Rippberg. Einmal im Jahr ist die Sporthalle ein Hexenkessel – und zwar bei der Prunksitzung der Rippberger „Baachscheisser“. Das war auch in diesem Jahr wieder so. So rauschten am Samstagabend wieder hohe Wogen der Narretei durch die Halle. Wie überall in der Region wird auch im Marsbachtal nicht nur das geschliffene Wort gepflegt, sondern besonders der Augenschmaus in Tanz und Schau, verbunden mit herrlichstem Kokolores.
Bei der großen Prunk- und Fremdensitzung ging dann Kapitän Otto Trabold abermals auf große Fahrt. Sicher und mit viel Engagement steuerte er das Kreuzfahrtschiff der Narretei über die Weltmeere und zurück in den Heimathafen. So farbenprächtig wie die Welt war auch das Programm. Eine bunte Mischung aus Tanzeinlagen, Gesang und zwerchfellreizenden Büttenreden sorgten für Kurzweil und Amüsement und ließ keine Wünsche offen.
Für den musikalischen Rahmen sorgte die Rippberger Blasmusik unter der Leitung von Holger Friedrich. Nach dem Countdown um 19.31 Uhr und dem ersten Einzugsmarsch war es Zeit für den ersten Schautanz. Den lieferte die Kükengarde aus Glashofen, als Glücksbringer verkleidet. Sie rissen den Saal mit und verdeutlichten, dass schon kleinste Protagonisten großes, tänzerisches Talent besitzen. Die „Höhgöikergarde“ aus Glashofen legte im Anschluss einen schwungvollen Gardetanz in klassischen neuen weißen Gardekostümen aufs Parkett und überzeugte mit perfekter Choreographie.
Und wer muss arbeiten, wenn andere schlafen? Genau: der Nachtwächter Andreas Poser. Der Großheubacher schien sich bestens rund um Rippberg auszukennen, bezog das Publikum in seine gereimte Bütt mit ein und überließ diesem jeweils das letzte Wort. Schwarz und weiß, heiß und kalt, und doch: „Gegensätze ziehen sich an“, so der Titel des eleganten Schautanzes der Wassersuchergarde aus Mudau. Die Aufführung „Puppen“ von der Jollengarde aus Amorbach bestach durch großen Einfallsreichtum in Sachen Verkleidung und Show.
Jahresorden verliehen
Alle Jahre wieder werden Honoratioren auf die Bühne gebeten, um ihnen den Jahresorden zu verleihen. Das Ordensthema in diesem Jahr lautet „Zum Glück das Glutnest rasch man fand – im letzten Jahr beim Hallenbrand“, womit der Schwellbrand in der Sporthalle im August 2017 gemeint ist. Mit seinen gekonnt gereimten Grußworten erfreute zunächst Bürgermeister Markus Günther das närrische Volk, ehe Ortsvorsteher Wolfgang Stich die Gelegenheit nutzte, einige närrische Bekanntmachungen ans Volk zu bringen. Weitere Orden erhielten Holger Friedrich (Blasmusik) , Kuno Bauer und Karl Gärtner (Spielverein Rippberg), Markus Ott und Steffen Galvan (Regie), Joachim Hahner-Pestel (Presse), Joachim Farrenkopf und Thomas Baier (Bühnenhelfer), Otto Trabold (Sitzungsleiter) sowie weitere Gastabordnungen.
Schwungvoll und prächtig kostümiert lieferte die Prinzengarde aus Schneeberg mit dem Tanz „Afrika“ einen richtigen Knaller. Danach hatte die Schautanzgruppe der Schneeberger „Krabbe“ unter dem Motto „Willkommen an Bord“ als Stewardessenebenfalls unübersehbaren Spaß an ihrem Tanz. Lachsalven ernteten anschließend Wolfgang Bauer als Pater und Otto Trabold als Mesner für ihre geistreichen Einfälle und komödiantische Darstellung, wobei der Mesner auch seine Bibelfestigkeit unter Beweis stellen musste, was er mit Schlagfertigkeit und Überzeugungskraft vermochte.
Einfallsreiche Choreographie, verstärkt durch die Wirkung der Kostüme, so zeigten sich die „Dancing Moskitos“ aus Königshofen mit „Momente, die für immer bleiben“. Dann war die Zeit für die Tänzerinnen der Gruppe „Freetime“ aus Großheubach gekommen, und die standen den vorangegangenen Formationen in nichts nach. Mit „Glück“ als Motto, bunten Gewändern und toller Performance animierten sie die Gäste zum eifrigen Mitfeiern.
Ein weiterer Höhepunkt waren sicherlich die Froschrocker aus Weilbach mit ihrer Zeitreise in die 1970er Jahre. Voller Hingabe gaben die neun Ausnahmetalente Hits von Heintje, Elvis, Roy Black, John Travolta, Rex Gildo oder Dieter Thomas Kuhn zum besten. Danach hieß es „Willkommen im Wilden Westen“ bei der Schautanzgruppe aus Glashofen, die ihre Tänze immer wieder mit viel Liebe zum Detail und jeder Menge Herzblut ausarbeiten. Ein echter Blickfang war die Schautanzgruppe des TSC Walldürn, die unter dem Motto „Die Gemeinschaft der Highland-Clans“ auch bei den schnellen Schrittpassagen punktgenau getanzt hat.
Zwerchfell in Bewegung
Für anhaltende Zwerchfellbewegung sorgte anschließend Martin Gehrig von den „Höhgöikern“, bei dessen Bütt als „Weichei“ alle Treffer direkt im Lachzentrum landeten. Die Schautanzgruppe der FG „Fideler Aff“ Walldürn begeistert mit originellen Tänzen das Publikum jedes Jahr aufs Neue. In dieser Kampagne bot die quirlige Truppe mit „Peter Pan“ eine abwechslungsreiche Vorstellung mit einem Einblick in dessen „Abenteuer im Nimmerland“. Der Amorbacher Klosterchor in weinroten Kutten philosophierte in Wort und Gesang über Themen des Vorjahres, und schaffte so einen formvollendeten Spagat zwischen erhobenem Zeigefinger und qualitative hochwertiger Unterhaltung.
Schließlich war noch mal die Bütt auf höchstem regionalen Niveau bereitet – für einen Jahresrückblick verkörpert durch Ralf Zang aus Gerolzahn . Das Jahr 2017 wurde hierbei in zahlreichen Facetten humoristisch beschrieben, das riss das Auditorium von den Stühlen und ließ es kaum noch aus dem Lachen herauskommen. Im Anschluss erfreuten die „3 Tenöre und Co“ von den „Höhgöikern“ mit ihrer tollen Show „Memory Bird“, in deren Verlauf man gezwitscherte Lieder erraten musste. Bei dem anspruchsvollen Showtanz „Tolle Trolle auf großer Fahrt“ sprühten die Erftalhüpfer aus Hardheim vor Elan und zeigten unter vollem Körpereinsatz artistische Einlagen, die von Szenenapplaus begleitet wurden.
Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Sitzungsleiter Otto Trabold bei allen Akteuren, Helfern und bei einem tollen Publikum, das dem närrischen bunten Reigen mit viel Beifall, Zugaberufen und Raketen belohnte. Das unterhaltsame und kurzweilige Programm hatte den Narrentempel zum Kochen gebracht und das Stimmungsbarometer in die Höhe schnellen lassen. So bebte die Halle beim Finale auch nochmals in ihren Grundfesten, denn es herrschte im Saal zu „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ ausgelassene Schunkellaune, die sich nach dem offiziellen Teil in der Bar bis in die Morgenstunden fortsetzte.
Info: Bilder von der Prunksitzung gibt es unter www.fnweb.de in einer Galerie.
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