Main-Tauber-Kreis. Anderen Menschen helfen, wenn diese in der Öffentlichkeit Opfer von Gewalt und Kriminalität werden – das ist Zivilcourage. Um die Bedeutung hervorzuheben, macht der „Weiße Ring“, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, am Freitag, 19. September, dem „Tag der Zivilcourage“, auf den Grundsatz „Helfen und Handeln“ aufmerksam. Seit 2015 finden an diesem Tag bundesweit Aktionen statt, die Menschen Mut machen sollen, sich für andere Mitbürger einzusetzen, wenn sie etwa beleidigt, diskriminiert oder bedroht werden.
„Viele denken bei Zivilcourage gleich daran, sich dazwischenzuwerfen, wenn es eine Schlägerei gibt. Dabei kann Zivilcourage viele Gesichter haben. Wenn beispielsweise jemand in der Öffentlichkeit beleidigt wird, können Menschen auch hier eingreifen und handeln, und damit Betroffenen zeigen, dass sie in dieser Situation nicht allein sind“, sagt Wolfgang Eble, Außenstellenleiter des „Weißen Rings“ im Main-Tauber-Kreis „Wichtig ist dabei immer, sich nie selbst in Gefahr zu bringen. Im Prinzip kann jeder helfen, wenn er Zeuge eines Verbrechens wird – im echten Leben wie digital.“
Denn auch im digitalen Raum ist Gegenrede entscheidend. „Wir dürfen Hass und Hetze nicht das Feld überlassen. Wenn niemand widerspricht, wenn eine Gruppe von Usern menschenverachtende Inhalte postet, fühlt diese sich am Ende noch bestärkt und legitimiert. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen uns, auch im digitalen Raum, für unsere Werte und für unsere Demokratie starkmachen“, so Wolfgang Eble. Dabei sollte man sich aber nicht auf das Niveau der Hetzer begeben: „Am besten bleibt man sachlich, konstruktiv, freundlich und deeskalierend.“
Diese fünf Regeln der Zivilcourage sollten möglichst immer beachtet werden: Situation genau beobachten, gegebenenfalls aus der Distanz handeln, sich nicht selbst in Gefahr bringen. Die Polizei unter 110 anrufen. Möglichst handeln, bevor sich die Situation zuspitzt. Andere Passanten aktiv um Mithilfe und Unterstützung bitten. Sich um das Opfer kümmern.
2024 gab es laut polizeilicher Kriminalstatistik rund 1,1 Millionen Fälle von Straßenkriminalität in Deutschland, darunter etwa 73.000 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung, und ungefähr 251.500 Beleidigungen. Mit entschlossenem Eingreifen könnten viele solcher Straftaten verhindert werden. „Ich möchte daher allen Bürgern Mut machen, Zivilcourage zu zeigen, und damit anderen zu helfen. Wenn die Menschen aufeinander aufpassen und sich füreinander starkmachen, ist das ein deutliches Zeichen für eine gesunde und starke Gesellschaft“.
Der „Weiße Ring“ wurde 1976 in Mainz gegründet als „Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten“. Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von rund 3000 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelfern in bundesweit 400 Außenstellen, beim Opfer-Telefon und in der Onlineberatung. Der „Weiße Ring“ hat mehr als 100.000 Förderer und ist in 18 Landesverbände gegliedert. Er ist ein sachkundiger und anerkannter Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen. Der „Weiße Ring“ erhält keine staatlichen Mittel.
Die Außenstelle Main-Tauber ist unter Telefon 0151/55164806 oder per E-Mail unter main-tauber-kreis@mail.weisser-ring.de erreichbar.
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