Militärprojekt

Bundeswehr setzt auf Ausbau der Logistik: 220 Millionen Euro zum Ausbau des Munitionsdepots in Altheim

Das Munitionsdepot in Altheim wird strategisch erweitert. Trotz einer Millioneninvestition sind keine neuen Arbeitsplätze geplant. Bundeswehrfeuerwehr soll 2026 aufgestellt sein.

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Stefanie Čabraja
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220 Millionen Euro investiert die Bundeswehr in die Erweiterung des Munitionsdepots Altheim. © MunDp Altheim/Bundeswehr

Altheim. 220 Millionen Euro, ein kleiner Ort in Baden-Württemberg – und ein Bauprojekt, das tief in die sicherheitspolitische Zukunft Deutschlands reicht: In Altheim soll das Munitionsdepot der Bundeswehr umfangreich erweitert werden. Dabei geht es um Lagerkapazitäten und Betriebstechnik. Doch hinter den Planungen verbirgt sich mehr: ein stiller, aber unmissverständlicher Schritt in Richtung Verteidigungsfähigkeit, Logistikwende und NATO-Tauglichkeit. Weil europaweit Spannungen wachsen, rüstet die Bundeswehr auf. Die Modernisierung in Altheim ist weit mehr als ein Bauvorhaben mit Beton, Technik und neuen Strukturen – sie ist Teil einer umfassenden strategischen Neuausrichtung der Bundeswehr im Zeichen der Landes- und Bündnisverteidigung.

Neue Lager für eine neue Verteidigungslage

Im Zentrum der Planungen steht der Bau zusätzlicher Lagerkapazitäten in unterschiedlichen Größen. „Die Neubauten bedingen auch weitere Maßnahmen an der Funktionsinfrastruktur sowie für die ergänzenden Maßnahmen zur Erschließung und die Betriebstechnik“, erklärt ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr auf FN-Nachfrage. Das Areal, das sich in Nord-Süd-Richtung über rund 1,9 Kilometer und in Ost-West-Richtung über rund 1,1 Kilometer erstreckt, soll modernisiert und ausgebaut werden. Konkrete Zahlen zu den geplanten Gebäuden oder technischen Details sind aus Sicherheits- und Geheimhaltungsgründen nicht zu erfahren. So viel ist jedoch bekannt: Die Ausbauplanung umfasst neue Munitionslager- und Arbeitshäuser, die Erschließung von Straßen und Wegen, die Erweiterung des Ver- und Entsorgungsnetzes sowie die Absicherung der Liegenschaft.

Rückkehr zur Landes- und Bündnisverteidigung

Seit der sicherheitspolitischen Wende nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die Bundeswehr ihre Strategie neu ausgerichtet und das nicht erst seit 2022, sondern schon seit 2014. Der Fokus liegt wieder verstärkt auf der Landes- und Bündnisverteidigung. Aus diesem Grund nahm die Bundeswehr 2022 nach einer sechs Jahre langen Schließung, den Betrieb des Munitionsdepots in Altheim sowie auch des Materiallagers in Hardheim wieder auf. Mit dem Ergebnis, dass nun eine hohe Millionensumme in den Ausbau des Altheimer Depots fließen muss.

„Im Rahmen der Refokussierung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung wurden das logistische System sowie die dazugehörenden ortsfesten logistischen Einrichtungen der Bundeswehr an die aktuellen Erfordernisse einer lage- und bedarfsgerechten Verfügbarkeit an Munition und Material angepasst“, sagt der Sprecher gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Das Depot in Altheim sei vor diesem Hintergrund am 1. April 2022 wieder in Betrieb genommen.

Ein erweiterter Auftrag für das Depot sei laut dem Bundesamt aktuell jedoch nicht vorgesehen. Die Aufgabe bleibe die „werterhaltende Lagerung festgelegter Artikel“, erläutert der Sprecher.

Eingriffe in die Natur mit Ausgleichskonzepten

Der Ausbau des Depots findet innerhalb des bestehenden Geländes statt, dennoch bleiben Eingriffe in die Natur nicht aus. Für die geplanten Bauten müssen Waldflächen gerodet werden. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ist laut dem Sprecher bereits in Arbeit. Eine Waldfläche von rund 33,6 Hektar sowie eine Offenlandfläche von rund 3,1 Hektar werden umgewandelt. Geplant sind umfangreiche Kompensationsmaßnahmen, darunter Ersatzpflanzungen in der Region, Konzepte für Boden- und Wasserschutz sowie Maßnahmen zum Arten- und Lebensraumschutz. „Beispiele sind unter anderem die Anbringung von Nistkästen, Fledermaustürmen sowie Spaltenkästen und Fledermaushöhlen. Auch werden Waldrefugien entwickelt und Waldumbaumaßnahmen durchgeführt“, zählt der Sprecher des Bundesamtes auf.

Derzeit befindet sich das Projekt in der Planungsphase. Die vollständige Umsetzung der Baumaßnahmen soll sich bis ins Jahr 2032 erstrecken. Wie viele Bauten letztlich entstehen und wie Bestandsgebäude in das neue Konzept integriert werden, bleibt geheim. „Aus Sicherheits- und Geheimhaltungsgründen können hierzu öffentlich keine Angaben gemacht werden“, so der Sprecher weiter.

Keine neuen Jobs – aber eine eigene Feuerwehr

Trotz der enormen Investitionssumme sind durch den Ausbau nach derzeitigem Stand keine neuen Arbeitsplätze geplant. Eine Ausnahme bildet die geplante Gründung einer eigenen Bundeswehrfeuerwehr am Standort Altheim. Dieses eigenständige Projekt soll bis zum 1. April 2026 abgeschlossen sein und wird auf ein Investitionsvolumen im niedrigen einstelligen Millionenbereich geschätzt.

Beim Jubiläumsfest zur 1250-Jahr-Feier in Altheim präsentierten Soldaten verschiedene Munition und Material aus dem Depot. © Stefanie Čabraja
Waffen und Munition werden in Altheim gelagert. © Stefanie Čabraja

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