Gemeindeverwaltungsverband tagte - Bauflächen im Bereich „Schöner Busch“ sollen zügig bereitgestellt werden

„Löschenäcker“ in der Warteschleife

Von 
Ralf Scherer
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130 seltene Obstbäume wachsen auf dem Grundstück des Biotopschutzbunds Walldürn im Areal „Löschenäcker“. Dort will der Gemeindeverwaltungsverband Hardheim-Walldürn nach wie vor ein 14,9 Hektar großes Gewerbegebiet ausweisen. © Ralf Scherer

Walldürn. Kritik gibt es am geplanten Gewerbegebiet „Löschenäcker“ seit Monaten zuhauf. Das Regierungspräsidium Karlsruhe zieht die Notwendigkeit eines solchen Gewerbegebiets generell in Zweifel. Das Landratsamt moniert einen nachteiligen Eingriff in die Agrarstruktur. Der Biotopschutzbund sieht seine preisgekrönte Streuobstwiese in ihrer Existenz bedroht. Die Gemeinden Hardheim und Höpfingen befürchten eine Schwächung des gemeinsamen Verbandsindustrieparks (VIP).

Auf diese negative Grundstimmung und viele noch offene Fragen hat die Versammlung des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) Hardheim-Walldürn am Dienstag reagiert: In der Sitzung im „Haus der offenen Tür“ stimmte das Gremium geschlossen für die Offenlage des Entwurfs zur Änderung des Flächennutzungsplans „Schöner Busch“. Das Gewerbegebiet „Löschenäcker“ ist nicht mehr Bestandteil dieses Entwurfs. Es soll stattdessen im Rahmen der Fortschreibung des für den gesamten GVV geltenden „Flächennutzungsplans (FNP) 2030“ weiterentwickelt werden.

Mit der Herausnahme des Gewerbegebiets „Löschenäcker“ aus der laufenden Planung wollen die Verantwortlichen des GVV „Verzögerungen im Verfahrensablauf“ vermeiden, um im Bereich „Schöner Busch“ zügig Bauflächen für die Entwicklung des Standorts von Procter & Gamble ausweisen zu können.

Entgegen der ursprünglichen Planung ist die dafür vorgesehene Fläche von 22,6 auf 14,6 Hektar geschrumpft. Statt eines 30 Meter breiten Grünstreifens als Puffer zur Wohnbebauung in der Waldstraße soll es einen 130 Meter breiten Korridor geben. Außerdem wurde die Fläche entlang der Bahnlinie reduziert, um das Waldbiotop im Barnholzgraben zu erhalten.

Erschließung mit Augenmaß

„Wir wollen uns auf den Bereich ,Schöner Busch’ konzentrieren“, erklärte Alexander Beuchert vom GVV . „Die Planänderung dient damit der Sicherung des Wirtschafts- und Unternehmensstandorts sowie der Erhaltung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen.“

Ein auch aus Sicht der Freien Wähler Walldürn „wichtiges kommunales Anliegen“. Ramona Paar sprach sich deshalb für eine Erschließung des Gebiets „Schöner Busch“ dem tatsächlichen Bedarf entsprechend mit Augenmaß aus. Sie warnte davor, vorauseilend große Waldflächen zu roden. Die Schaffung von Ausgleichsflächen sei sonst nicht zu bewältigen. Für die Streuobstwiese im Bereich „Löschenäcker“ regte Paar einen Bestandsschutz an – oder besser noch, von der Planung in diesem Bereich ganz abzusehen. Denn, so Paar: „Naturschutz ist immer auch Menschenschutz und nicht Selbstzweck.“

Die für die Mitglieder des Biotopschutzbunds Walldürn und der Bürgerinitiative „Erhalt Schöner Busch – Löschenäcker“ in den Zuschauerreihen wohl spannendste Frage stellte Dieter Goldschmitt (Freie Wähler, Höpfingen). Er begrüßte die Entscheidung, das Areal aus der laufenden Planung zu nehmen, und wollte wissen, ob das Gebiet „Löschenäcker“ damit zu den Akten gelegt oder nur an anderer Stelle weiterverfolgt wird. „Ich möchte keine Konkurrenzsituation zum VIP. Die sehe ich aber. Wir sollten das in jedem Fall vermeiden“, sagte Goldschmitt.

Eine Einschätzung, die Manfred Böhrer (SPD, Hardheim) teilte. Auch er gab seine Bedenken hinsichtlich eines mit dem VIP konkurrierenden Gewerbegebiets „Löschenäcker“ zu Protokoll.

„Die Fläche wird zurückgestellt und im Rahmen des FNP 2030 weiterentwickelt“, erklärte Verbandsvorsitzender Markus Günther. Auf Anfrage der FN präzisierte er am Mittwoch seine Antwort: „Wir werden die Planung für das Gebiet ,Löschenäcker’ nicht aufgeben. Das ist die Vorgabe des Gemeinderats.“ Er betonte, dass die von verschiedener Seite geäußerten Bedenken ernst genommen und im Rahmen der vorzunehmenden Abwägung berücksichtigt werden. Noch aber befinde man sich erst in einem sehr frühen Stadium des FNP-2030-Verfahrens.

Goldschmitt und Böhrer blieben indes bei ihrer skeptischen Haltung. Bei der Beschlussfassung enthielten sie sich der Stimme. Alle übrigen Mitglieder des Gremiums votierten für den Vorschlag der Verbandsverwaltung, den Planentwurf für den Bereich „Schöner Wald“ zur Offenlage freizugeben. Laut der Satzung des GVV hätten jedoch Goldschmitt und Böhrer nicht anders abstimmen dürfen als die übrigen Vertreter ihrer Gemeinden.

Sitzung unterbrochen

Der Verbandsvorsitzende unterbrach deshalb die Sitzung, um den Bürgermeistern Volker Rohm (Hardheim) und Adalbert Hauck (Höpfingen) die Gelegenheit zu geben, die beiden Abweichler in den eigenen Reihen von der Beschlussvorlage zu überzeugen. Gute fünf Minuten später klappte es dann mit dem einheitlichen Abstimmungsverhalten. Alle anwesenden Mitglieder der Verbandsversammlung gaben für die Offenlage grünes Licht.

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