Walldürn. Ein großartiges und sehr beeindruckendes Erlebnis hat die Studentenphilharmonie Tübingen am Freitag den rund 150 Konzertbesuchern in der Walldürner Wallfahrtsbasilika geboten. Unter der Leitung von Thomas Hauschild, Professor für das Fach Horn an der Hochschule für Musik in Leipzig, präsentierte die 70 Orchestermitglieder im Verlauf des knapp zweistündigen Sommerkonzerts die "Coriolan-Ouvertüre" von Ludwig van Beethoven, das "Posaunenkonzert in Es-Dur, op. 4" von Ferdinand David mit Wolfram Arndt als Solo-Posaunist sowie als absoluten Höhepunkt die "Symphonie Nr. 6 in A-Dur" von Anton Bruckner.
Ausdrucksstarke Passagen
Zuvor hatte Stadtpfarrer Pater Josef Bregula das Ensemble der Studentenphilharmonie begrüßt und stimmte die Zuhörer auf ein "wunderbares Konzert in der dafür geradezu prädestinierten Basilika" ein.
Zu Beginn des inzwischen zwölften Gastspiels der Studentenphilharmonie in Walldürn begeisterten die Musiker zunächst mit der "Coriolan-Ouvertüre" von Ludwig van Beethoven, in der sich dessen musikalische Interpretation der Schauspielouvertüre zu Heinrich Joseph von Collins gleichnamigem Drama widerspiegelt.
Die innere Zerrissenheit des Protagonisten, der sich zwischen seinem gekränkten Stolz und seiner Liebe zum Vaterland entscheiden muss, fand sich auch in der von den Ensemblemitgliedern dargebotenen Musik am Beispiel zweier konkurrierender Motive wieder: einerseits in der Prägung einer hohen emotionalen Sensibilität, andererseits in einer präzisen und klar strukturierten Ausarbeitung.
Dabei faszinierte das Ensemble die Zuhörer immer wieder mit gefühlvoll und ausdrucksstark interpretierten Klangpassagen und einem warmen Einklang zwischen den verschiedenen Instrumenten.
Ebenfalls in großer Besetzung mit Streichern, Holzbläsern, Blechbläsern, Cellisten und Schlaginstrumentalisten spielte das Orchester danach als zweiten Programmpunkt das "Posaunenkonzert in Es-Dur, op. 4" von Ferdinand David. Diesmal stand jedoch nicht das Ensemble selbst, sondern Wolfram Arndt als ehemaliger Soloposaunist der Berliner Philharmoniker und ab Herbst Soloposaunist bei den Wiener Philharmonikern im Mittelpunkt.
Leidenschaft und Stehvermögen
Mit Leidenschaft und Stehvermögen bot er ein Meisterwerk symphonischer Schönheit dar und überzeugte als Solo-Posaunist ebenso wie das dezent im Hintergrund agierende Orchester. Besonders bemerkenswert waren vor allem die schnellen Läufe und punktgenauen Triller des Solisten, die von einer hohen technischen Präzision zeugten.
Eine weitere große Herausforderung lag in den enormen Tonsprüngen, die gleichzeitig in starke dynamische Variationen eingebettet waren, und deren breites Spektrum vom schmetternden Forte bis hin zum sanften Pianissimo reichte. Waren schon die beiden bis zur Pause gehörten Werke ein wahrer musikalischer Genuss, so traf dies ganz bestimmt auch die in großer Orchesterbesetzung dargebotene "Symphonie Nr. 6 in A-Dur" von Anton Bruckner als Höhepunkt des Abends zu.
Diese Symphonie zählt heute zu den Bruckner-Symphonien, die wohl am seltensten gespielt wurde, da sie als schwierig und nur schwer zugänglich galt und deshalb lange Zeit keine Beachtung fand. Anton Bruckner selbst bezeichnete sie als seine "keckste", und tatsächlich bietet sie einen sehr aufrührerischen Klang, der in seiner Gesamtheit kühn und eindringlich wirkt.
Durch die von Anton Bruckner gewählte Tonart A-Dur bestach die Symphonie auch am Freitag durch eine helle Klangfarbe, die im Laufe des Werkes einen festlichen Klang entfaltete. Das durchgehend festliche und gleichzeitig kühne und verwegene Wesen war auf eine bestechende Art und Weise stets eindringlich und berührend und behielt trotzdem ein gewisses Maß an Individualität und Undurchschaubarkeit, was dem Werk einen ganz eigenen Charakter verlieh.
Der kaum endenwollende Schlussapplaus des Publikums dokumentierte noch ein letztes Mal sehr eindrucksvoll, wie großartig alle drei Programmpunkte bei den Zuhörern angekommen waren und mit welcher Begeisterung sie aufgenommen wurden.
Bleibt zu hoffen, dass die Studentenphilharmonie Tübingen auch im nächsten Jahr wieder zu einem Sommerkonzert in die Walldürner Wallfahrtsbasilika kommt. ds
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