Tauberbischofsheim. „Wer hat denn schon auf mich gewartet?“ – mit dieser Frage, erzählt Clara Weiß, Leiterin des Regionalbüros für berufliche Fortbildung, konfrontierte sie einmal eine arbeitssuchende Frau auf einer Messe. „Vielleicht traut man sich den Wiedereinstieg in den Beruf nicht so zu, fehlendes Selbstbewusstsein ist bei vielen – vor allem Frauen – ein großes Thema. Doch kann ich nur ermutigen, der Neustart in den Beruf ist möglich, Schritt für Schritt, zum Beispiel mithilfe von Weiterbildungsangeboten.“
Rundum-Paket für den Wiedereinstieg in den Beruf
Im Berufsinformationszentrum (BIZ) in Tauberbischofsheim fand zum ersten Mal eine Informationsmesse zum Thema „Wieder(-einstieg)“ statt. „Alle Stellen, die sich hier präsentieren, ziehen an einem Strang, wir bieten das große ‚Rundum-Paket‘ für die Rückkehr in den Beruf“, machte Silke Diehm, Beraterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken, die Gründe für die Kooperation deutlich. Neben verschiedenen Infotischen und einer Wand mit Stellenangeboten gab es Gelegenheit, kostenfrei Bewerbungsbilder machen zu lassen und die Bewerbungsmappe zum Check mitzubringen.
Der Fokus bei der Messe liegt auf den Frauen
Der Fokus liege bei dieser Messe auf den Frauen, weil diese – häufiger als Männer – durch Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Zudem suche ein hoher Anteil von alleinerziehenden Frauen nach Unterstützung, erklärte Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. „Und nicht selten planen Frauen ihr Leben noch als Hausfrau – sprich, der Part, der zuhause bleibt – doch es sind nicht nur eine Scheidung, auch Krankheit oder der Tod des Partners werfen diesen Plan über den Haufen“, so Elisabeth Giesen. Dann gehe man daran, zu schauen, wo die Stärken liegen, was die Frauen für eine Ausbildung hätten, damit sie wieder ihr eigenes Geld verdienen können.
Es gilt auch, Rückschläge zu verkraften
„Wir möchten, dass die Frauen erkennen, dass sie – auch wenn sie das zuvor nicht in eine berufliche Tätigkeit eingebracht haben – bei der Care-Arbeit viele Talente angewendet haben“, meint Clara Weiß. „Sie können einiges – das wollen wir ihnen zeigen“, fügt Elisabeth Giesen an. Doch brauche es für den Wiedereinstieg mitunter Resilienz, die Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften. Die Rückkehr gelinge in der Regel nicht mit der ersten Bewerbung.
„Wir wünschen uns, dass die Menschen, die beabsichtigen, in den Beruf zurückkehren, in diesem Prozess Entwicklungspotenziale sehen“, merkt Berufsberater Sebastian Schwarzkopf an. Er legt Arbeitssuchenden eine Beratung bei einer der Stellen nahe: „Versucht’s doch einfach mal – es kostet nichts, man braucht nur ein wenig Zeit und geht hoffentlich mit neuen Erkenntnissen nach Hause.“
Organisiert wurde der Infotag im BIZ von Rhode Karipidou-Speck (Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Schwäbisch Hall), Silke Diehm, Hanna Schmitt (Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Jobcenter Main-Tauber) und Clara Weiß. An Ständen informierten der Pflegestützpunkt Main-Tauber-Kreis, das Jobcenter Main-Tauber, die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, der Tageselternverein Main-Tauber-Kreis das Regionalbüro für berufliche Fortbildung und die Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim_artikel,-tauberbischofsheim-wiedereinstieg-in-den-beruf-versuchts-einfach-mal-_arid,2318120.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html