomüll gehört es nicht, wenn dann in den Restmüll. Also landet es entweder in einem alten Einmachglas oder wird mühsam aus der Pfanne direkt in die Mülltüte gewischt und dabei auch noch eine Sauerei in der Küche hinterlassen, da es mal hier, mal da tropft.
In Walldürn soll damit künftig Schluss sein: Ein neuer Alt-Speiseölcontainer der Betreiberfirma „Jeder Tropfen zählt“ aus Thalmässing wird in der Otto-Hahn-Straße aufgebaut, um genau dieses Küchenproblem zu lösen. Aus dem gesammelten Altöl wird Biodiesel hergestellt. Aus Bratfett wird Antriebskraft. Damit setzt die Stadt Walldürn ein Zeichen für Umwelt- und Klimaschutz.
Ab sofort beginnt die Sammlung von gebrauchtem Speiseöl und -fett. Dabei ist Walldürn die zweite Kommune im Neckar-Odenwald-Kreis, die solch einen Container aufstellt. Der erste steht in Haßmersheim. Dazu werden spezielle Sammelflaschen ab Mittwoch, 15. Oktober, kostenlos an mehreren Stellen sowie am „Dürmer Herbst“ am 19. Oktober ausgegeben. Dabei gibt es mehrere Erstausgabestellen in der Anfangszeit des Projekts. Dauerhaft können leere Flaschen in verschiedenen Verwaltungsgebäuden abgeholt werden (siehe Infobox).
So funktioniert die Sammlung
„Zuhause wird die Flasche mit gebrauchtem Speiseöl oder -fett, auch aus Lebensmittelverpackungen, befüllt. Die volle Flasche kann anschließend am Sammelautomaten an der Wertstoffinsel in der Otto-Hahn-Straße abgegeben werden“, informiert Sina Berberich von der Stadtverwaltung auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten. Die Flaschen haben ein Fassungsvolumen von 1,2 Liter und sind zudem bis zu 70 Grad Celsius hitzebeständig. Beim Einwurf der vollen Flasche gebe der Automat automatisch eine neue, leere Flasche aus – das System funktioniert also im Eins-zu-eins-Tausch. Das heißt: „Eine neue Flasche gibt es am Automaten nur, wenn eine volle Flasche abgegeben wird“, betont Berberich.
Der Automat fasst rund 200 Behälter. „Der städtische Bauhof wird die Sammelbehälter regelmäßig austauschen“, erläutert Berberich. Die Firma Lesch mit Sitz bei Nürnberg hole diese dann im Bauhof ab. Je nach Sammelmenge werde der Automat mehrmals im Monat geleert. Die Weiterverarbeitung erfolge in zertifizierten Anlagen. Dort werde das Altspeisefett chemiefrei aufbereitet und anschließend zu nachhaltigen Biokraftstoffen wie Biodiesel, HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) und SAF (Sustainable Aviation Fuel) verarbeitet. „Aus etwa 1,1 Litern Altspeiseöl lässt sich ein Liter Biodiesel herstellen“, so Berberich. Die Ausbeute hänge dabei von der Qualität und Zusammensetzung des Öls ab.
Hier gibt es die Behälter
- Ausgabestellen in der Kernstadt für kurze Zeit nach Projektstart: Tourist- und Freizeitinformation, Verwaltungsgebäude Schloss, Bibliothek, Gasthof Hirsch, Hotel und Restaurant „Zum Riesen“, Getränke Löhr, Schuh Müller, Geschenkeschmiede Macht, Bäckerei Günter, „rco“ Reisecenter Odenwald, Bäckerei Leiblein (Hauptfiliale und in der Fredrich-Ebert-Straße), Backstube Müssig.
- In den Ortsteilen sind die Flaschen bei allen Ortschaftsverwaltung erhältlich.
- Dauerhafte Ausgabestellen : Leere Flaschen bekommt man außerdem dauerhaft jederzeit in der Tourist- und Freizeitinformation, im Verwaltungsgebäude Schloss, in der Bibliothek sowie in den Ortschaftsverwaltungen.
- Weitere Informationen gibt es unter www.wallduern.de/recycling .
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