Walldürn. Viele Verkehrsteilnehmer kennen die Situation in der Buchener Straße vermutlich aus eigener Erfahrung zur Genüge: Wer aus Richtung Waldstraße kommend an der Kreuzung an der Esso-Tankstelle in die Innenstadt fahren will, muss nicht selten viel Geduld aufbringen. Weil der Kreuzungsbereich beim Bau vor neun Jahren sehr weitläufig angelegt wurde, ist es mitunter schwierig, die Kreuzung zu überqueren, bevor einem ein vorfahrtsberechtigter Verkehrsteilnehmer aus einer der anderen Richtungen in die Quere kommt. Vor allem im Berufsverkehr bilden sich deshalb regelmäßig Warteschlangen bis über den Bahnübergang in der Waldstraße hinaus.
Um die Situation zu verbessern, hat die SPD-Fraktion im Gemeinderat vor zwei Jahren die Einrichtung eines Kreisverkehrs beantragt. Deren Mitglieder versprechen sich von einer solchen Maßnahme einen besseren Verkehrsfluss bei reduzierter Geschwindigkeit, weniger Staus und somit mehr Sicherheit.
„Wir wollen eine möglichst baldige Umsetzung der Maßnahme“, sagt Rolf Günther, Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat, auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten. Zuletzt hatte er sich in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt im Januar nach dem aktuellen Stand der Dinge erkundigt. Die Stadtverwaltung hatte daraufhin die Erarbeitung eines konkreten Zeitplans zugesagt. Nach Auskunft von Meikel Dörr, Leiter der Stabstelle Bürgermeister, soll nun am Freitag ein Gespräch von Mitarbeitern des Bauamts und Mitgliedern der SPD-Fraktion stattfinden, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
Bereits im Oktober des vergangenen Jahres hatten sie sich zusammen mit Vertretern der Straßenverkehrsbehörde Beispiele in anderen Gemeinden angesehen, um sich selbst ein Bild von der Leistungsfähigkeit und rechtlichen Zulässigkeit machen zu können. Bei den Anschauungsobjekten handelte es sich um Kreisverkehre mit einem Durchmesser von 13 bis 22 Metern, wie man sie beispielsweise in Buchen an der Postfiliale oder am Hotel „Reichsadler“ findet.
Aus Platzgründen kommt in der Buchener Straße in Walldürn nämlich nur die Einrichtung eines solchen Mini-Kreisverkehrs infrage.
Die Umsetzung der Maßnahme soll probeweise für die Dauer von zwei Jahren erfolgen und jederzeit abgebrochen werden können, sofern sich negative Auswirkungen abzeichnen.
2010 mit Antrag gescheitert
Bereits vor dem Bau der Kreuzung hatte sich die SPD-Fraktion im Jahr 2010 für einen Kreisverkehr als bessere Lösung ausgesprochen. Die Initiative erreichte jedoch damals im Gemeinderat keine Mehrheit. Wegen prognostizierter Mehrkosten gegenüber dem Bau einer Kreuzung in Höhe von rund 60 000 Euro lehnten 24 Ratsmitglieder den Antrag der SPD ab. Lediglich drei votierten dafür. Die Mitglieder der SPD-Fraktion nahmen an der Abstimmung nicht teil, weil sie mit der Verfahrensweise der Verwaltung nicht einverstanden waren.
„Wir hatten den Eindruck, dass die Einrichtung eines Kreisverkehrs zum damaligen Zeitpunkt einfach nicht gewollt war“, blickt Rolf Günther zurück. Das Regierungspräsidium habe der Kreuzungslösung eine ausreichende Leistungsfähigkeit bescheinigt und Bedenken hinsichtlich zweier Kreisverkehre in unmittelbarer Nähe angemeldet. Letztlich hätten jedoch die Mehrkosten den Ausschlag gegeben.
„Wir respektieren die damalige Entscheidung des Gremiums“, betont der SPD-Fraktionsvorsitzende. „Wir hoffen aber, dass uns die anderen Fraktionen und die Verwaltung uns bei unserem jetzigen Antrag unterstützen.“
Die Chancen dafür stehen inzwischen offenbar günstiger als vor zwölf Jahren. Zumindest was die Einrichtung eines Kreisverkehrs auf Probe betrifft.
„Einer vorläufigen, strikt kostengünstigen Ausführungsvariante zur probeweisen Einführung eines Kreisels spricht aus unserer Sicht nichts entgegen“, erklärt der ehemalige Sprecher der DCB-Fraktion, Jürgen Schmeiser. „Wir sind für jeden Vorschlag offen, der zur Entschärfung der Situation beiträgt.“
Denn zusätzlich zu einer mangelnden Übersicht sorge auch der Drang mancher Autofahrer, noch schnell eine kleine Lücke für die Überquerung der Kreuzung zu nutzen, für Gefahrenmomente. „Aufgrund der beschriebenen Situation sehen wir tatsächlich Handlungsbedarf“, so Jürgen Schmeiser. Allerdings sei es nicht hilfreich, vollendete Tatsachen zu schaffen, die möglicherweise wieder nicht optimal seien. „Ein zusätzlicher Kreisel kann, genau wie eine andere Vorfahrtsregelung, eine Lösung sein und sollte in die Überlegungen einbezogen werden“, betont der ehemalige DCB-Fraktionssprecher. Als Voraussetzung für eine sachgerechte Abwägung müssten verlässliche Zahlen der Fahrströme und der Kosten zugrunde gelegt werden.
Kein Unfallschwerpunkt
Von solchen Erkenntnissen aus dem Probebetrieb will auch die CDU-Fraktion ihre Entscheidung abhängig machen. „Verbesserungen für alle Verkehrsteilnehmer tragen wir sicher mit“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Fabian Berger. „Eine Erhöhung von Risiken werden wir jedoch nicht mittragen.“
Handlungsbedarf sieht seine Fraktion nicht im gleichen Ausmaß wie die Kollegen von SPD und DCB. „Wir finden die Verkehrssituation im Gesamten gut“, so Fabian Berger. Wie an allen Knotenpunkten sei zu Stoßzeiten auch in der Buchener Straße mit Wartezeiten zu rechnen. Trotz der bekannten zeitweisen Schwierigkeiten sei die Kreuzung kein Unfallschwerpunkt. „Was für die grundsätzlich gute und klare Verkehrsführung spricht.“
Ein Blick in die jüngere Vergangenheit bestätigt diese Einschätzung: Obwohl sich viele Autofahrer über die Situation ärgern, haben sie sich im Laufe der Jahre offenbar damit arrangiert und fahren in der Regel vorsichtig. Zwar gab es immer mal wieder Unfälle im Kreuzungsbereich. Meistens blieb es jedoch bei Blechschäden. Von 2016 bis 2020 weist die Statistik lediglich zwei Unfälle mit Personenschaden aus. Laut Unfallatlas handelte es sich beide Male um leichtverletzte Autofahrer.
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