In Gottersdorf - Gedenkfeier für August Berberich / Viele wertvolle Akzente in seiner Laufbahn gesetzt

Ein Politiker mit Bodenhaftung

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Anlässlich des 100. Geburtstages von August Berberich veranstaltete die CDU des Neckar-Odenwald-Kreises auf dem Friedhof in Gottersdorf eine Gedenkfeier und legte an dessen Grab einen Kranz nieder.

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Gottersdorf. August Berberich, Mitglied der Kreistage der Landkreise Buchen und Neckar-Odenwald, Abeordneter der Landtage Württemberg-Baden und Baden-Württemberg sowie des Bundestages der Bundesrepublik Deutschland, wäre am 18. März 100 Jahre alt geworden. In Erinnerung an diesen unvergessenen verdienstvollen Politiker veranstaltete die CDU des Neckar-Odenwald-Kreises am Sonntagnachmittag auf dem Friedhof in Gottersdorf eine Gedenkfeier und legte an seinem Grab einen Kranz nieder.

Lebensleistung gewürdigt

Der CDU-Kreisvorsitzende Ehrenfried Scheuermann freute sich bei der Begrüßung darüber, dass er viele Parteifreunde, darunter auch mehrere ehemalige Weggefährten von August Berberich begrüßen konnte. "Wir schauen dankbar auf das Leben, das Wirken und die Lebensleistungen von August Berberich zurück, dessen Früchte wir heute noch auf den vielen verschiedenen Ebenen ernten". Dies betonte sein Nachfolger MdB Alois Gerig zu Beginn seiner mit großer Aufmerksamkeit aufgenommenen und fundierten Ansprache zur Gedenkfeier.

"August Berberich war Christ, Politiker, Bauer, Genossenschaftler und Verbandsfunktionär", wie Alois Gerig darlegte. Als engagierter, großartiger Genossenschaftler im Aufsichtsrat und Vorstand bei der Spar- und Kreditbank, der späteren Volksbank Franken," habe er die soziale Grundeinstellung aktiv vorgelebt. Dafür sei er mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Raiffeisenverbandes, die höchste Auszeichnung im ländlichen Genossenschaftswesen der Bundesrepublik Deutschland und mit der Goldenen Ähre mit Ring und Brillanten, der höchsten Auszeichnung des Deutschen Bauernverbandes, ausgezeichnet worden.

Als "Mann der ersten Stunde in der Kommunalpolitik"habe er nach seiner Kriegsgefangenschaft zur ersten Kreistagswahl kandidiert und danach ununterbrochen 33 Jahre lang im Kreistag Buchen und nach der Kreisreform im Neckar-Odenwald-Kreis wertvolle aktive Akzente gesetzt.

Des weiteren war er von 1950 bis 1952 Landtagsabgeordneter in Württemberg-Baden und gehörte anschließend von 1952 bis 1956 dem ersten Landtag von Baden-Württemberg an. Hier setzte er sich besonders für die Entstehung des Südweststaates ein nach dem Motto: "Groß denken ist besser, als kleinkariert sein". Sodann hat August Berberich in der Bundespolitik als MdB des Deutschen Bundestages von 1957 bis 1972 als Vertreter des Wahlkreises Tauberbischofsheim große Fußstapfen hinterlassen. Er wurde zum Wegbereiter der Altershilfe für Landwirte und setzte im Bundestag durch, dass unter anderem das Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte verabschiedet wurde.

Strukturwandel begleitet

Der Einsatz und die Leistung von Berberich haben dazu beigetragen, den Strukturwandel in der Landwirtschaft im Rahmen des Generationenvertrages sozialverträglicher zu gestalten. Der Bundespräsident hat ihm für dieses großartige Engagement das große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Großes Engagement

"Groß denken!", diese Prämisse galt für August Berberich, so die weiteren Ausführungen Gerigs, auch in seinem Engagement für die ländliche Bevölkerung. Berberich war für einen offensiven Strukturwandel auch in der Landwirtschaft und damit ein Befürworter von der Notwendigkeit wettbewerbsfähiger Strukturen auch im Genossenschaftsbereich, so Gerig weiter.

Nie verlor er jedoch den urgenossenschaftlichen Gedanken aus den Augen, dass jeder Einzelne, besonders aber der wirtschaftlich Schwächere, in der Genossenschaft seine Existenz leichter erhalten und ausbauen kann.

"Wir wollen die Glut, die August Berberich entfachte, weitertragen und nicht die Asche", so MdB Alois Gerig. "Er ist uns heutigen Menschen ein Vorbild, den wir nicht kopieren, sondern versuchen wollen, es ihm nachzumachen, auf unsere Weise mit unseren Gaben in unserer Zeit".

August Berberich war, so Alois Gerig abschließend, nicht nur wegen seiner Ehrlichkeit und seiner Fairness geachtet, er gehörte auch zu denjenigen, die nie die Realitäten gegen Wunschdenken eintauschten und immer das tatsächlich erreichbare im Fokus behielten. Und auch heute brauche man Menschen mit Bodenhaftung und Realitätssinn, die aber die Welt von ihren Werten aus gestalten in vielen Bereichen und Ebenen in der Politik, in der Wirtschaft und in der Kommune, kurzum: Menschen, die Anwalt sind für ländliche Räume. (ck)

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