An Fronleichnam

„Ohne Jesus geht es für uns nicht“

Feierliches Hochamt in der Wallfahrtsbasilika. „Messe brève No. 7 aux Chapelles“ zu Gehör gebracht

Von 
Bernd Stieglmeier
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Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula ging in seiner Predigt an Fronleichnam unter anderem auf die Frage „Nennt ihr euch nur Christen – oder seid ihr auch welche?“ ein. © Bernd Stieglmeier

Walldürn. Anlässlich der Wallfahrt und des Fronleichnamstages gestaltete Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula OFM Conv. als Hauptzelebrant das feierliche Hochamt in der Wallfahrtsbasilika. Dieses wurde feierlich umrahmt von Organistin Katrin Agbowo sowie vom Kirchenchor St. Cäcilia und dem MGV „Frohsinn“, die gemeinsam die „Messe brève No. 7 aux Chapelles“ von Charles Gounod zur Aufführung brachten.

Nach der Begrüßung und den von Michael Meyer und Heike Hefner vorgetragenen Lesungen sowie der Verkündigung des Heiligen Evangeliums nach Markus durch Diakon Friedhelm Bundschuh stellte Stadt-pfarrer Bregula die Bedeutung des Abendmahles und des Fronleichnamsfestes in den Mittelpunkt seiner Predigt.

Wie er eingangs berichtete, sei er zwei Mal schon in seinem Mutterkloster in Würzburg bei der großen Fronleichnamsprozession dabei, gewesen, die jeweils durch die ganze Innenstadt gegangen sei. Diese Prozession habe ihn immer an eine Demonstration erinnert, denn jedes Mal habe sie angemeldet werden müssen, der Verkehr sei umgeleitet und die Straßen abgesperrt worden, und die Polizei voraus und hinterher gefahren. Auch die Station am Residenzplatz habe manchmal einer Kundgebung geglichen, und wie bei Demonstrationen habe es von Jahr zu Jahr mehr unbeteiligte Zuschauer gegeben, die sich mit Fotoapparat und einem Eis am Straßenrand eingefunden hätten.

Es habe auch ein Jahr gegeben, da hätten an der Augustinerkirche junge Leute mit Transparenten gestanden, die sie den Prozessionsteilnehmern entgegengehalten hätten. Auf diesen stand:„Christen???“ – Gemeint gewesen sei die Frage: „Nennt ihr euch nur Christen – oder seid ihr auch welche?“

Er persönlich denke, diese Frage sei wichtig – auch wenn der Stil damals nicht gut gewesen sei. Wenn Katholiken Fronleichnam feiern würden – wofür würden sie dann demonstrieren? Was hätten sie kundzutun? Wofür würden sie eigentlich auf die Straße gehen?

Es gehe ihnen doch hoffentlich um mehr als nur darum, fromme Lieder vor sich herzuposaunen und einen Beitrag zur Folklore zu liefern. Er denke, zuallererst bekenne sich jeder an der Fronleichnam-Prozession teilnehmende Katholik doch sicherlich zu Jesus Christus, der höher stehe als jede weltliche Ordnung. Und es sei ein Bekenntnis, wenn alle katholischen Christen dafür auf die Straße gehen würden – in der Stadt auf jeden Fall. In ein paar Jahren vielleicht auch schon auf dem Land. Und spätestens dann sei es ein Bekenntnis, wenn mehr Leute am Straßenrand stehen als in der Prozession mitgehen würden.

Als Zweites sei ihm wichtig, dass ein jeder das bewusst außerhalb der Kirchenmauern tue und damit zeige, dass der Glaube etwas sei, was sich im ganzen Leben abspiele. Dieser Glaube habe auch etwas zu tun mit den Geschäften und Betrieben, in denen man arbeite, mit den Häusern, in denen wir leben würden und wo Familien, Kinder, Alte und Kranke seien.

Man gehe bei dieser Fronleichnamsprozession aus der Kirche heraus und verändere einmal seinen Blickwinkel. Und vielleicht würde man sich auch fragen, wo man Christus noch überall hintragen müsste, damit die Gemeinden von seinem Geist durchdrungen werden.

Man würde hierbei Christus mit sich tragen – in der Gestalt des Brotes: Ihn, der sich mit Haut und Haar, mit Leib und Blut dafür eingesetzt habe, dass die Menschen zum wahren Leben finden – zu einem Leben, in dem Gott wirklich der Vater und die Menschen alle Geschwister seien.

Brot – das sei das Zeichen des gemeinsamen Mahles. Brot müsse ge-teilt und miteinander gegessen werden. Brot – das sei das Zeichen des geteilten Lebens. Immer, wenn es im Leben Knotenpunkte gebe, würde man diese mit einem gemeinsamen Essen feiern: Taufe, Geburtstag, Kommunion, Firmung, Hochzeit – selbst der Leichenschmaus gehöre in diese Aufzählung.

Die Eucharistiefeier wolle nichts anderes sein als so ein Knotenpunkt, an dem man immer wieder zusammenkommen, Pause machen und sich von Jesus sagen lassen würde, wo es langgeht, „denn er will unser Leben teilen und sich uns mitteilen.“ Wenn wir ihn in der Gestalt des Brotes durch die Straßen tragen würden, dann heiße dies: „Ohne Jesus geht es für uns nicht! Ohne Jesus können wir nicht leben!“

Und ein letzter Aspekt sei schließlich: „Wir laufen mit. Als Mitläufer zeigen wir, dass wir hinter Jesus und seinem Willen stehen. Wir gehen mit – als Gemeinde Jesu. Er geht mit uns und führt uns zum Ziel.“

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