"Blumme un Lichder" - Johanna Assion-Bausback wurde vor 100 Jahren geboren / Erinnerung an eine Persönlichkeit

Botschafterin des Walldürner Dialekts

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Johanna Assion Bausback wurde vor 100 Jahren geboren. Mit dem Buch "Blumme un Lichder" hat sie dem Walldürner Dialekt ein Denkmal gesetzt.

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Walldürn. Vor 100 Jahren, am 3. November 1912, ist Johanna Assion in Walldürn geboren, als Tochter der Eheleute Hermann Bausback und Luzia, geborene Scholl. Ihre Eltern betrieben eine bescheidene Landwirtschaft und ihr Vater eine Schreinerei.

Das Elternhaus stand in der Burgstraße, das ein Teil des ehemaligen "Mollehofes" war, gegenüber dem Schloss oder Amtshaus und heutigem Rathaus.

In ihren im Buch "Blumme un Lichder" veröffentlichten Kindheitserinnerungen an Alt Walldürn" erzählt sie von ihren Kinderspielen, von ihrer glücklichen Jugend und den kleinen Aufgaben, die ihr die Eltern aufgetragen haben und sie erinnert sich an den damals verwilderten Garten ums "Schloss" und den Obstbäumen darin, die niemandem zu gehören schienen und für die Kinder in der Nachbarschaft im Herbst manchen Genuss bereiteten.

Interesse für Geschichten

Schon damals wurde ihr Interesse für Geschichten, für alte Begebenheiten und Sagen durch Erzählungen der Eltern und Nachbarn geweckt und sollte ihr im späteren Leben zu einem ihrer Lebensinhalte Werden. Doch schon in ihre Kindheit fielen die Beschwernisse des 1. Weltkriegs mit der Einberufung ihres Vaters zum Militärdienst und die Mühen der Familie ums "Tägliche Brot" und wenige Jahre nach ihrer Einschulung 1919 brachte die Inflation 1923, mit der völligen Entwertung alles Ersparten große Not ins Land.

Da ihre Eltern, in dieser schweren Zeit, die Kosten für den Besuch einer höheren Schule nicht aufbringen konnten, besuchte Johanna eine Kochschule in Mannheim und arbeitete danach bei einer Offenbacher Familie im Haushalt und betreute gleichzeitig die Kinder der Familie. Hier heiratete sie 1932 Adolf Assion und schenkte ihm die beiden Kinder Hannelore und Peter.

Liebe zur alten Heimat

Als die Gräuel des 2. Weltkriegs in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1943 mit der Bombardierung von Frankfurt und Offenbach einen weiteren Höhepunkt erreichten, flüchtete Johanna Assion mit ihren beiden Kindern zu ihren Eltern in den Odenwald nach Walldürn. In ihrem Gedicht "I bin widder dheem" kommt ihre Liebe zur alten Heimat "Dürn" in einer wahrhaftigen Liebeserklärung zum Ausdruck. Da ihr Ehemann Adolf am 4. März 1942 in Russland als "vermisst" erklärt wurde, blieb sie bis 1965 im Haushalt ihrer Eltern.

1954 starb ihr Vater und 1957 ihre Mutter. Danach arbeitete sie noch zwölf Jahre bei der Standortverwaltung Walldürn. Ihre besondere Sorge galt nun der Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder und dem Studium Ihres Sohnes Peter. Ihn hat sie schon früh ihrer Liebe fürs "Dürmerische" und ihrem Interesse zur Lokalgeschichte angesteckt, denn, als er 1994 allzu früh verstarb, war er als Professor in Marburg und Freiburg, als hochgeschätzter Wissenschaftler, weit über die Landesgrenzen hinaus, anerkannt. Professor Dr. Peter Assion hat 1989 die Herausgabe ihres Mundartbuches "Blumme un Lichder" initiiert, einer Sammlung ihrer Gedichte in Walldürner Mundart, die sie ab 1965 geschaffen hat. Damit hat Johanna Assion-Bausback sich und dem "Dürmer Dialekt" ein Denkmal gesetzt.

Schon in den Jahren zuvor sind ihre Gedichte in den Heimatblättern des Heimat- und Museumsvereins Walldürn, in der "Walldürner Weihnachtspost" und den Tageszeitungen erschienen. Viele Jahre war sie aktiv im Heimat- und Museumsverein tätig und unterstützte dabei besonders die Arbeit ihres Sohnes als Museumsleiter. Sie wurde daher auch zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.

Als Johanna Assion-Bausback am 15. Januar 2004 im Alter von 91 Jahren starb, hinterließ sie ihre Tochter Hannelore Strauß, mit den Kindern und Enkeln. Ihr Leben und Wirken und ihre hohe Wertschätzung wurde in den Heimatblättern des Museumsvereins und in den Tageszeitungen in ehrenden Nachrufen gewürdigt. Josef Schirmer

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