Grundsteinlegung - Vor 60 Jahren begann der Bau der Lourdes-Grotte in Rippberg durch Metzgermeister Julius Bundschuh und seine Söhne Kurt und Bernhard

Ein ruhiger Ort zum Innehalten

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Maria Gehrig
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Vor 60 Jahren begann in Rippberg der Bau der Lourdes-Grotte durch Metzgermeister Julius Bundschuh und seine Söhne Kurt und Bernhard. Der Bau geht auf ein Gelübde zurück.

Rippberg. Es ist ein schöner Sommertag. Der leichte Morgenwind weht etwas frisch am Ortsrand von Rippberg. An der Lourdes-Grotte nahe der Hornbacher Landstraße herrscht noch relative Stille um diese Zeit. Doch im Laufe des Tages kommt der eine oder andere Besucher vorbei, brennt vielleicht eine Kerze an. Es ist ein beliebtes Plätzchen zum Innehalten mit einer besonderen Atmosphäre.

Seit rund 60 Jahren gibt es die Lourdes-Grotte in Rippberg. Der Grundstein wird 1960 gelegt durch Metzgermeister Julius Bundschuh. Er und seine Söhne Kurt und Bernhard, beide ebenfalls Metzger, sind die Erbauer der kleinen Gebetsstätte „am Stutz“. So heißt der Bereich ortsüblich. Die kleine Straße dort führt hinauf zu einer Arztpraxis, die es schon seit Jahrzehnten in der Marsbachgemeinde gibt.

Vier kleine Stufen geht man bergseitig hinauf zu einem kleinen Vorplatz, auf dem eine Bank zum Verweilen steht. Und noch einmal fünf Stufen führen hoch zu der mit Efeu umrankten Nische, in der die Heiligenfigur der Mutter Maria steht.

Sie blickt, mit einem Rosenkranz um das Handgelenk gelegt und die Hände zum Gebet gefaltet, auf die Menschen, die zu ihr kommen. In einem kleinen Vorgarten kniet die Figur der heiligen Bernadette, die als 14-jähriges Mädchen in Lourdes den Erzählungen nach Erscheinungen der Mutter Gottes gehabt haben soll.

An der Mauer ist eine bronzefarbene Tafel angebracht mit dem Text: „Durch die wunderbare Errettung aus großer Gefahr – Ploesti Rumänien April 1944 – gestiftet von Metzgermeister Julius Bundschuh“. Die Zeilen verweisen auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte und zugleich auf die Entstehung der Grotte. Der Zweite Weltkrieg tobt auf dem Kontinent. Metzgermeister Julius Bundschuh ist in der Großen Walachei im Einsatz nahe der rumänischen Stadt Ploesti. Sie liegt 60 Kilometer von Bukarest entfernt, das Schwarze Meer ist nicht weit.

Um Ploesti gibt es jede Menge Erdölfelder und Raffinerien, die für den Treibstoff-Nachschub der deutschen Militärs von allergrößter Bedeutung sind. Das wissen auch die Alliierten, die regelmäßig Bomben auf die Raffinerien werfen, um den Deutschen die Reserven abzufackeln.

Gelübde abgelegt

So auch im April 1944, wo zusätzlich die Stadt Ploesti in regelrechten Wellen von der Luft aus von den Amerikanern und Briten angegriffen wird. 85 Prozent der Stadtbevölkerung flieht. Mitten in diesen Angriffen befindet sich die Einheit von Julius Bundschuh. „Wenn ich aus diesem Inferno herauskomme“, legt der junge Rippberger das Gelübde ab, „dann schaffe ich der Gottesmutter Maria eine Dank- und Gebetsstätte.“

Der Metzgermeister überlebt die Kriegswirren und kehrt 1945 zurück in die Heimat. Nachdem er sich in den unmittelbaren Nachkriegsjahren zunächst um den Aufbau der Metzgerei kümmert, macht er 1960 sein Versprechen wahr, nachdem er zuvor eine Lourdes-Wallfahrt unternommen hat. Hier kommt ihm die Inspiration: Aus Dankbarkeit für seine Errettung und sein Überleben im Zweiten Weltkrieg packt er zusammen mit seinen Söhnen den Bau einer Mariengrotte nach dem Vorbild von Lourdes an.

Die Steine für das Projekt stammen von einer Mauer an der Alten Hornbacher Straße, die zu jener Zeit ausgebaut wird. Die Männer müssen richtig anpacken und schaffen den Sandstein an den künftigen Gebetsort, für den die Familie Kern Grund und Boden überlässt. 1961 weiht Pfarrer Paul Bleichroth die Grotte feierlich ein.

„Zweimal in der Woche schaue ich im Sommer an der Grotte vorbei, damit alles in Ordnung ist“, erzählt der heute 80-jährige Kurt Bundschuh, der nach dem Tod seines Vaters Julius nahezu 30 Jahre schon das Areal pflegt. Das Wasser zum Gießen der Pflanzen und Blumen bringt der bis 2001 tätige Wirt des Gasthauses „Zu den drei Meerfräulein“ in Kanistern mit dem Auto an den Ortsrand.

Mit der Baumschere schneidet er die Hecke und das Efeu. Kurt Bundschuh hält die Stätte sauber, leert den Papierkorb, räumt die abgebrannten Kerzen weg. „Den Platz muss man in Schuss halten“, betont er. Und seine Frau Ursula ergänzt: „Die Leute, die kommen setzen sich gern mal auf das Bänkchen“. Und da muss alles ordentlich sein an diesem besonderen Ruheort, den so mancher in der heutigen schnelllebigen Zeit braucht. „Die Grotte steht an einem Platz, wo man ärztliche Hilfe und himmlischen Segen erwartet“, gibt Kurt Bundschuh zu verstehen. „Er ist etwas für die Ewigkeit“, fügt er hinzu und glaubt fest daran, dass jemand in seiner Familie die Rippberger Lourdes-Grotte nach ihm weiterhin pflegen und bewahren wird. Wo die Schönheit des Ortes gerade in der Abendsonne so richtig zur Geltung kommt.

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