Gottersdorf. Michael Schieser ist der erste Absolvent aus dem Neckar-Odenwald-Kreis, der an der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim (LWG) seine Prüfung zum Staatlich geprüften Brenner erfolgreich abgelegt hat. Zusammen mit dieser Ausbildung hat Schieser zugleich auch die Prüfung zum Fach-Sensoriker für Destillate abgelegt und damit das Sensorik-Zertifikat Bayern Brand der LWG erworben. Bürgermeister Meikel Dörr gratulierte dem frisch gebackenen Brenner in seinem Betrieb in Gottersdorf persönlich zu seinem doppelten Ausbildungserfolg. Das Zertifikat ermöglicht Schieser nun das Amt eines Prüfers in Bayern bei offiziellen Sensorik-Prüfungen von Destillaten, zum Beispiel im Rahmen von Wettbewerben.
Die berufsbegleitende Bildungsmaßnahme wurde von der LWG in Zusammenarbeit mit dem Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau Deutenkofen, Landshut, durchgeführt und dauerte anderthalb Jahre. Schieser verfügte dabei nicht nur über eine abgeschlossene Berufsausbildung als einen Teil der Zulassungsvoraussetzung - er ist langjährig berufserfahrener Schreiner. Im elterlichen Betrieb „Brennerei Schieser“ arbeitete er auch seit elf Jahren intensiv mit, bevor er ihn von seinem verstorbenen Vater Klaus Schieser 2022 übernommen hatte. Schieser hatte sich für die Ausbildung beim bayerischen Nachbarn entschieden, weil der Beginn einer gleichartigen Ausbildung über das Regierungspräsidium Freiburg für ihn zwei Jahre Wartezeit bedeutet hätte.
Von Analytik über Brennereitechnik und Gärungsführung bis hin zu den zollrechtlichen Bestimmungen reichte für Schieser die Ausbildungsbandbreite. Besonders spannend für ihn auch der Ausbildungsblock „Rohstofferzeugung“. Neben Wildsammlungen von Früchten wie Holunderbeeren, Schlehen, Wildkirschen und Co., betreibt Schieser nämlich zwei Hektar Streuobstwiese mit zurzeit 178 Obstbäumen, deren Ertrag er einmaischt und brennt. Gegen die „Sünd´ und Schand“ mancher Zeitgenossen, ihre Obsternte unter den Bäumen verkommen zu lassen, empfahl Schieser die nur kleine Mühe, die Früchte einfach aufzulesen und einzumaischen. Da er auch die Möglichkeit zur Lohnbrennerei habe, könne er - nach vorheriger Absprache zu Details - dann für nahezu jedermann diese Maische in hochwertiges Destillat verwandeln.
Die jetzt beendete Ausbildung hätte er nicht auf sich nehmen müssen, denn als landwirtschaftlicher Erzeugungsbetrieb verfügt Schieser über eine Brennerlaubnis. Es hätten sich aber Forschung und technologische Entwicklungen des Brennereiwesens in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt, sagt er. Dieses Wissen wollte Michael Schieser „bewusst mitnehmen, um unsere vielfach mit Preisen ausgezeichnete Qualität noch weiter voranzutreiben“ und um „über vertieftes betriebswirtschaftliches Können unsere Wirtschaftlichkeit auszuweiten“. Seine Betriebsgröße plant Schieser nicht zu vergrößern, wohl aber den Vertrieb in der Region auszuweiten. So seien seine Brände, Geiste und Liköre in Zukunft auch im Rewe in Walldürn erhältlich, „weil wir selber nur von Freitag bis Montag geöffnet haben, parallel zu den Öffnungszeiten unserer Gastwirtschaft“, so seine Ehefrau Nadine Schieser. Für das Wochenende vom 18. und 19. Oktober kündigten beide einen Tag der offenen Tür im Rahmen der landesweiten Aktion „Baden brennt“ an. Als der im „Ländle“ am weitesten östlich gelegener Mitgliedsbetrieb, nehme Brennerei Schieser daran teil.
Bürgermeister Meikel Dörr würdigte in seiner Ansprache an Familie Schieser den „fröhlichen Dreiklang von Zunge, Herz und Verstand“, den das Gottersdorfer Familienunternehmen für Walldürn bedeute: „Mit Ihrer abgeschlossenen Ausbildung haben Sie Ihr Metier fachlich noch einmal tiefer durchdrungen. Ihr Herz hängt an ihrem Beruf als Staatlich geprüfter Brenner im Neckar-Odenwald-Kreis. Und aus dem Ertrag der landschaftsbildprägenden Streuwiesen zaubern Sie gekonnt hochprozentige Genüsse für die feinzüngigen Menschen unserer Stadt und Region.“ Und in Anlehnung an den landläufigen „Hopfen und Malz“-Gruß der Brauer, fügte Dörr dem Brenner mit einem Schmunzeln hinzu: „Fruchtiges und Klares - Gott bewahr es!“
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