Schülerprojekt

Luftangriff in Walldürn: Erinnerungen an einen dunklen Tag

Eine neue Gedenkstele erinnert an die verheerende Bombardierung der Grundschule Walldürn am 21. Juli 1944. Die Inschrift erstellte die Klasse 4c im Unterricht.

Von 
Stefanie Čabraja
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Die Schüler der Klasse 4c der Grundschule Walldürn haben im Unterricht die Inschrift der neuen Gedenkstele zum Luftangriff 1944 erarbeitet. © Stefanie Čabraja

Walldürn. „Etwa um 10 Uhr am 21. Juli 1944 flogen feindliche Flugzeugstaffeln über die Schule in Walldürn. Überraschenderweise gab es keinen Fliegeralarm und wenige Minuten später wurde das Schulgebäude bombardiert. Als die Bomben einschlugen, wurde der komplette Westflügel zerstört.“ Das sind die ersten Sätze einer neuen Gedenkstele, die künftig an den Luftangriff vor 81 Jahren erinnern soll, ein dunkles Kapitel in der Stadtgeschichte. In wenigen Minuten verwandelte sich der Schulhof der Grundschule in ein Trümmerfeld – Splitter, Rauch, Schreie. Der Luftangriff hinterließ tiefe Spuren, nicht nur in den Gebäudemauern, sondern vor allem in den Herzen der Menschen. „Es werden immer weniger Zeitzeugen. Viele wissen gar nicht mehr, was damals in Walldürn passierte“, betonte Bürgermeister Meikel Dörr bei der Enthüllung der Stele am Montagmorgen. Die Stele wird am Haupteingang angebracht. Durch die Vorgaben des Denkmalamtes darf diese jedoch nicht an der Wand befestigt werden, sondern wird an Pfosten unmittelbar davor befestigt.

Die Besonderheit der Inschrift auf dem Aluminiumschild: Den Text entwarfen keine Historiker, sondern die Schüler der Klasse 4c der Grundschule Walldürn. Mit ihrer Klassenlehrerin Lena Prozeller haben sich die Kinder mit den Geschehnissen befasst. Das Buch „21. Juli 1944 - Der Bombenangriff auf Walldürn. Erinnerungen an den Luftkrieg im ländlichen Raum“ von Claus Hanak und Eiko Schwalbe bildete die Grundlage für die Aufarbeitung im Unterricht der Klasse. Hanak las den Text der Schüler auch gegen. Der Schulhof ist ein Terrain auf dem tagein, tagaus, Kinder spielen, springen, lachen und toben. Mit dieser Projektarbeit habe die Klasse etwas für viele weitere Schüler, die die Grundschule besuchen werden, in Kindesworten geschaffen, erklärte der Bürgermeister.

Die neue Gedenkstele soll Stadtgeschichte bewahren

Die Idee stamme aus den Reihen der Stadtverwaltung. Jedes Jahr am 21. Juli habe man eine Blumenschale an den Gedenkstein im Schulhof gebracht. Die Tafel auf diesem Stein sagt jedoch nur sehr knapp beschrieben etwas darüber aus, was sich vor 81 Jahren ereignet hatte. Die neue Gedenkstele soll gewährleisten, dass die Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten.

„Wir haben viel Geld in die Grundschule investiert, um sie so zu gestalten, wie sie früher einmal war“, sagte Dörr. Dabei sind unter anderem Buntsandsteinsäulen freigelegt worden und auch die Fenster entsprechen wieder der Optik vor 100 Jahren. Der Wiederaufbau des Westflügels erinnert an die tragischen Geschehnisse. Holzdielen und Wände sprechen förmlich Bände. Die Gedenkstele solle künftig allen Bürgern und Besuchern die Stadtgeschichte in Erinnerung rufen, so dass die Zeichen des Wiederaufbaus verstanden werden und nicht verblassen.

Beim amerikanischen Luftangriff gab es 17 Todesopfer, darunter zwei Schülerinnen und drei Soldaten, die französische Kriegsgefangene in der Turnhalle bewachten. Das Unglück hätte jedoch ein viel größeres Ausmaß haben können. Kurz vor der Bombardierung hatten sich die Kinder auf dem Schulhof aufgehalten. Dabei war auch Karl Wörner, ein Lehrer. Sein Blindenhund hatte sich auffällig verhalten. Wörner verstand dies als Warnzeichen, weshalb er und die anderen Lehrer beschlossen, die etwa 450 Kinder in die Luftschutzräume zu bringen. Diese Entscheidung hatte verhindert, dass die Schüler im Westflügel waren.

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