Schmetterlingsdorf Rippberg

Ein Abend für den Hund

Greenologe Klaus Wagner gab Tipps und Hinweise zum Halten der Vierbeiner

Von 
Engelbert Kötter
Lesedauer: 
Im Rahmen des Projekts „Schmetterlingsdorf Rippberg – Gemeinsam:Schaffen“ klärte Greenologe Klaus Wagner anhand vieler praktischer Produktbeispiele über nachhaltige Hundehaltung auf. © Engelbert Kötter

Rippberg. Das Projekt „Gemeinsam Schaffen – Schmetterlingsdorf Rippberg“ betrachtet seit geraumer Zeit die Nachhaltigkeit des Alltags im Ort. Am Montag ging es in der Marsbachtalgemeinde um die so beliebte Hundehaltung, begleitet von hochkarätigem Expertenrat.

Die Hundehaltung in Rippberg ist beliebt und hat seit der Covid-Pandemie sogar noch zugenommen. Wie übrigens in ganz Deutschland, wo aktuelle 10,3 Millionen Hunde gehalten werden und 15,7 Millionen Katzen. Tierliebe ist ein unverzichtbares Kulturgut, will aber mit Herz und Hirn zugleich gelebt sein. So denkt die Hundeszene in Deutschland angesichts Ressourcenknappheit, Energieumstellung und Klimawandel gerade intensiv über die Nachhaltigkeit ihrer Tierversorgung nach.

Zieht doch die Haltung auch nur eines Hundes (circa 15 Kilogramm Gewicht) einen jährlichen CO2-Fußabdruck von circa 650 Kilogramm nach sich. In zehn Lebensjahren des Tieres also rund 6,5 Tonnen. Zum Vergleich: Die Vereinten Nationen empfehlen, jeder Mensch auf der Erde solle der Gerechtigkeit halber in all seinem Tun jährlich maximal 2000 Kilogramm CO2 verursachen. Tatsächlich sind es für Menschen der westlichen Welt acht bis 11 000 Kilogramm. Je nach Verhalten – und dennoch um ein mehrfaches zu viel. Wer also drei Hunde hält, räumt allein damit schon sein persönliches CO2-Konto leer.

Wichtigste Stellschraube zur Verkleinerung des CO2-Fußabdrucks von Hunden, so Greenologe Klaus Wagner, ist die Umstellung auf nachhaltigeres Hundefutter, gefolgt von der Wahl von Produkten in nachhaltigen Verpackungen sowie insgesamt und drittens von Herstellern von nachhaltigeren Tiernahrungsmitteln aus nachhaltiger Produktion. Wagner muss es wissen. Er ist europaweit der namhafteste Experte rund um Fragen der nachhaltigen Hunde- und Heimtierfütterung. „Nach mehrmaligen pandemiebedingten Anläufen und Absagen ist es uns gelungen, ihn heute für einen Vortrags- und Gesprächsabend im Projekt Schmetterlingsdorf nach Rippberg zu holen“, freute sich Ortsvorsteher Wolfgang Stich am Montagabend.

Wagner zeigte etliche Handlungsfelder auf, um verantwortungsbewusste Hundehaltung zukunftssicher zu machen: „Auf Heimtiere zu verzichten, wäre der völlig falsche Weg“, unterstrich der Fachmann deutlich. „Vielmehr kommt es auf die Drei Bausteine-Regel an: den ausgelösten CO2-Fußabdruck erstens zu vermeiden, ihn zweitens zu verringern und, drittens, ihn zu kompensieren – je nachdem.“ Dabei beleuchtete er ganz pragmatische Alltagsaspekte, denen Hundehalter bislang kaum Unterscheidung beimessen: Ist es beispielsweise nachhaltiger, Trockenfutter oder Nassfutter zu füttern? Woran erkennt man eine wirklich nachhaltige Futtermittelverpackung - muss die aus Papier sein? Welches Material empfiehlt sich für Hundekotbeutel?

Entschieden sprach sich Wagner gegen den weithin verbreiteten Irrglauben aus, dass möglichst viel Fleisch im Futter das sichere Merkmal dessen best möglicher Qualität sei. „Das haben uns die Hersteller seit Jahrzehnten glauben machen, stimmt aber gar nicht“, so Wagner. Der Hund sei kein Wolf mehr, sondern – auch im Hinblick auf seinen Stoffwechsel – Kulturfolger des Menschen. Er vertrage also grundsätzlich nicht nur Proteine aus Wirbeltierfleisch, sondern auch Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate aus anderen Quellen, sagte der Agraringenieur für Tierernährung.

Die Reduktion der Fleischverfütterung an Hunde gehe denn auch immer häufiger einher mit Tiernahrung, die ihre Inhaltsstoffe aus alternativen Proteinquellen beziehen, wie Insekten oder Hülsenfrüchten. Der Hundehalter habe längst die Wahl zwischen Insekten- oder Pflanzenprotein basierter oder gar komplett veganer Tiernahrung.

Hierzu kam Diskussion auf: Einige plädierten für vegane Fütterung, andere wiesen darauf hin, dass Hunde sehr wohl Aminosäuren tierischen Ursprungs benötigten, wie sinnvollerweise aus Insekten. Führende Hersteller von alternativen Hundefuttern hatten das Schmetterlingsdorf Rippberg für den Expertenabend mit Klaus Wagner freundlicherweise bemustert. So konnten sich die Teilnehmenden umfassend informieren und sich für Ihre Hunde beproben.

Reizthema angesprochen

„Nicht nur was vorne reingeht, ist nachhaltigkeitsentscheidend, sondern auch, was aus dem Tier hinten rauskommt“, so Wagner weiter. Er rechnet vor: „Ein 15 Kilogramm-Hund setzt täglich etwa 200 Gramm Kot und 0,4 Liter Harn ab. In zum Beispiel 13 Lebensjahren sind das rund eine Tonne Kot und 2000 Liter Harn.“ Damit hatte er ein Rippberger Reizthema angesprochen, denn gegenüber Hundekot im Spaziergängergelände und kotgefüllte, angeblich verrottende Plastikbeutel in der Landschaft regt sich hier immer mal wieder Ärger.

Auch dazu stellte Greenologe Wagner die Hundekot-Beseitigungssysteme zweier führender deutscher Hersteller vor. „Man muss sie halt auch anwenden“, fügte Ortsvorsteher Stich dem hinzu. Klaus Wagner ermunterte abschließend ausdrücklich zur Hundehaltung: „Sie begeistert jeden, der seinen Hund tagtäglich erlebt. Tierhaltung fordert lebensbewusste, nachhaltig denkende Menschen in den Detailentscheidungen nur etwas mehr als früher. Aber von Lebensmittelauswahl bis Autokauf, ist das in anderen Lebensbereichen ja längst überall so.“

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten