Prunksitzung der FG „Aaldemer Dunder“

Tolle Stimmung auf der Dunder-Bühne

Buntes und abwechslungsreiches Programm geboten

Von 
Engelbert Kötter
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© Engelbert Kötter

Altheim. Punkt 19.31 Uhr toste der erste Applaus auf, als Philipp Henneberg das Altheimer Dundervolk zur närrischen Traditionsveranstaltung im Saal begrüßte und Kapellmeister Harald Kilian mit der Musikkapelle Altheim den ersten Narrhallamarsch intonierte. Unter seinen Klängen zog der närrische Hofrat auf der Bühne ein, begleitet von der Garde der FG „Aaldemer Dunder“.

Sitzungspräsident Holger Ruppert erinnerte daran, dass die Prunksitzung im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Altheim“ stattfände. Mit einem Einzugsmarsch zur Ordensverleihung wurden zunächst die befreundeten Gastabordnungen gewürdigt.

„Feiern wie die Bayern“

Der erste Schautanz des Abends, „Feiern wie in Bayern“, gehörte der Bambinigarde der FG. Das trauliche Startschunkeln der Kleinen zur „Bayerischen Gemütlichkeit“ war nur ein irreführender Bluff – denn schon rockten die Kleinsten zum anschließend eingespielten Alpenrock, unter dem Johlen und Pfeifen der im Saal feiernden Narren. Die Kleinsten zelebrierten ein weiß-blaues Gastspiel bayerischer Lebensfreude im Ländle, dessen konditionelle Anforderungen die Bambini mit Bravour beherrschten – inklusive abgelieferter Spagate und geschlagener Räder. Trainiert werden die Jungen und Mädchen von Anja Brosch, Anja Goos und Tabea Hartwig.

Traditioneller Höhepunkt einer jeder Altheimer Prunksitzung und von allen im Saal heiß erwartet, ist seit 1964 die Figur des „Aaldemer Dunder“, seit 24 Jahren von Ludwig Czerny verkörpert. Der „Dunder“ geht alljährlich mit Zeit und Zeitgeist ins Gericht. Und jedes Mal wenn ihm dabei die Adern schwellen und die Galle übergeht, fordert er, dass da „doch gleich der Dunder dreinschlage.“ So ereiferte sich der „Dunder“ in diesem Jahr über das Gendern und den Fachkräftemangel, über Putin und den Bauernverband, über Aiwanger und Merz, über die „geschenkte Duselmeisterschaft der Bayern, weil die Dortmunder gepennt haben“.

Über die Ampel-Regierung, die „über sich hinaus schrumpft“ und deren Perlenkette rot-gelb-grüner Verfehlungen, wetterte und donnerte er leidenschaftlich: „Das alles wenn du hörst, ja da kannst Du nur klagen – da soll doch gleich der Dunder dreinschlagen!“

Das Walldürner Ortsgeschehen, wie die zurückliegende Bürgermeisterwahl, bezog Czerny ebenfalls mit ein und forderte den anwesenden und mit großem Applaus begrüßten Bürgermeister Dörr auf: „Wenn sie in den Stadtsäckel fassen, ganz, ganz viel den Aaldemern zu überlassen“.

Bei den „Aaldemer Dundern“ herrschte auf der Bühne beste Stimmung. © Engelbert Kötter

„Dunder“ Czerny überraschte am Ende mit Adelheid Nikolaus, die er zu sich auf die Bühne holte – dem Tanzmariechen aus 1959, damals 17 Jahre alt.

Nach kurzem Tänzchen ging sie in die Bütt und warb dafür, dass junge Menschen sich im Ort und womöglich auch Elferrat der FG engagieren mögen. Czerny folgten die acht Mädels der Kindergarde der FG, mit einem Marschtanz zu fetzigem E-Sound, für den sie tosenden Applaus kassierten. Trainiert werden sie von Stefanie Kern und Christine Weber.

Erstmals in Aalde auf der Bühne war Beate Bissmann. Sie zitierte schräge Zwangsreime aus Grußannoncen der Tagespresse. Das gehe besser, so ihre Meinung und stellte dem Aaldemer Narrenvolk ihre Geschäftsidee „Rent a Poet – Poetin zum Mieten“ vor: „Willst du reimen und kannst es nicht, bestelle bei mir das eigene Gedicht.“ Von ihrem poetischen Können gab sie zahlreiche wortdeftige Beispiele, formuliert mit überraschenden humorvollen Wendungen in den Themensträngen. Sogar ein „Grundkurs Reimtraining“ stand mit auf ihrem Programm, den sie mit dem Saalvolk zusammen durchspielte.

© Engelbert Kötter

Auf in den Weltraum

Mit den Aaldemer Spacegirls machten sich danach die sieben Mädels der Juniorengarde der FG unter lebhaftem Applaus auf den Weg in den Weltraum. „Auf in eine fremde Galaxie“, so das Thema ihres Schautanzes. Trainiert werden sie von Jasmin Hock, Lena Hemberger und Karin Sans.

Ortsvorsteher Hubert Mühling beleuchtete in seinem Grußwort das jüngste Lokalgeschehen, inklusive der Bürgermeisterwahlen. Meikel Dörr empfahl er Altheim statt Walldürn als eigentliche Haupt-Stadt an, sowie – für mehr Insiderwissen von vor Ort –, dem örtlichen Gesangsverein beizutreten. Mühling unterstütze Dörr sogleich beim testweise Vorsingen eines „Solos für Bürgermeister“, nach der Melodie des Badner Liedes. Mit einer Kartoffel in der Hand und einem blanken Fuß in der Sauermilchschüssel, nahm Mühling Dörr den Sauermilcheid ab und ihn so in die Schar der „Aaldemer Dunder“ auf.

Anschließend ein kurzer Schock für Dörr. Mühling zu ihm: „Zu guter Letzt, so will es der Brauch, trinke jetzt die Schüssel aus.“ Das Gelächter derer im Saal aber zeigte Dörr an - Vorsicht, Fake!

Dörr parierte mit einer temperamentvoll und starker Bühnenpräsenz vorgetragenen Narrenrede für die Aaldemer, bei der er das örtliche Sauermilchessen auf die Schippe nahm. Danach wurde der Bürgermeister nicht von der Bühne gelassen, ohne die Altheimer Musikkapelle dirigiert zu haben.

Die Sitzung ging über in den Tanz der Dundergarde. Am Ufer der Kirnau zogen sie zu „By the Rivers of Babylon“ ein und präsentierten danach ihren hervorragenden Tanz, der heftig beklatscht wurde. Trainerin war Milena Kaiser. Weil „muss mal“ auch mal sein muss, räumten die Sitzungspräsidenten Holger Ruppert und Philipp Henneberg samt Hofstaat dem aufgeputschten Saalvolk und sich selbst gegen 22 Uhr eine viertelstündige Atem- und sonst was-Pause ein.

Die Schautanzgruppe der „Aaldemer Dunder“ zeigte ihr Können. © FG

In die Halle zurückgekehrt, erwartete die Gäste der Prunksitzung das Dancetrio des TSV Krautheim. Ein großes Hallo auch, als die Versammlung eine Gastabordnung in rheinischer Pracht aus Köln begrüßte: „Kölsch ist die einzige Sprache, die man trinken kann.“

Mit der Gemischten Schautanzgruppe der FG Höhgöiker Glashofen, kehrte der Schautanz in die zweite Halbzeit der Prunksitzung zurück. Das zweibeinige selbst ernannte Federvieh war von den ländlichen Streuobstwiesen auf der Walldürner Höh nach Altheim gekommen und erzählte tanzend davon wie es ist, wenn sich „ein Göiker auf Reise ins Reich der Paradiesvögel“ begibt.

Mit Manfred Frey in der Bütt erlebten die Altheimer und ihre Gäste einen „vollgetankten Karnevalsprinzen“. Aufgetankt mit Adrenalin hingegen betrat nach diesem das Männerballet der FG die Bühne. Sie hatten die (Un)Sitte der pompösen Junggesellenabschiede aufgegriffen und führten dem närrischen Publikum vor Augen, wie ein solcher ausgelassener Männerabend im fernen Las Vegas ausgelebt wird. Trainerinnen sind Jasmin Sommer, Sybille Czerny, Linda Geider. Die letzte Bütt des Abends, gehörte gegen Mitternacht Eckhart Leist, der als „Doofe Nuss“ noch einmal die Lachmuskeln der Sitzungsgäste strapazierte.

Der Tag hatte bereits das Datum gewechselt, als die Gemischte Schautanzgruppe der FG die Bühne betrat und den neuen Tag mit ihrem farbenprächtigen Schautanz „Dschungelfieber – ein Papagei sucht seine Familie“ begrüßte. Die Trainerinnen: Christina Fieger, Shirin Hartmann, Jasmin Hock und Milena Kaiser.

Fastnacht

Prunksitzung der Aaldemer Dunder

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Großes Finale

Gegen halb ein Uhr früh stimmten Musikkapelle und Sitzungsgäste in das große Finale ein. Alle Darsteller zogen noch einmal auf die Bühne hinauf, beendeten bei Musik und Gesang mit dem Elferrat gemeinsam die Prunksitzung der FG „Aaldemer Dunder“. In Altheim war es erfreulich zu erleben, dass närrische Gelassenheit und respektvolle Sitzungsdisziplin sich nicht gegenseitig ausschließen. Grassiert doch andernorts die Unsitte der Sitzungsbesucher, den Akteuren durch lautes Schwätzen keinen Respekt zu zollen und deren lang und aufwendig einstudierten Darbietungen keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken.

Sitzungspräsident Holger Ruppert hatte ohnehin angemerkt, wie zunehmend schwierig es auch in der fastnachtsbegeisterten Kirnaugemeinde geworden ist, Mitmacher auf der Bühne und Verantwortliche in der FG zu gewinnen. Altheim hat in diesem Jahr bewiesen: Dorfgemeinschaft und Fastnacht sind hier miteinander lebendig. Solange die Menschen beides durch ihr Engagement aufrechterhalten.

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