Odenwald-Tauber. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen und dem Erwachen der Natur beginnt für viele die schönste Zeit des Jahres: die Fahrradsaison. Ob für den Weg zur Arbeit, ausgedehnte Touren durchs Grüne oder spontane Ausflüge am Wochenende – das Rad erlebt im Frühjahr ein Comeback auf Straßen und Radwegen. Besonders im Trend liegen dabei E-Bikes, die längst mehr sind als nur eine Unterstützung für ältere Fahrerinnen und Fahrer. Sie eröffnen neue Möglichkeiten für Alltag und Freizeit, bringen Komfort und Reichweite und machen selbst bergige Strecken zum Vergnügen.
„Das Vorurteil, E-Bikes seien nur etwas für ,Faule‘, ist längst überholt. Wer mit dem E-Bike unterwegs ist, bleibt in Bewegung – oft länger und weiter als mit einem klassischen Fahrrad“, sagt Marija Milovanovic von „Bike Store Lab by Ansmann“ aus Assamstadt. Doch vor dem Kauf eines E-Bikes stehen viele Fragen im Raum. Die Fränkischen Nachrichten haben sich bei Fachhändlern in der Region über die wichtigsten Aspekte informiert. Beim E-Bike-Kauf gibt es einige Parallelen zum normalen Rad, wie die Rahmenform und Größe oder die Ausstattung. Manche der genannten Punkte beziehen sich dementsprechend nicht nur auf Räder mit Elektromotoren.
- Verwendungszweck: „Der erste Schritt der Beratung ist es, den Kunden und seine Bedürfnisse wahrzunehmen, seine Wünsche herauszufinden und den voraussichtlichen Einsatzzweck des Bikes abzuklären. Wenn sich Kunden darüber bereits im Vorfeld auf Grund bisheriger Aktivitäten im Klaren sind, ist das super – für etwas Unentschlossenere stehen wir aber zur Verfügung, um gemeinsam das passende Bike bei ausgiebigen Probefahrten und einer ausführlichen Beratung zu finden“, fasst Simon Jira, Geschäftsführer der „Radwelt Main Tauber“ in Bad Mergentheim zusammen. „Jeder muss sich auch über die Topografie Gedanken machen. In welchem Gelände soll das E-Bike gefahren werden?“, erklärt Gunar Esser, Geschäftsführer von „2-Rad-Esser“ in Tauberbischofsheim. Für kurze Wege beispielsweise zur Arbeit oder in der Stadt eignen sich City- oder Trekking-E-Bikes. Für längere Touren passen Trekking-E-Bikes mit komfortablem Sitz und Gepäckträgermöglichkeiten besser. Soll das E-Bike mehr für Abenteuerfahrten wie Trails und Geländefahrten genutzt werden, sind E-Mountainbikes (E-MTB) ideal. „Die E-Mountainbikes haben eine extra Federung und fahren sich dementsprechend im Gelände besser“, sagt Rainer Kreis, Geschäftsführer von „Zweirad Kreis“ in Walldürn.
- Rahmen: Beim Rahmen gilt es in Verbindung mit der Verwendung und dem Komfort, die richtige Form auszuwählen. Im höheren Alter sei vor allem ein Tiefeinsteiger praktischer, empfiehlt Gunar Esser. Ein Trekking-E-Bike habe beispielsweise aber auch schon ein abgeschrägtes Oberrohr, sodass das Aufsteigen leichter sei als beim gewöhnlichen Hocheinsteiger, ergänzt er. Neben der Form spielt auch die richtige Rahmenhöhe eine Rolle. Um die Größe zu ermitteln, gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Gunar Esser erklärt die Faustregel: „Steigt man auf das Rad und stellt das Pedal auf die tiefste Stelle, dann sollte das Bein, wenn die Ferse auf dem Pedal ist, durchgestreckt sein. Sobald man dann mit dem Ballen auf das Pedal rutscht, hat man die ideale Haltung des Knies.“ Mit den höhenverstellbaren Satteln und anpassbaren Lenkern sei es bei jedem möglich, das Rad individuell anzupassen, ergänzt er. Da jeder Körper anders gebaut ist, ist die Schrittlänge – die Innenseite des Beines – aussagekräftiger als die Körpergröße. Im Fachhandel werde außerdem dank der Erfahrung der Verkäufer der passende Rahmen gefunden. „Wir schätzen die Rahmengröße und tasten uns dann schrittweise durch Probesitzen an die optimale Lösung heran“, informiert Rainer Kreis. „Am Probesitzen führt schlussendlich kein Weg vorbei“, betont er.
- Antrieb und Motor: Es gibt einen Mittel-, Vorderrad- und Hinterradantrieb. Im Fachgeschäft „Radwelt Main-Tauber“ in Bad Mergentheim liegt die Empfehlung klar auf einem Motor: „Der aktuelle Stand der Technik und die neusten Innovationen basieren auf dem Mittelmotor. Er vereint einen mittigen und tief liegenden Schwerpunkt mit optimaler Integration des Antriebs und sorgt somit für ausgeglichene, sichere und hervorragende Fahreigenschaften über die verschiedenen Kategorien Trekking-, SUV- und Mountainbike hinweg.“
- Akku und Reichweite: „Größer ist nicht immer besser – das gilt auch für den Akku. Ein überdimensionierter Energiespeicher bringt zusätzliches Gewicht mit sich und ist teurer“, erklärt Marija Milovanovic. Bei der Wahl des Akkus sollten sich Käufer auf den Nutzen des E-Bikes beziehen. „Bei der Akku-Leistung sollten die beiden wichtigen Parameter Reichweite und Gewicht abgewogen und die Wahl an die entsprechenden Bedürfnisse angepasst werden. Wer lange Touren in der Heimat oder im Urlaub plant, sollte zu einem leistungsstarken Akku greifen, um maximale Reichweite zu haben. Wer auf Kurzstrecken pendelt, ein flexibles und leicht zu händelndes Bike sucht, kann sich einiges an Gewicht sparen, wenn er zu einem kleineren Akku oder sogar zu einem Light-E-Bike greift“, beschreibt Jira. Von 400 Wattstunden mit etwa 60 Kilometer Reichweite bis über 800 Wattstunden mit mehr als 140 Kilometern sei alles möglich.
- Bremsen: Mit einer Nabenschaltung ist auch ein Rücktritt möglich. Kreis empfiehlt: „Wer bisher immer mit Rücktritt gefahren ist, sollte dabeibleiben. Es passiert aus Gewohnheit, dass man sich auf den Rücktritt verlässt, und dann hat man gegebenenfalls keinen mehr.“ Felgenbremsen seien leistungsschwächer und demnach selten bei E-Bikes. Hydraulische Scheibenbremsen sind gängig bei elektronisch unterstützten Rädern.
- Ausstattung: Von der Standardausstattung bis zu technischen Spielereien gibt es bei Schaltung, Beleuchtung, Gepäckträger, Federgabeln, Display und Reifen verschiedene Varianten. „Nachdem die Lieferengpässe aus Pandemiezeiten nun hinter uns liegen, überschlagen sich die Neuheiten förmlich. Von Displays mit Touchscreen über Kurven- und Fernlicht bis hin zur vollautomatischen Schaltung und absoluter Smartphone-Konnektivität mit Navigationssystem sind dem technischen Fortschritt in dieser Saison kaum Grenzen gesetzt“, erklärt Jira. Kreis nennt außerdem eine Blinkanlage für E-Bikes, die Strom vom Akku bezieht. Diese seien auch bei „2-Rad-Esser“ sehr gefragt. „Wir rüsten aktuell viele E-Bikes damit aus“, betont Esser.
- Budget: Die Kosten für ein E-Bike setzen sich damit aus mehreren Faktoren zusammen. Je nach Motor und Ausstattung beginnt die Preisspanne bei etwa 2.500 Euro für ein gutes Rad. Hochwertigere Modelle beispielsweise für Sport oder Touren können über 5.000 Euro kosten.
- Probefahrt: „Eine Probefahrt ist aus vielerlei Hinsicht nicht nur empfehlenswert, sondern wirklich notwendig. Einerseits möchte man sich mit der Sitzposition auf dem Bike wohlfühlen, andererseits ist die Bike-Größe auch aus ergonomischen Gründen sehr wichtig, um Fehlbelastungen der Gelenke auszuschließen. Oft sind unsere Kunden bei der Probefahrt verschiedener Modelle sehr überrascht, wie stark spürbar kleine Unterschiede in Größe, Geometrie und Qualität sind – daher setzen wir unsere Kunden auf jedes Bike, das interessant ist“, betont Jira. Auch bei „Zweirad Kreis“ führt kein Weg an einer Probefahrt vorbei, wenn das passende Rad gesucht wird.
- Kinder- und Jugend-E-Bikes: „Die Nachfrage steigt hier stetig – ebenfalls steigt das Angebot der Hersteller und Händler. Zwar bleibt bisher der überwiegende Teil der Verkäufe im Kindersegment unmotorisiert, doch ist deutlich spürbar, dass hier ein wachsendes Interesse vorhanden ist und die Nachfragen und Käufe steigen. Für uns ist das E-Kinder-Bike ein Produktsegment, welches in den kommenden Jahren weiter an Aufmerksamkeit gewinnen und auch in unserem Sortiment entsprechend breiter dargestellt werden wird“, sagt Jira.
Die Fachgeschäfte
- „Zweirad Kreis“ in Walldürn, Blumenstraße 17. Weiteres ist unter www.zweirad-kreis.de zu finden.
- „2-Rad-Esser“ in Tauberbischofsheim, Daimlerstraße 5. Informationen gibt es unter www.2-rad-esser.de.
- „Radwelt Main-Tauber“ in Bad Mergentheim, Wilhelm-Frank-Straße 82. Näheres zum Fachhandel gibt es unter www.radwelt-main-tauber.de.
- „Bike Store Lab by Ansmann“ in Assamstadt, Industriestraße 10. Informationen sind unter www.bikestorelab.de zu finden. sc
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