Unter der Schirmherrschaft von Zahnärzte ohne Grenzen

Tauberbischofsheimer Zahnärzte im Hilfseinsatz in Sambia

Mediziner mussten das Equipment teilweise aus Deutschland mitbringen. Behandlungen erfolgten unter schwierigsten Bedingungen.

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Die vier Zahnärzte aus der Region Adrian Schmitzius, Dr. Ingo Bolg, Lennart Bolg und Tim Breidenstein leisteten in Sambia unter der Schirmherrschaft der DWLF (Zahnärzte ohne Grenzen) einen humanitärem Einsatz. © Bolg

Tauberbischofsheim. Der Tauberbischofsheimer Zahnarzt Dr. Ingo Bolg, sein Sohn Lennart Bolg, Adrian Schmitzius, der im MVZ am Laurentiusberg in Tauberbischofsheim arbeitet, und Tim Breidenstein, der ab Januar auch in Tauberbischofsheim in den neuen Räumen der Praxis Tauberzahn in der Mergentheimer Straße arbeiten wird, sind im August nach Sambia aufgebrochen. Der Hilfseinsatz fand unter der Schirmherrschaft der DWLF (Zahnärzte ohne Grenzen).

Sambia ist ein Binnenland im Süden von Afrika. Es ist ungefähr doppelt so groß wie Deutschland und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Auch das Gesundheitssystem ist nur unzureichend, weshalb - auch aufgrund der hohen HIV-Infektionsrate - die Lebenserwartung zu den niedrigsten auf dem Globus gehört. Zwar gibt es eine Schulpflicht, doch können nur etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung lesen und schreiben.

Viel Material und Medikamente im Gepäck

Ausgerüstet mit einer großen Menge an Material und Medikamenten kamen die vier Zahnärzte nach einer mehr als 24-stündigen Anreise in der Stadt Siavonga an. Dort bezogen sie ihr Quartier in der Lodge von Hermann Striedl, einem 78-jährigem Münchner, der vor mehr als 50 Jahren nach Sambia ausgewandert war. Die Unterkunft liegt am Kariba-Stausee, dem nach dem Wasservolumen zweitgrößtem Stausee der Welt.

Die nächsten Tage ging es mit einem vierradgetriebenen Minibus über Sandpisten und staubige Wege zu den verschiedenen Einsatzorten. Dabei diente der einheimische Fahrer Piri als Übersetzer, Techniker und Mädchen für alles. Allerdings geriet auch er manchmal an seine Grenzen, da in Sambia mehr als 40 verschiedene Sprachen gesprochen werden.

Auch das Auto diente als Stromquelle für die Behandlung

Am Ort des Einsatzes angekommen, wurde zuerst einmal das mitgebrachte Equipment aufgebaut. Dabei war es auch einmal nötig, das Auto als Stromquelle zu benutzen, da nicht überall Elektrizität zur Verfügung stand. Die Menschen, die meist durch die Kirche auf die Ankunft der deutschen Zahnärzte aufmerksam gemacht wurden, warteten oft geduldig mehrere Stunden auf ihre Behandlung. Für viele war es der erste Kontakt mit einem Zahnarzt.

Auch das Auto diente bisweilen als Stromquelle für die improvisierte Praxis. © Bolg

Abends kamen die vier Mediziner meist erschöpft, aber zufrieden in Ihrer Unterkunft an. Dort wurden sie mit afrikanisch-bayerischer Küche verpflegt, die der Münchner Hotelbesitzer entwickelt hat. Eine Spezialität war zum Beispiel Krokodilschnitzel Wiener Art mit Kartoffelbrei. Das Krokodilfleisch ist ein Nebenprodukt der Lederproduktion im Kariba See. Ein Teil des Leders für Luxushandtaschen französischer Produktion stammt aus Sambia.

Das Wochenende bot dann Zeit für eine Safari und eine Bootstour auf dem Sambesi. Dort konnten sich die Zahnärzte entspannen und Elefanten, Zebras, Flusspferde, Krokodile und viele weitere Wildtiere beobachten.

Ziel ist, größere Zahnprobleme zu verhindern

In der zweiten Woche funktionierte die Koordination des Einsatzes immer besser. Dies lag auch daran, dass die drei jungen Zahnärzte, die alle ihr Examen erst im Jahr 2024 abgelegt hatten, so viel Erfahrung und Routine gewonnen hatten, dass die Behandlungen schneller und reibungsloser abliefen.

Bei einem solchen Hilfseinsatz, wie dem in Sambia, geht es vor allem darum, größere Zahnprobleme zu verhindern. Deshalb wurden vor allem mehr als 300 zerstörte Zähne extrahiert. Aber - meist bei jüngeren Menschen - wurden auch unter schwierigsten Bedingungen Füllungen gelegt. Leider ist es bisher in Sambia für die DWLF noch nicht möglich, auch nur einfachsten Zahnersatz anzubieten. Allerdings hat die Organisation schon zahntechnisches Material nach Sambia transportiert, und es soll zeitnah Menschen vor Ort eine Ausbildung zum Zahntechniker angeboten werden.

Adrian Schmitzius, Tim Breidenstein und Dr. Ingo Bolg freuten sich nach den Behandlungen mit viel Improvisationskunst darauf, wieder in ihren Praxen in Tauberbischofsheim arbeiten und die Patienten mit hochwertiger Zahnmedizin auf dem neuesten Stand versorgen zu können.

Die Behandlung in Sambia durch die Zahnärzte erfolgte unter einfachsten Bedingungen und erforderte bisweilen Improvisationskunst. © Bolg

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