Einsatz

Geringer Sauerstoffgehalt im Gottersdorfer See

Feuerwehr und THW arbeiten an Belüftungsmaßnahmen des Gewässers. Tote Fische trieben an der Oberfläche. Die genauen Ursachen sind noch unklar.

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Stefanie Čabraja
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Seit Dienstagabend ist das Technische Hilfswerk am Gottersdorfer See im Einsatz. © Stefanie Čabraja

Gottersdorf. Eine grüne, schlammige Farbe zeichnete sich auf der Oberfläche und am Ufer des Gotterdorfer Sees ab. Die Lage spitzte sich zu, nachdem tote Fische an der Oberfläche getrieben hatten. Der Angelsportverein Gottersdorf hatte bereits am vergangenen Freitag erkannt, dass es „unserem See immer schlechter geht“, erläuterte Thomas Spilak, Vorsitzender des Angelsportvereins, auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten. Eine vermehrte Algenbildung sei im Gewässer bereits seit mehreren Tagen zu beobachten gewesen. Der Angelsportverein Gottersdorf habe versucht, die Algen abzuziehen. Wasserproben haben einen geringen Sauerstoffgehalt ergeben.

Weitere Maßnahmen leitete der Verein umgehend mit zahlreichen Freiwilligen ein. „Es waren dauerhaft Helfer vor Ort und haben gearbeitet“, sagt Spilak. Unter anderem informierte der Angelsportverein auch die Stadt Walldürn am Freitag über eine „veränderte Färbung der Seeoberfläche“, gibt Sina Berberich, Pressesprecherin der Stadt Walldürn, an. Die Feuerwehrabteilung Gottersdorf wurde ebenfalls hinzugezogen. Seit Samstag laufen Belüftungsmaßnahmen der Feuerwehr. Einsatzkräfte der Walldürner Wehr kamen am Montag hinzu sowie Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs. Bei der Belüftung wird Wasser aus dem See gepumpt und mit Sauerstoff angereicht zurück gespritzt.

Mehrere tote Fische trieben an der Oberfläche des Sees. © Stadt Walldürn

Die Stadt Walldürn teilte am Dienstagnachmittag mit, dass nach Rücksprache mit Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr und der Wasserwirtschaft des Landratsamts Neckar-Odenwald-Kreis auch das Technische Hilfswerk (THW) als Unterstützung angefordert wurde. Das THW löste am Dienstagabend die lokalen Einsatzkräfte mit der Belüftung ab. Dabei bauten sie einen provisorischen Steg, um auch aus dem mittleren Bereich des Sees Wasser herauszupumpen und zurückzuführen. „Unser Ziel ist es, die aktuellen Werte zu stabilisieren. Wir beobachten die Situation laufend und passen das Vorgehen bei Bedarf an“, erläutert Stadtbauamtsleiter Christian Berlin. Seit Dienstagnachmittag seien keine toten Fische mehr im See gefunden worden, bestätigte Berberich den Fränkischen Nachrichten. „Anhand der vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeichnet sich ab, dass die Belüftung Wirkung zeigt und sich die Sauerstoffsättigung stabilisiert“, erläutert Marion Günther vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis.

Ursachen des Sauerstoffmangels noch unklar

Die genaue Ursache für den sinkenden Sauerstoffgehalt habe man noch nicht klären können. Die Stadt warte nun die Untersuchungen ab, um eine abschließende Gesamtbewertung machen zu können. „Die Sauerstoffsättigung – also die Menge an Sauerstoff, die das Wasser aufnehmen kann – sinkt in der Regel dann, wenn die Temperatur des Wassers steigt“, informiert das Landratsamt. Der Gottersdorfer See weise angesichts seiner Fläche eine nur geringe Wassertiefe auf. Dazu sei aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit davon auszugehen, dass die Quellzuflüsse derzeit nicht mehr oder nur noch geringfügig vorhanden seien. Zusätzlich sei davon auszugehen, dass die warmen Temperaturen der vergangenen Wochen zu einer Schichtenbildung in dem See geführt hätten – der sogenannten Sommerstagnation –, wodurch es zu keiner oder einer nur noch geringen Durchmischung in dem See gekommen sei. „In der Folge bleibt der Sauerstoffeintrag auf die Deckschicht des Sees beschränkt“, ergänzt Günther.

Mitte August seien an zwei Messpunkten Wasserproben aus dem Gottersdorfer See entnommen worden, erläutert Berberich. „Dabei wurden sowohl die Wassertemperatur als auch der Sauerstoffgehalt überprüft“, ergänzt sie. Die Messwerte lagen bei fünf beziehungsweise acht Milligramm Sauerstoff pro Liter und damit in einem unkritischen Bereich. Berberich fügt in der Mitteilung der Stadt an, dass ein kritischer Bereich laut Fachleuten unter vier Milligramm Sauerstoff pro Liter vorliege.

„Wir nehmen die Situation am Gottersdorfer See sehr ernst. Gemeinsam mit der Feuerwehr Walldürn , Technischem Hilfswerk, Bauhof und den Fachstellen des Landratsamtes Neckar-Odenwald-Kreis setzen wir derzeit alles daran, den Sauerstoffgehalt im Wasser zu stabilisieren und weitere Schäden zu verhindern“, betont auch Bürgermeister Meikel Dörr, der aufgrund seines Urlaubs von Fabian Berger, erster Bürgermeisterstellvertreter, vor Ort repräsentiert wird.

Fischbestand retten ist Priorität

Für den Angelverein sei es vorrangig, den Fischbestand zu retten und künftig vorbeugend gegen solch ein Szenario zu arbeiten. Wann und wie oft die Angler noch vor Ort aktiv sein können, sei zweitrangig. „Unsere Gedanken kreisen aktuell überhaupt nicht darum, wann wir angeln können“, betont Spilak.

Während der Belüftungsarbeiten sind die Straßen und Wege rund um den See teilweise gesperrt. Die Stadt Walldürn weist außerdem darauf hin, dass der Gottersdorfer See kein Badegewässer ist. Die Entnahme von Wasser sowie das Baden – auch von Hunden – ist verboten.

Informationen vom Leibniz-Institut

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei hat bereits im vergangenen Jahr eine Studie erstellt, die sich mit den steigenden Wassertemperaturen in Seen in ganz Deutschland beschäftigt. Dabei erklären die Forscher, dass in der Regel der Sauerstoffgehalt sinkt, wenn sich Seen erwärmen. Dies hänge zum einen mit der Bindungsfähigkeit des Wassers zusammen, das bei höheren Temperaturen weniger Sauerstoff speichern könne. Zum anderen bilden sich bei wärmeren Temperaturen in einem See mehrere Schichten, eine aus wärmerem Oberflächenwasser und eine aus kälterem Tiefenwasser. Wenn dieser Zustand über längere Zeit andauert, kann es vorkommen, dass Tiere am Gewässergrund den Sauerstoff verbrauchen. Durch die Schichten kann sich das Wasser nicht vermischen und so entsteht ein Sauerstoffmangel. Dieser kann für die dort lebenden Organismen problematisch werden, heißt es auf der Internetseite des Leibniz-Instituts.

Verschiedene Stressfaktoren können dazu führen, dass sich die Wasserqualität verschlechtert. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei nennt als Beispiel die Belastung durch Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat, die ins Wasser gelangen. Das kann durch urbane Einleitung oder die Landwirtschaft passieren. Diese Stoffe können wie Dünger wirken und biologische Prozesse wie das Algenwachstum ankurbeln. Damit erhöhe sich der Sauerstoffverbrauch im Gewässer.

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