Tauberbischofsheim. Nach über elf Jahren Partnerschaft stand das Haus des Handwerks in Tauberbischofsheim zu Beginn des Jahres vor einer großen Herausforderung: Die Volksbank hatte ihren Mietvertrag gekündigt, und damit wurden rund 350 Quadratmeter im zweiten Obergeschoss sowie 150 Quadratmeter im ersten Obergeschoss frei. Die Kreishandwerkerschaft stand vor der anspruchsvollen Aufgabe, neue Mieter zu finden – und das in einem herausfordernden Immobilienumfeld.
„Die Suche war alles andere als einfach“
„Die Suche war alles andere als einfach“, berichtet Geschäftsführerin Angelika Gold im Gespräch mit den FN. „Es gab zwar viele Interessenten, doch die meisten benötigten deutlich kleinere Flächen, als wir sie hätten anbieten konnten.“ Im Frühjahr nahmen die Gespräche schließlich Fahrt auf: Mit der Physiotherapiepraxis Sanitas Tauberfranken und einer Fahrschule fanden sich zwei vielversprechende Partner. Doch schnell wurde klar: Für die Praxis mit dem Team Raymond Valk, Katja Gramlich und Stephan Popp ist Barrierefreiheit zwingend erforderlich – ein Aspekt, der im zweiten Obergeschoss über eine reine Treppenanlage nicht gegeben war.
Zukunftsweisenden Entschluss gefasst
Damit begann eine intensive Phase der Beratungen und Abstimmungen. In mehreren Sitzungen mit den Obermeistern der Innungen wurde schließlich ein zukunftsweisender Entschluss gefasst: Das Handwerk investiert in sein eigenes Haus – gemeinsam, solidarisch und aus Überzeugung. Anstatt auf ein klassisches Bankdarlehen zu setzen, entschieden sich die Innungen für einen bemerkenswerten Weg: Das regionale Handwerk finanziert die Investition selbst.
Mit einem gemeinschaftlichen Darlehen über rund 250.000 Euro und einer Sonderumlage über fünf Jahre tragen alle Innungsmitglieder ihren Teil zur Modernisierung des Hauses bei.
„Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, was unser Handwerk ausmacht: Zusammenhalt, Verantwortungsbewusstsein und Mut zur Zukunft“, betont Kreishandwerksmeister Timo Szabo und sagt: „Wir investieren nicht nur in Wände und Technik, sondern auch in die Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinschaft.“
Die Mittel fließen vor allem in die barrierefreie Erschließung des Gebäudes: Ein moderner Aufzug wurde installiert, um künftig allen Besuchern und Mietern einen komfortablen Zugang zu ermöglichen. Damit wird das Haus auch inklusiver. Neben der Kreishandwerkerschaft selbst sind bereits die Handwerkskammer, eine Krankenkasse und eine Versicherung im Gebäude ansässig. Mit der neuen Physiotherapiepraxis und der Fahrschule wird das Haus laut Angelika Gold künftig noch lebendiger. Sie bezeichnet es als „echten Gewinn für die gesamte Region“.
„Wir wollen das Haus des Handwerks als modernes Dienstleistungszentrum positionieren“, erklärt sie - ein Ort der Begegnung, an dem Handwerk, Wirtschaft und Dienstleistung Hand in Hand arbeiten.
Neugestaltung der Fassade im Frühjahr 2026
Auch optisch wird das Gebäude neue Akzente setzen: Im Frühjahr 2026 steht die Neugestaltung der Fassade an. Ein Gestaltungswettbewerb der Maler-Innung wird über das zukünftige Erscheinungsbild entscheiden. Mit dabei sind die Auszubildenden der Malerbetriebe, die die Umsetzung eigenständig übernehmen werden. Unterstützt wird das Projekt von der Firma Sto, die Materialien und Farben stiftet.
Initiiert wurde das Vorhaben der Fassadenneugestaltung durch den Obermeister der Maler- und Stuckateur-Innung, Benedikt Baumann. Die Gewerbliche Schule Tauberbischofsheim mit Schulleiter Ralf Scherer und Abteilungsleiter Jörg Schwab zeigten sich von Beginn an begeistert und unterstützen das Projekt gemeinsam mit der Fachlehrerin Sabine Hagelstein mit großem Engagement.
„Dass unsere Auszubildenden aktiv mitgestalten, macht uns besonders stolz“, so Szabo. „Sie prägen das neue Gesicht des Hauses – und zeigen, wie lebendig und kreativ unser Handwerk ist.“ Ende Oktober wird schließlich der neue Aufzug feierlich eingeweiht – gemeinsam mit den neuen Mietern, Partnern und Freunden des Handwerks.
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